Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 83 Dom, Depot um 1420/30

Beschreibung

Kirchenfahne, Domschatz Inv. Nr. 188;1) auf Leinengrund applizierte Seide sowie Leinen-, Seiden- und Metallfadenstickerei. In drei Kielbogenbaldachinen unter einem Rankenfries eine Marienkrönung, flankiert links von der hl. Katharina mit Schwert und Rad, rechts von der hl. Ursula mit Pfeilspitze und Buch; vor dem ehemals grünen Hintergrund der Marienkrönung halten zwei vom Himmel herabkommende Engel Schriftbänder mit den in roter Seidenstickerei gestickten, nicht mehr entzifferbaren Inschriftenfragmenten. Die Rückseite zeigt in gleichem Architekturrahmen zu beiden Seiten einer Auferstehung zwei Heilige, links mit Patriarchenkreuz und Buch Andreas,2) rechts mit Schwert und Buch Paulus, die beiden Engel über der Auferstehung ohne Schriftbänder. Der Seidenstoff ist fast vollständig abgerieben, Seiden- und Metallfäden ausgedünnt bzw. ausgefallen, Seidenquasten am Rand fehlen bis auf wenige Ausnahmen.3)

Maße: H. 54,8 cm, B. 65,8 cm, Bu. 0,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. [..]om[.........]f[....]r[.] // [– – –]

Kommentar

Die Schrift kann wegen der wenigen erhaltenen Buchstaben und ihres schlechten Erhaltungszustands nicht bewertet werden. Der Text könnte eine auf das Hohelied bezogene Antiphon, einen Versikel oder ein Responsorium wiedergegeben haben, wie sie an den Marienfesten, besonders aber zur Himmelfahrt Mariens gesungen wurden.4) Die Datierung folgt der stilistischen Einschätzung von Renate Kroos.5)

Anmerkungen

  1. Vgl. Nebe 1889/1890, S. 87; Hermes 1896, S. 104, 106; BKD, S. 288; Doering 1927, S. 74; jeweils als Altarvelum bezeichnet; Kroos 1970, S. 124 f. Nr. 34 b. Eine zugehörige zweite Kirchenfahne hat sich unter der Inv. Nr. 189 im Halberstädter Domschatz erhalten. Die dort abgebildeten Szenen, die Verkündigung an Maria, flankiert von der heiligen Barbara mit Hostienkelch und Palmzweig sowie einem Heiligen mit Beil als Attribut (Matthäus oder Matthias) und Christus am Ölberg zwischen Petrus und Philippus mit T-Kreuz (eher als Bartholomäus mit Schindemesser), weisen auch im Schriftband in den Händen des Verkündigungsengels keine Schriftüberreste mehr auf.
  2. Vgl. auch Nr. 48.
  3. Siehe zum Erhaltungszustand und zur Technik Kroos 1970, S. 124 f. Nr. 34 a, b.
  4. Vgl. Carmina Scripturarum, S. 265–278.
  5. Kroos 1970, S. 124 f. Nr. 34 a, b.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 83 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0008308.