Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 19 Dom, Vierung um 1220

Beschreibung

Triumphkreuzgruppe;1) zwischen den beiden östlichen Vierungspfeilern; Holz (Eiche, Fichte, Linde), Reste einer Farbfassung erhalten,2) mehrfach restauriert.3) Schon bei der Aufstellung im gotischen Dom war der Tragbalken an beiden Enden gekürzt worden, dabei fielen auf jeder Seite je zwei Darstellungen weg.4) Auf dem Tragbalken beiderseits des Gekreuzigten (Viernageltypus) stehen Maria und Johannes, begleitet von zwei Cherubim auf (Feuer)Rädern mit goldenen Kugeln – feurigen Kohlen, Granatäpfeln oder Paradiesesfrüchten – in ihren Händen;5) das Kreuz selbst in der Form des lignum vitae auf einem gekehlten Unterlagekreuz als crux gemmata, die im Schnittpunkt der Kreuzbalken in eine Sonnenscheibe mündet und die in Dreipässen mit Relieffiguren endet. Das untere Dreipaßende wird von dem erwachenden Adam gestützt, das rechte und linke von je einem heranfliegenden Engel gehalten, oben hält der Erzengel Gabriel6) ein Schriftband mit dem Kreuztitulus. Unter den Füßen des Gekreuzigten windet sich ein Basilisk, unter denjenigen Marias die Schlange, Johannes steht auf einem gefallenen König.7) Auf der Vorderseite des Tragbalkens an beiden Seiten in Baldachinarchitekturen noch je fünf Apostel, auf der Rückseite rahmen ebenso nur noch je fünf Propheten die beiden Frauen und den Engel am Grab.8)

Maße: H. 515 cm, B. 350 cm, T. 20 cm, Tragbalken: H. 70 cm, B. 853 cm, T. 25–27 cm,9) Bu. 7–7,5 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel mit Elementen gotischer Majuskel.

Constantin Beyer, Weimar [1/2]

  1. IH(ESV)Sa) · NA[ZA]/REN(VS)b) REXc) I[VDEORVM]d)10)

Übersetzung:

Jesus aus Nazareth, der König der Juden.

Kommentar

Die wenigen Buchstaben zeigen leichte Verstärkungen der Schäfte und der Bögen. Hasten, Balken und Bögen enden in Sporen. Bei den Bögen von C und R und der Cauda des letzteren kann man schon von einer leichten Bogenschwellung sprechen. Das C ist bis auf Sporen an den Bogenenden ganz offen. Das unziale E in gleichmäßiger Strichstärke ist kurz vor den sporenbesetzten Bogenenden leicht eingeschnürt. Dasjenige in NAZARENVS ist noch nicht geschlossen, im Wort REX sind die Sporen jedoch schon zu einem Abschlußstrich zusammengewachsen. Der Balken endet in einem ausgeprägten Sporn. Das den griechischen Buchstaben spiegelnde H für E ist breit angelegt, der Balken weist einen Bügel nach unten auf. Das R weist schon eine leichte Bogenschwellung an der geschwungenen Cauda auf, die direkt unterhalb des Bogens spitz am Schaft ansetzt. Auch der Bogen des Buchstabens wird leicht verstärkt. Die beiden Schrägschäfte des X verlaufen gerade und sehr steil. Als Worttrenner fungiert ein Punkt in einem Kreis.

Der Kreuztitulus ziert ein monumentales Kunstwerk „von europäischem Rang“.11) Eine 1996 durchgeführte dendrochronologische Untersuchung ergab, daß das Holz für die Triumphkreuzgruppe frühestens ab 1211 gefällt worden sein kann.12) Vermutlich entstand die Großskulptur, die zuletzt nach stilkritischen Gesichtspunkten in die Zeit 1208/10–1215 datiert worden war,13) in einem Zeitraum „nach 1217 bis ins dritte Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts“.14) Damit rückt erneut die Zeit um die Schlußweihe des romanischen Doms am 16. August 1220 als Zeitpunkt ihrer Aufstellung ins Blickfeld.15) Der von Hans-Joachim Krause gemachte Vorschlag, daß sie wegen der in den Kopf des Gekreuzigten eingebrachten Reliquien byzantinischen Ursprungs auf eine Initiative Bischof Friedrichs von Kirchberg (1209–1236) zurückgehe, gewinnt weiter an Wahrscheinlichkeit.16) Er kann nicht nur das Triumphkreuz im Braunschweiger Dom gesehen haben,17) das als Stiftung Heinrichs des Löwen noch gegen Ende des zwölften Jahrhunderts entstanden sein soll, sondern als Begleiter Konrads von Krosigk kann er auf dem Vierten Kreuzzug sowohl in Konstantinopel als auch im Heiligen Land Reliquien erworben und ikonographische oder motivische Hinweise erhalten haben.18) Ob auch auf eine Stiftung der Halberstädter Triumphkreuzgruppe durch Otto IV. geschlossen werden kann,19) ist fraglich. Den zeitlichen Ansatz bestätigt die Schrift des Kreuztitulus, die zum ersten Mal in Halberstadt die romanische Form durch Flächigkeit transformiert und mit dem durchgeführten Abschluß des unzialen E ein weiteres Element der gotischen Majuskel beinhaltet. Diese Schrift steht am Anfang einer Entwicklungsreihe der gotischen Majuskel in Halberstadt, die sich in drei weiteren Inschriften aus bzw. in der Liebfrauenkirche (Nr. 21; Liebfrauen Wandmalereien Obergaden, Liebfrauen Chorschranken) zeigt. Sie erlauben, eine relative Chronologie aufzustellen.20)

