Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 70 Dom, südlicher Chorumgang A. 15. Jh.

Beschreibung

Glasscheibe des Bildfensters süd VIII 1b, ursprünglich in nord IX;1) Farbglas, Schwarzlot, gut erhalten; vierbahniges Fenster mit fünf Zeilen, abschließenden Kopfscheiben und Maßwerkverglasung, sämtlich blank verglast bis auf eine Allegorie der Spes, zu ihren Füßen auf einem seitlich eingerollten Spruchband aufgemalt die Bildbeischrift.

Maße: H. ca. 730 cm, B. 253 cm (Scheibe: H. 90 cm, B. 53,8 cm), Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal in gotischer Majuskel.

Eva Fitz, Die mittelalterlichen Glasmalereien im Halberstädter Dom, Berlin 2003, S. 590 Abb. 236 (Renate Roloff) [1/1]

  1. S[pes]

Übersetzung:

Die Hoffnung.

Kommentar

Der auffälligste und einzige noch zur Hälfte originale Buchstabe, das Versal-S, ist von ungewöhnlicher Form. Die Bögen sind innen rund und außen mit kleinen Buckeln besetzt. Der Buchstabe wird von einem Abschlußstrich beschlossen, der im Buchstabeninneren noch bis zum mittleren Bogenabschnitt des unteren Bogens weitergeführt wird.2) Dieser Versal, der genauso geformt ist, hat sich ebenfalls in der aus demselben Fenster, dem Sakramentfenster (nord IX), stammenden Scheibe mit der Salbung Davids durch Samuel (nord VIII 3d), die das Sakrament der Firmung illustriert, erhalten. Auch das fälschlicherweise nachgestellte Sta für Sancta in der 1899/1900 neu geschaffenen Inschrift charit//as Sta, für die Caritatis conbibio, die sich urspünglich im Fenster nord IX befunden hatte und die seit 1945 verschollen ist, war wohl der Vorlage des Anfangsbuchstabens der David- und Samuelscheibe nachempfunden worden. Zum Bildprogramm und den Inschriften des Fensters nord IX siehe Nr. 71. Vgl. zum Bestand des Fensters süd VII Nr. 68.

Anmerkungen

  1. Siehe dazu Fitz 2003, S. 355, 358 ff. samt der älteren Literatur. Die 1996 aus Privatbesitz nach Halberstadt zurückgekehrte Scheibe wurde im Jahr 2000 als 1b in das Fenster süd VIII eingesetzt.
  2. Fitz 2003, S. 355 sieht in ihrer Bestandzeichnung auch noch den nächsten, vielleicht auch noch den übernächsten Buchstaben für original an. Das scheint m. E. unwahrscheinlich, da in diesem Teil der Scheibe dieselben Hilfslinien angebracht sind, die auch den letzten Buchstaben, der gewiß ergänzt ist, begleiten.

Nachweise

  1. Fitz 2003, S. 355 mit Abb. 236 und Farbtaf. XXVI.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 70 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0007001.