Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 67 Dom, nördlicher Chorumgang A. 15. Jh.

Beschreibung

Bildfenster nord VII;1) Farbglas, Schwarzlot; nahezu vollständig ergänzt, original bzw. teilweise original neben den Kopfscheiben und den beiden Pässen im Maßwerk nur noch die Scheibe 1b, ursprünglich in Fenster nord VI, dem Zehn-Gebote-Fenster, als Scheibe 2a, der Zustand der erhaltenen Scheiben mäßig. Vier Bahnen zu fünf Zeilen mit abschließenden Kopfscheiben. Das bis auf eine Scheibe erneuerte sog. Prophetenfenster zeigt im ursprünglichen Maßwerk des Fensters, das vormals wohl ein Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten gewidmetes Bildprogramm enthielt, gemalt auf den Schriftbändern in Händen des Engels und des Evangelisten Johannes in den Scheiben 3 AB die Inschrift A und in 3 CD den Antiphonanfang (B). Scheibe 1b mit der radierten Bildbeischrift (C).

Ergänzungen nach einer Lichtbildaufnahme des CVMA, Potsdam.2)

Maße: H. 731 cm, B. 258 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A, B), Gotische Majuskel (C).

CVMA Deutschland Potsdam/Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Renate Roloff) [1/2]

  1. A

    · volat auisa)3)

  2. B

    Mitto angelu(m) meu(m)4)

  3. C †

    · JEROBEAM // REX · REX · I[OSIA]/S · DICIT · [MI]//SERERE // · MEIb) ·5)

Übersetzung:

A: Es fliegt ein Vogel. B: Ich schicke meinen Engel. C: Der König Jerobeam; der König Iosias spricht: Erbarme dich meiner [Herr].

Kommentar

Die Schrift in den Maßwerkscheiben weist dieselben Formen auf, die, wie die in Nr. 63 beschriebenen, zu der Werkstatt gehören, die auch die Fenster nord VI (Marienfenster), nord V (Dionysius-), süd VI (Martins-), süd VII (Karls-) und nord IX (Sakramentfenster) geschaffen hat. Das Fenster hat nach Fitz wohl ursprünglich Darstellungen der beiden Johannes’ enthalten, wie aus den Darstellungen des Maßwerks, die sich in typologischer Aussage auf das Bildprogramm des Fensters bezogen haben, und der einzigen erhaltenen, heute in nord V befindlichen Scheibe 2a zu schließen ist.6) Die aus nord VI stammende Scheibe zeigt den König Josias während der Neuweihe der von Jeroboam besudelten Altäre als Darstellung des dritten Gebots, der Heiligung des Sabbat.7)

Textkritischer Apparat

  1. auis] Nach 1897 wurde volat auis vom Königl. Preuß. Institut für Glasmalerei in Berlin durch (et) extendt(it) // alas sua//s ergänzt.
  2. MEI] Der zweite Buchstabe beschädigt. Nach 1897 wurde vom Königl. Preuß. Institut für Glasmalerei in Berlin das gekürzte Wort DOM(IN)E hinzugefügt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Fitz 2003, S. 294–303 mit Abb. 206–209 einschließlich der älteren Literatur.
  2. Vgl. Fitz 2003, S. 300 Anm. 1188.
  3. Nach Fitz handelt es sich vielleicht um eine Paraphrase nach Apc 4,8 über die Ankunft Christi nach dem Ende aller Zeiten; Fitz 2003, S. 303.
  4. Breviarium Halberstadense 1515, fol. XXVIv Antiphon zum Benedicat am Mittwoch der zweiten Woche nach Advent und fol. CXCr zur Purificatio Mariae nach Mal 3,1; CAO Vol. III 2525; siehe auch Mt 11,10 und Lc 7,27.
  5. Wohl nach IV Rg 23,3, 23,15–25.
  6. Fitz 2003, S. 295–298.
  7. Ebd., S. 247 f., 300 f.

Nachweise

  1. Fitz 2003, S. 300, 303 mit Abb. 206–209.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 67 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0006704.