Textkritischer Apparat

  1. IHESVS] Befund: IHC. Die beiden ersten Buchstaben beschädigt.
  2. NAZARENVS] Die Buchstaben A, R und das abschließende N beschädigt, ein Kürzungszeichen ist nicht zu erkennen. Wolters will dort noch eine us-Kürzung erkannt haben. Dafür fehlt jedoch der Platz zwischen dem N und dem folgenden R.
  3. REX] Sämtliche erhaltenen Buchstaben beschädigt.
  4. IVDEORVM] Die linke Schräghaste des V, die heute verloren ist, zeigt noch eine 1967 veröffentlichte Aufnahme; Riemann, Abb. 8.

Anmerkungen

  1. Siehe zum Begriff Beer 2005, S. 24–32 und passim. Zuerst beschrieben die Triumphkreuzgruppe Haber 1739, S. 42 und Büsching 1819, S. 237 f.; Elis 1857, S. 84; Hermes 1896, S. 58 f.; erwähnt bei Uffenbach 1753, S. 328.
  2. Vgl. zur Rekonstruktion der ursprünglichen Fassung Riemann 1967; zur Bedeutung Beer 2005, S. 61–70, 76 ff., 605 f.
  3. Zuletzt 1994–1996, vgl. Krause 2002, S. 5 mit Anm. 3; Beer 2005, Kat. Nr. 41 S. 605–608.
  4. Ebd., S. 242; vgl. zur Erhaltung auch Niehr 1992, S. 233 f.; Beer 2005, Nr. 41 S. 606 f., 285 Anm. 117.
  5. Eine ausführliche Beschreibung der Triumphkreuzgruppe bei Wolters 1911, S. 1–26 und Beer 2005, S. 608–618. Vgl. zur Symbolik und Ikonographie, besonders zu den Cherubim und ihren Attributen auch Walter 1998, S. 164–170; Lutz 2004, S. 85 und Beer 2005, S. 116 ff., 126–130, 318.
  6. Vgl. zum Typus des Erzengel Gabriel LCI Bd. 2, Sp. 74–77 (E[lisabeth] Lucchesi-Palli); zur Ikonographie der Halberstädter Triumphkreuzgruppe Haussherr 1979, S. 152 ff., der jedoch den Engel am oberen Kreuzende mit dem Titulus ausspart und lediglich als „sehr ungewöhnlich“ bezeichnet. Zwei namentlich mit Michael und Gabriel bezeichnete Engel über dem Querbalken des Kreuzes kommen in byzantinischen Kunstwerken vor; vgl. Schiller 1968, Abb. 338. Auch in Halberstadt findet sich mit der byzantinischen Patene (Nr. 7) ein Beispiel dafür; vgl. auch Kostbarkeiten 2001, S. 36 f. mit Abb. ([Petra] S[evrugian]), Janke 2003, S. 24 f. mit Abb., Janke 2006, Nr. 21 S. 216–219 mit Abb. 54–56. Kleine byzantinische Pectoralkreuze weisen auch „den Engel über dem Kreuze“ auf; Schiller 1968, S. 106. Daß es sich wohl um Gabriel handelt, geht nicht nur aus der im Mittelalter von vielen Schriftstellern wiedergegebenen Bedeutung seines Namens als „fortitudo dei“ hervor, die sich im Triumphkreuz manifestiert, sondern das zeigt auch eine Analogie zur Grabeskirche in Jerusalem, die aus dem Bericht des rheinischen Mönchs Theodericus, der zwischen 1169 und 1174 Jerusalem besucht hatte, geschlossen werden kann (vgl. auch Nr. 144). Dort heißt es, daß über dem Sims „in fronte chori, id est supra arcum sanctuarii“, also am Triumphbogen, Mosaiken zu sehen waren, die den Knaben Jesus zeigten, begleitet von seiner Mutter und dem Erzengel Gabriel mit dem Ave Maria, also nicht dem englischen Gruß sondern dem Text einer Antiphon, der in lateinischer und griechischer Sprache geschrieben war. In der Bogenlaibung war eine Darstellung der Himmelfahrt Christi zu sehen. An der Nordseite des Tambours waren die zwölf Apostel mit den Gaben Christi in Händen und in ihrer Mitte als Stifter Kaiser Konstantin abgebildet, am Ende der Erzengel Michael. Weiter waren an der südlichen Seite