Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 77 Dom, Textilsaal 1. V. 15. Jh.

Beschreibung

Hostienmonstranz, Domschatz Inv. Nr. 6;1) Silber vergoldet, geschmiedet, gegossen, getrieben, durchbrochen, graviert, punziert, Messing; bis auf einige leicht korrodierte Stellen gut erhalten, etwas verschmutzt, Kristall- bzw. Glaszylinder fehlt. Über einem breiten sechspaßförmigen Standring und einer profilierten Zarge von durchbrochenen Vierpässen erhebt sich der Standfuß mit steiler Wandung, der mit dem sechseckigen, gravierten, durch Schaftringe und aufgelegte Schnurstäbe gegliederten Schaft durch einen Splint verbunden ist und von einem flachen, mit Blatt- und Maßwerkornamentik geschmückten Nodus geteilt wird, der auf der Schauseite seiner durch Hohlkehlen gegliederten sechs Rotuli die gravierte Anrufung zeigt. Dieser oben ausladende Schaft trägt die mit Lilienfriesen verzierte Turmarchitektur von sechseckigem Grundriß, mit seitlich angelötetem Strebwerk aus Pfeilern, Bögen, Fenstern, Wasserspeiern und Fialen aus Messing, an dem je ein Glöckchen hängt; sie endet in einem mittels Scharnieren aufklappbaren sechseckigen Turmhelm, der von Kriechblumen und gravierten Schindeln geschmückt und einem die Turmkugel krönenden Kruzifix abgeschlossen wird. Im Schaugehäuse sind Lunulaschlitten mit Lunula noch vorhanden, während der Kristall- bzw. Glaszylinder fehlt.

Maße: H. 53 cm, D. 15,2 cm, Bu. 0,9–1 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/6]

  1. i//h//e//s//v//s

Kommentar

Die Bandminuskel mit angedeuteter Schraffur hat keine echten Unterlängen. Nach rechts umgebogene Zierhäkchen finden sich an den oberen Schaft- und unteren Bogenenden des h, am unteren Schaftende des i, am unteren Bogen des s, gegenläufig umgebogene am dünn ausgeführten Balken des e. Die Bögen sind durch Umknicken gebrochen, der senkrechte Teil des gebrochenen Bogens des e durch Brechung.

Eine vom Aufbau her ähnliche Monstranz befindet sich im Bayerischen Nationalmuseum, Reste einer solchen im Kirchenkreis Ermsleben.2) Eine etwas filigranere Arbeit aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts wird in der Stiftskirche zum Heiligen Kreuz in Horb am Neckar aufbewahrt.3)

Anmerkungen

  1. Elis 1857, S. 75; Lucanus 1866, S. 43 unter Nr. 35; Nebe 1889/1890, S. 88; Zschiesche 1895, S. 157; Hermes 1896, S. 91 mit Abb. S. 92; BKD, S. 273; Der heilige Schatz 2008, Nr. 43 S. 150 f. mit Abb. (Thomas Richter).
  2. Braun 1932, S. 367 mit Taf. 63 Nr. 231; Katalog Magdeburg 2001 b, Nr. 92 S. 296 mit Abb. (B[ettina] S[eyderhelm]).
  3. Fritz 1982, Nr. 570 S. 268 mit Abb.

Nachweise

  1. Der heilige Schatz 2008, Nr. 43 S. 150 f. mit Abb. (Thomas Richter).

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 77 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0007700.