Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 76† Dom, ehemals im Chorumgang vor der Chorscheitelkapelle 1419

Beschreibung

Sterbevermerk des Bischofs Albrecht von Wernigerode (1411–1419), auf dem „Leich=Stein“,1) ehemals vor der Chorscheitelkapelle.2)

Text nach Haber 1739.

  1. Anno Domini MCCCCXIX die mensis Septemb(ris)a) undecima obiit Reverendus Paterb) Dominus Albertc) Comes de Wernigerode hujus Ecclesiae Halberstadiensisd) Episcopus cujus anima requiescat in pacee)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1419 am elften Tag des Monats September starb der ehrwürdige Vater Herr Albert Graf von Wernigerode, dieser Halberstädtischen Kirche Bischof. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Hochstift Halberstadt3)Wernigerode4).

Kommentar

Bischof Albrecht (IV.) von Halberstadt, ein Sohn Graf Konrads V. von Wernigerode und einer Tochter des Grafen Dietrich von Hohnstein, in Himmelpforten erzogen, wurde schon mit zwölf Jahren zum Propst von St. Bonifatius gewählt.5) Er behielt das Amt 1366, als er zum Subdiakon geweiht worden war, mit päpstlicher Dispens bei und studierte in Montpellier Kirchenrecht. Seit 1363 X 2–7 als Halberstädter Domherr nachweisbar, 1387 Archidiakon des Bannes Eisleben, seit 1401 mit weiteren Archidiakonaten providiert, hatte er schon seit 1375 die Propstei von St. Blasius in Braunschweig inne, die er 1383 vermutlich wegen der Halberstädter Propstei resignierte; diese besaß er nachweislich noch nach seiner Wahl zum Bischof Anfang 1411. Bestätigt noch im selben Jahr, wurde er 1412 im schon hohen Alter von über 65 Jahren geweiht. Unter großen Mühen suchte er die desolate Finanzlage der Diözese, auch durch Einsatz eigener Mittel, zu verbessern und sowohl einer Reihe von Querelen im Domkapitel als auch den Unruhen in der Stadt zu begegnen sowie die Diözese zu befrieden.

Textkritischer Apparat

  1. die mensis Septembris undecima] Fehlt Oeynhausen, Sammlung. Septembris vielleicht mittels nachstehendem Punkt gekürzt, wenn man der Transkription Habers Glauben schenken darf.
  2. Pater] et fügt hinzu Schmidt.
  3. Albert] Sic! Albertus Oeynhausen, Sammlung, Schmidt.
  4. Halberstadiensis] Halberstaten. Oeynhausen, Sammlung, Halb. Lentz, Schmidt.
  5. pace] Amen fügt hinzu Oeynhausen, Sammlung.

Anmerkungen

  1. Haber 1739, S. 39; Lentz 1749, S. 272. So auch Elis 1857, S. 65, der angibt, es habe sich um einen steinernen Sarg gehandelt. Vgl. auch Halberstadt, Domarchiv, Loc. III Nr. 1, Alte Inventarien-Verzeichnisse, Bl. 51; dort heißt es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: „die Grabsteine sind bei der letzten Umpflasterung zerschlagen“. Gemeint sind die Grabplatten Albrechts und seines Nachfolgers Johannes von Hoym. Vgl. auch Nr. 86, 94.
  2. Haber 1739, S. 39; Lentz 1749, S. 272; Niemann 1824, S. 28; Elis 1857, S. 31, 65; Hermes 1896, S. 68; BKD, S. 300; Halberstadt, Domarchiv, Loc III Nr. 1, Alte Inventarien-Verzeichnisse, Bl. 51. Albrecht wurde als erster Bischof vor der Kapelle im neuen Chor begraben; vgl. Elis 1883, S. 44. Die Kapelle wird auch Marien-, Tauf- oder Bischofskapelle genannt. Die Grabstelle ist noch heute durch eine Ritzinschrift des 15. Jahrhunderts in der Chorwand bezeichnet; vgl. Nr. 94.
  3. Nach der Zeichnung bei Oeynhausen, Sammlung, Nr. 227: gespalten; vgl. Siebmacher Bi, S. 144 mit Taf. 227.
  4. Nach der Zeichnung bei Oeynhausen, Sammlung, Nr. 227: zwei gekrümmte Forellen; vgl. ebd. SaA, S. 184 mit Taf. 120.
  5. Vgl. dazu und zum Folgenden Lentz 1749, S. 271 f.; Schmidt 1883, S. 250–252; Jacobs 1895, S. 695–739; Boettcher 1913, S. 263–281; Meier 1967, S. 349 f.; Averkorn 1997, S. 39–41 mit weiterer Literatur; Gatz 1996, S. 229 (Walter Zöllner). Das Testament abgedruckt bei Schmidt 1883, S. 257–261; UBHH Bd. 4, Nr. 3369 S. 585 f.

Nachweise

  1. Haber 1739, S. 39.
  2. Lentz 1749, S. 272 (nach Haber).
  3. Oeynhausen, Sammlung, Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek Oy-H V, 42 Nr. 91 (Julius Karl Adolf Friedrich Graf von Oeynhausen (1843–1886), Sammlung von Grabinschriften in deutschen Kirchen).
  4. Schmidt 1883, S. 251 (nach Haber).

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 76† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0007603.