zwölf Propheten dargestellt, die auf Christus bezogene Prophezeiungen in ihren Händen (wohl als Spruchbänder) trugen. In ihrer Mitte sah man analog zu Konstantin seine Mutter Helena. Hinter dem Hauptaltar hat über dem Sitz des Patriarchen ein Bild der Gottesmutter zusammen mit Bildern Johannes des Täufers und des Erzengels Gabriel an den Schwibbögen gehangen. Im Gewölbe des Sanctuariums war eine Anastasis dargestellt: Christus, das Kreuz in der Linken tragend, an der Rechten Adam haltend. Bis auf Konstantin und Helena, die als Stifter hier abgebildet sind, sowie Johannes d. T. und den Erzengel Michael ist hier exakt die Personnage dargestellt gewesen, die auch an der Triumphkreuzgruppe zu sehen ist. Daraus kann der Schluß gezogen werden, daß das Erlösungswerk, das in der Grabkirche Triumphbogen und Apsiskalotte schmückte, in Halberstadt in nuce an einem Objekt, dem Triumphkreuz dargestellt ist: von der Verkündigung, die durch Gabriel am oberen Ende des Kreuzarms repräsentiert wird, bis zur Erlösung und dem Erwachen Adams an seinem unteren Ende, dem Triumph über die Hölle. Durch die Einbringung von Reliquien und besonders einer Kreuzreliquie in das Haupt des Gekreuzigten in Halberstadt ist das Kreuz als Staurothek zu verstehen, die gerne mit der Anastasis geschmückt wurde. Es ist zu fragen, ob nicht auch motivisch in dem das Spruchband mit dem Kreuztitulus haltenden Gabriel eine bewußte Analogie zu seiner Haltung bei der Verkündigung angenommen werden kann? Vgl. zum Namen Gabriels schon Hieronymus, Commentarii in Danielem, 2,8,921–929; Isidor, Etymologiae, 7,5,10 f. u. v. a. Zu Theodericus siehe: Verfasserlexikon Bd. 9, Sp. 741 f.; Bd. 11 (Nachträge), Sp. 1522. Zur Beschreibung der Grabeskirche bei Theodericus siehe Theodericus, Peregrinatio [6],217–265 (S. 150 f.); Bulst 1976, S. 15 f.; siehe dazu auch Sauer 1993, bes. S. 220 mit Anm. 53 und Bulst-Thiele 1979, S. 446–457; zur Anastasis vgl. LCI Bd. 2, Sp. 322–331 (E[lisabeth] Lucchesi Palli), hier bes. Sp. 322 f. Zu ihren Inschriften De Sandoli 1974, S. 18–24 Nr. 18–31, S. 26 Nr. 34. Zur Darstellung Adams stellvertretend für die Anastasis vgl. Lutz 2004, S. 81 f. Ebd., S. 95 ff. zur stilistischen Verwandtschaft der Triumphkreuzgruppe besonders in der Gieß- und Goldschmiedekunst; vgl. auch Beer 2005, S. 318 zur seit dem 5. Jahrhundert stattgefundenen Verlagerung der Darstellung des Himmlischen Jerusalem „von der Apsis an den Triumphbogen, d. h. genauer an die Apsisstirnwand der spätantiken Basiliken“. Zur Ikonographie Beer 2005, S. 74–95 bes. S. 91, 251–256, 282–295, 313 ff. Ein weiteres Motiv, das des Kreuzes als Passionsreliquie, das auf den „Kult in der Jerusalemer Grabeskirche“ zurückzuführen ist, erwähnt Walter 1998, S. 157 bezüglich des Halberstädter Triumphkreuzes.
  7. Nach Lutz 2004, S. 85 soll er den Kaiser Nero darstellen, der versucht haben soll, den Evangelisten in siedendem Öl zu töten, und stellvertretend für das Heidentum stehe; Steigerwald 1997, S. 105 sieht darin Kaiser Domitian, unter dessen Regierung Johannes das Ölmartyrium erlitten habe; vgl. auch Beer 2005, S. 112, 115 f., die Personifikationen des überwundenen Bösen in den Suppedaneen sieht.
