Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 132 Dom, Depot 15. Jh.

Beschreibung

Meßkelch, Domschatz Inv. Nr. 12;1) Silber vergoldet, getrieben und graviert, Schauseite der Rotuli mit opakem Grubenschmelz ausgefüllt, Kruzifixus gegossen, zwei Perlen, zwei gemugelte Steine, gut erhalten, leichter Weinfraß in der Kuppa, Verbindung zwischen Fuß und Stilus etwas gelockert. Sechspaßfuß auf gleichgeformtem flachen und breiten Standring, schmale Zarge mit Perlstab angelötet, flacher Anlauf, Stilus mit vierblättrigen Blüten, dazwischengeschoben der flache, breite Nodus mit sechs profilierten rautenförmigen Rotuli, an der Ober- und Unterseite zungenförmige durchbrochene Maßwerkfenster; schräg ansteigende, ausladende Kuppa auf schalenförmiger Halterung. An einem der Pässe des Fußes der Kruzifix, dessen Kreuzenden in Kleeblattpässen enden, in deren Mitte oben und unten je eine große Perle, links und rechts je ein gemugelter roter Stein (Rubin?), die Fassungen gehen auf der Unterseite in Niete über. Auf einem später, wohl erst im Verlauf des 15. Jahrhunderts, schräg angebrachten, proportional zum Kruzifix zu großen Schriftband am oberen Kreuzesstamm der gravierte Kreuztitulus.

Maße: H. 15,3 cm, B. 13,7 cm, Bu. 0,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/2]

  1. i(hesvs) n(azarenvs) r(ex) i(vdeorvm)2)

Übersetzung:

Jesus aus Nazareth, König der Juden.

Kommentar

Die Schrift ist schmal proportioniert. Das r weist ein freistehendes Quadrangel auf, das in beidseitigen Zierstrichen endet.

Der Kelch selbst stammt seiner Form nach wohl vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Lediglich das zu groß geratene Schriftband mit dem Kreuztitulus ist vielleicht erst im Verlauf des Jahrhunderts angebracht worden.

Anmerkungen

  1. Es handelt sich wohl um den von Lucanus 1866, S. 43 zu Nummer 43 erwähnten Kelch; Nebe 1889/1890, S. 87; Zschiesche 1895, S. 156; Hermes 1896, S. 88; BKD, S. 273.
  2. Io 19, 19.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 132 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0013206.