Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 145 Dom, Depot E. 15./A. 16. Jh.

Beschreibung

Altartafel?, Kreuzigungsgruppe, Domschatz Inv. Nr. 430; Leinen, hochrechteckig, Tüchleinmalerei.1) In einem dreiseitigen Rahmen vegetabilischer Ranken mit Granatapfelmotiven eine Kreuzigung: unter dem T-Kreuz, links Maria in blauem Gewand, mit Kopftuch und Rise in gleicher Farbe, die Hände übereinandergeschlagen, rechts Johannes in rotem Gewand, barfuß, die Hände gefaltet; im Hintergrund links eine Wasserburg, rechts im Mittelgrund eine Stadtarchitektur, dahinter in einer Gartenlandschaft Gefangennahme und Abführung Jesu. An den Enden der Kreuzbalken, zu Füßen des Gekreuzigten und an seiner rechten Seite kleine Engel, die sein Blut in Kelchen auffangen. Der Kreuzesstamm von textilen Mustern, z. B. Vogelgefieder hinterfangen. In der Mitte über dem Kreuzbalken aufgemalt der Kreuztitulus, weiß auf Schwarz.

Maße: H. 146 cm, B. 117,9 cm, T. 3,3 cm, Bu. ca. 1 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Bildarchiv Foto Marburg (Unbekannt) [1/1]

  1. i(hesus) · n(azarenus) · r(ex) · i(udeorum) ·2)

Übersetzung:

Jesus aus Nazareth, König der Juden.

Kommentar

Die Buchstaben sind fast ausschließlich an den oberen Schaftenden gebrochen und enden an den unteren fast stumpf. Die Fahne des r ist mit dem Schaft durch einen dünnen Strich verbunden.

Das Kanonbild eines Missale, das im Halberstädter Domschatz aufbewahrt wird, zeigt eine ähnliche, etwas ältere Darstellung.3)

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Tüchleinmalerei Art.: Tüchleinmalerei in: LexMA Bd. VIII, Sp. 1080 (M[arion] Grams-Thieme); Straub 1988, S. 150–154; Bosshard 1982; Schulte 1995, bes. S. 4–16; Dudeck 1996.
  2. Io 19,19.
  3. Domschatz Inv. Nr. 480; vgl. auch Schmidt 1881, Nr. 113 S. 3; Abb. MI Nr. 87 959. Eine Widmung des Stifters, des Dominikaners und Mainzer und Hildesheimer Weihbischofs Bertold von Oberg, Bischofs von Panados, gibt Auskunft, daß dieses Missale erst nach seiner Resignation gestiftet wurde, d. h. nach 1489 und vor seinem Tod 1494 in Göttingen. Vgl. dazu Gatz 1996, S. 509 (Friedhelm Jürgensmeier).

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 145 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0014503.