  8. Es handelt sich hier nicht um drei Marien wie Lutz 2004, S. 76 annimmt; vgl. auch Beer 2005, S. 137–142 bes. 140 f. mit Anm. 267.
  9. Maße bis auf die Buchstabengröße nach Riemann 1967, S. 241 f.
  10. Io 19,19.
  11. Dehio Sachsen-Anhalt I, S. 323 (Ernst Schubert).
  12. Zit. nach Walter 1998, S. 152 Anm. 2; Krause 2002, S. 18. Vgl. auch Lutz 2004, S. 89 mit Anm. 556; Beer 2005, Kat. Nr. 41 S. 606; Der heilige Schatz 2008, Nr. 95 S. 327 (Gerhard Lutz).
  13. Niehr 1992, S. 236 und Beer 2005, Kat. Nr. 41 S. 605–621 mit der Literatur und den Datierungsansätzen.
  14. Krause 2002, S. 18.
  15. Ebd.; vgl. UBHH Bd. 1, Nr. 522 S. 473; MGH SS XXIII (Chronicon Montis Sereni), S. 198. Das Jahr 1220 und die Domweihe als Zeitpunkt der Aufstellung wird zuerst bei Wolters 1911, dann von Giesau 1929, S. 43 genannt; Hinz 1964, S. 80; den weiteren Forschungsverlauf gibt Leopold 1997 b, S. 170 Anm. 25 wieder. Zuletzt Dehio Sachsen-Anhalt I, S. 322 (Ernst Schubert) und Lutz 2004, S. 89 mit Anm. 557. Vgl. auch Leopold 1997 a, S. 36, der dort das Jahr 1208 vorschlug. Dieses Datum als frühesten möglichen Aufstellungszeitpunkt gibt Beer 2005, Katalog Nr. 41 S. 619 an. Das widerspricht ihrem Ansatz der Entstehungszeit „um 1210–1215“, vgl. ebd., S. 605. Lutz nennt jetzt des Zeitraum zwischen 1205 und 1220; Der heilige Schatz 2008, Nr. 95 S. 327 mit Abb. (Gerhard Lutz).
  16. Krause 2002, S. 18 ff.; Lutz 2004, S. 89 f. nimmt weiterhin an, daß das Triumphkreuz noch auf Konrad von Krosigk zurückgehe; Beer 2005, Kat. Nr. 41 S. 606 hält die These Krauses „aufgrund fehlender Belege [für] rein spekulativ“. Abwegig ist diese These jedoch nicht. Daß die Aufstellung der Triumphkreuzgruppe im Jahr 1208 schon möglich gewesen wäre, wie Beer 2005, S. 319 schreibt, ist nach einem argumentum e silentio eher unwahrscheinlich. Die Triumphkreuzgruppe wird nämlich in den Gesta episcoporum Halberstadensium, deren Endredaktion im Jahre 1209 oder kurz danach entstanden ist und die hauptsächlich die Amtszeiten der Bischöfe Gardolf und Konrad schon fast panegyrisch schildert, nicht erwähnt, obwohl man aber einen Hinweis darauf als krönenden Abschluß des Pontifikats Bischof Konrads fast hätte erwarten können. Die Stiftungen Bischof Gardolfs, darunter ein Taufstein und eine Glocke, fanden dann auch ausdrücklich Erwähnung. Auch der Schluß, daß aus der durch den Magdeburger Erzbischof Albrecht von Käfernburg für den 22. September 1208 – den Tag des heiligen Mauritius, des Reichs - und Magdeburger Bistums - bzw. Stadtpatrons! – einberufenen Versammlung der Fürsten Thüringens und Sachsens nach Halberstadt zur Wahl Ottos IV. auf eine völlige Wiederherstellung des 1179 schwer zerstörten Domes schließen lasse, ist nicht beweisbar. Da der Magdeburger Dom im Jahr 1207 durch einen Brand so stark beschädigt worden war, daß man im Jahr 1209 einen Neubau beginnen mußte, war dieser für die Zusammenkunft gewiß nicht zu nutzen. Der Halberstädter Dom war, wenn auch wohl noch nicht vollständig wiederhergestellt – die Schlußweihe fand 1220 statt –, für die meisten Teilnehmer gut erreichbar. Vielleicht war der Halberstädter Bischofssitz außerdem zur Zeit der Einladung kurzfristig – nach der Resignation Bischofs Konrads von Krosigk – noch nicht wieder besetzt. Sein Rücktritt ging