Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 50a Dom nach 1372–vor 1400

Diese Katalognummer ist ein Nachtrag zu DI 75 Die Inschriften des Doms zu Halberstadt aus dem Anhang des Bandes DI 86 Die Inschriften der Stadt Halberstadt.

Beschreibung

Sarg des Bischofs Hildeward; im Chor, unterirdisch ca. 700 cm vor dem Hochaltar, westlich an die Bestattungsstelle des Erzbischofs von Magdeburg und Administrators von Halberstadt Friedrich von Brandenburg anschließend, nicht sichtbar; Blei, Kreide (?), Risse und Verwitterungsspuren; bei Grabungen sind im Inneren des Sarges Gebeine gefunden worden,1) die mittels „Lederriemchen in ein stark zerfallenes Tuch gebunden“ waren;2) auf dem Deckel zwei erhabene lateinische Kreuze; über dem Balken des einen Kreuzes mit Kreide der rudimentär erhaltene Name aufgetragen.

Text nach der Lichtbildaufnahme.

Maße: L. 144 cm, B. 40 cm, H. 22 cm, Bu. – cm.3)

Schriftart(en): Geschäftsschrift.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Gerhard Leopold) [1/1]

  1. h[i]l[deward]us

Kommentar

Es handelt sich um den Namen des Halberstädter Bischofs Hildeward, der zwischen 968 und 996 pontifizierte und unter dem die Halberstädter Kirche durch die Errichtung des Magdeburger Erzbistums und des Merseburger Bistums zugunsten der beiden Kirchen territoriale Verluste hinnehmen mußte.4) Die Gebeine hatten zusammen mit anderen, es heißt mit denjenigen der Bischöfe Branthog und Arnulf, zunächst einen Platz im Kreuzgang erhalten.5) Wegen der Bauarbeiten für den Chor des gotischen Doms mußten die Gräber aufgehoben werden.6) Die Arbeiten wurden seit etwa 1340 betrieben und waren in den Jahren zwischen 1372, als die Begräbnisstätten im Kreuzgang aufgehoben worden waren, und 1391 noch im Gange.7) Ob die Särge sofort nach diesem Zeitpunkt hergestellt worden waren und anschließend dort eingebracht worden sind oder aber erst vor der Fertigstellung des Chors im Jahr 1400, entzieht sich unserer Kenntnis.8) In dem Zeitraum nach 1372 bis vor 1400 wird die Kennzeichnung des Sarges, um eine solche handelt es sich, geschehen sein. Unwahrscheinlich ist es, daß der Sarg erst vor der Abschlußweihe des Domes 1490 gekennzeichnet und wieder eingebracht wurde.

Anmerkungen

  1. Siehe dazu und zur Lage des Sarges Leopold/Schubert 1984, S. 80 mit Taf. 4 und 5 Nr. 23. Für den Hinweis auf diese Inschrift danke ich Herrn Dr. Adolf Siebrecht, Halberstadt, herzlich, der sich im Rahmen eines Vortrags mit den Gräbern der Halberstädter Bischöfe beschäftigt hat.
  2. Leopold/Schubert 1984, S. 80 Nr. 23.
  3. Maßangaben nach Leopold/Schubert 1984, S. 80.
  4. Zu Bischof Hildeward siehe Boettcher 1913, S. 16–21; Averkorn 1997, S. 5 f.; DI 75 (Halberstadt Dom), S. XIV f. mit den Literaturangaben zu diesem Themenkomplex in Anm. 17 f. sowie Nr. 3 bes. mit Anm. 18. Ob Hildeward zu den Grafen von Werl gehört hat oder zu den Immedingern bzw. Widukinden, läßt sich nicht mit Gewißheit sagen und bleibt hier unberücksichtigt; vgl. Ebeling 1858, S. 446; Ehlers 2007, S. 64, 169, 365.
  5. GEH, S. 82, 88, 92 f.; zu den Bischofsgräbern des frühen und hohen Mittelalters im Halberstädter Dom siehe Päffgen 2006, zu Hildewards Grab im besonderen ebd., S. 230 f. Nach Leopold/Schubert 1984 sind die sieben Bischöfe seit Haimo mit Ausnahme von Hildegrim II. im Dom begraben. Das deckt sich auch mit den Angaben, die Winnigstedt in Abel 1732, S. 260–277 macht.
  6. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 25. Vgl. auch DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 115 und oben Nr. 14 (†).
  7. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 25; DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 115 und oben Nr. 14 (†); UBHH Bd. 4, Nr. 2861 S. 159, Nr. 3053 S. 347.
  8. Nach Winnigstedt in Abel 1732, S. 265 und 277 handelte es sich um sieben Särge für die Bischöfe Haimo, Agiulf, Sigismund, Bernhard, Hildeward, Arnulf und Brantog aus karolingischer, ottonischer und salischer Zeit stammend, die im Sanktuarium des gotischen Doms beigesetzt worden sein sollen. Deren Bestattungsplätze wurden im gotischen Dom mit inschriftenlosen roten Marmorplatten gekennzeichnet, die schon seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar sind und vor 1845 beseitigt worden waren, drei davon waren zusätzlich mit den Namen der Bestatteten an der Chorschrankenwand über der jeweiligen Begräbnisstelle versehen; siehe Leopold/Schubert 1984, S. 80 Nr. 17, 23, 24, 40, 45, 52, 53; Päffgen 2006, S. 228–234; DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 115 mit Anm. 8.

Nachweise

  1. Halle, LDASA Fotoarchiv, Fundakten Domgrabung Leopold, Grab 23.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 50a (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k00050a5.