vermutlich mit der Ausstellung der Schenkungsurkunde der Reliquien für Halberstadt einher, die vielleicht seine letzte als amtierender Halberstädter Bischof gewesen sein kann und, obwohl nur auf das Jahr datiert, ehestens im Juli oder Anfang August, d. h. um den 16. August 1208, ausgefertigt worden sein wird. Auch ob eine Chorschranke um 1208 wieder bestanden hat und wie ihre Beschaffenheit war, wissen wir nicht. Durch die Aufzählung – übrigens nicht von Westen nach Osten, wie Leopold/Schubert 1984, S. 20 f. annehmen, sondern nach der liturgischen Wichtigkeit der Objekte: Hauptaltar, Kreuzaltar, Evangelienpult, Chorbereich und liturgische Ausstattung – der in der Schenkungsurkunde Bischof Konrads von 1208 genannten Textilien, die den Chor und den Kreuzaltar schmücken sollten, erfahren wir nichts über die Beschaffenheit der Baulichkeiten. Das oft zitierte „pulpitum ubi evangelium legitur“, sagt nicht aus, ob es sich um einen Teil der Lettneranlage (Ambo), eine Kanzel oder ein mobiles Lesepult gehandelt hat. Aber selbst wenn eine Chorschranke wieder errichtet worden war, heißt das nicht, daß die Triumphkreuzgruppe schon über ihr angebracht worden war. Vgl. GEH, S. 110–123 bes. S. 111 und 121–123; RI V, Nr. 238–241; Winkelmann 1878, S. 99–114; Pätzold 2000, S. 256 f.; Schubert 1984, S. 16 f.; Schubert 1994, S. 10; UBHH Bd. 1, Nr. 449 S. 400–402, Nr. 522 S. 473; MGH SS XXIII (Chronicon Montis Sereni), S. 198; Gatz 2001, S. 219 f. (Walter Zöllner); Andrea 1987, S. 61. Zu den Reliquiendepositorien in Triumphkreuzen Beer 2005, S. 57 ff.; Der heilige Schatz 2008, Nr. 96 S. 328 f. mit Abb. (Barbara Pregla).
  17. Krause 2002, S. 18; Niehr 1992, S. 235 f.; Der heilige Schatz 2008, Nr. 95 S. 327 (Gerhard Lutz).
  18. Daß er am Kreuzzug teilgenommen hat, erweist UBHH Bd. 1, Nr. 433 S. 387; vgl. auch GEH, S. 118 f.; Andrea 1987, S. 44–49; Gatz 2001, S. 220 (Walter Zöllner); Krause 2002, S. 18 ff. Gegen die These Krauses nimmt Lutz 2004, S. 89 f. Stellung, der die Entstehung des Triumphkreuzes Konrad von Krosigk zuweist; leider stimmen in Lutz’ Arbeit die Anmerkungen nicht immer mit den angegebenen Textstellen überein, was eine Verifizierung erschwert! Ob Friedrich von Kirchberg zusammen mit Bischof Konrad von Krosigk Jerusalem und die Grabeskirche besuchen konnte, berichten die GEH nicht. Pilger konnten aber gegen Tributzahlungen auch nach der Eroberung Jerusalems 1187 durch Saladin die Grabeskirche besuchen. So z. B. Wilbrandus von Oldenburg 1211/12; vgl. Bulst-Thiele 1979, S. 443 f. mit Anm. 7.
  19. So Niehr 1992, S. 235 f.; Krause 2002, S. 20. Vgl. auch Lutz 2004, S. 90 mit Anm. 569 und 570, der eine Stiftung durch Otto IV. für wenig wahrscheinlich hält.
  20. Siehe zu den Wandmalereien im Obergaden BKD, S. 326–329 mit Fig. 116–127, zu den Chorschranken, S. 324–326 mit Fig. 112–114. Vgl. auch Rüber-Schütte 2005, S. 138 ff. Zu den Inschriften zukünftig Die Inschriften der Stadt Halberstadt, ges. und bearb. von Hans Fuhrmann.

Nachweise

  1. Wolters 1911, S. 2 und 16.
  2. Riemann 1967, Abb. 8.
  3. Niehr 1992, S. 234.
  4. Lutz 2004, S. 81.
  5. Beer 2005, S. 610.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 19 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0001905.