Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 271 Dom, Kreuzgang 1646

Beschreibung

Grabplatte der Hedwig von Gadenstedt, an der Nordwand des Kreuzgangs im elften Joch von Osten;1) heller Sandstein, die unteren Teile nachgedunkelt, die untere Inschriftenleiste erst seit der Neugestaltung des Kreuzgangs im Oktober 2004 sichtbar, leichte Bestoßungen des Randes. Am Rand in schmaler Inschriftenleiste umlaufend der erhaben ausgehauene Sterbevermerk (A), das Feld horizontal in drei Zonen unterteilt: in der Mitte eine erhaben ausgeführte Beschlagwerkleiste, darin in reliefiertem Oval ein Vollwappen; darüber und darunter in Kartuschen mit Karniesbogenabschluß die eingetieften, an den Enden abgerundeten Inschriftenleisten, darin zeilenweise die Bibelsprüche (B, C) erhaben ausgeführt. In den Zwickeln in ovalen Kartuschen vier Ahnenwappen. Im unteren Karniesbogenabschluß ein Herz, aus dem drei Rosen wachsen.

Maße: H. 171 cm, B. 99,5 cm, T. 24 cm, Bu. 5,4 cm (A), 5–5,4 cm (B, C).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    A(NN)Oa) 1646 · 31 (OCTO)BRISb) N(ACHTS)c) · ZWI(SCHEN)d) · 2 VND 3 / VHR IST DIE HOCHEDLe) FRAW HEDEWIG GEBOR(N) V(ON)f) GADENSTED HERNg) / ARND SPIEGELS ZV PICKELSHEIM / DOMD(ECHANTEN)h) EHLICHE HAVSFRAW IN GOT SEL(IG)i) ENTSCHLAFEN IHRS ALTERS 56 IAHR

  2. B

    PHILIPj) · 1 / ICH HABE LVST / AB ZVSCHEIDEN, VND BEI / CHRISTO ZV SEIN2)

  3. C

    PSALM // 27 / ICH GLEVBE GEWIS DAS / ICH BALT SEHEN WERDE / DAS GVT DES HERRN IM / LANDE DER / LEBENDIGEN3)

Wappen:
Gadenstedt4)
Gadenstedt4) Bach5)
Bültzingsleve6) Kochberg7).

Kommentar

Die Schrift weist keine Besonderheiten auf. Als Worttrenner finden sich Dreiecke auf Zeilenmitte.

Hedwig von Gadenstedt wurde 1590 in Wernigerode geboren. 1615 heiratete sie Arndt Spiegel zu Pickelsheim (1575–1652).8) Sie hatten zusammen zwei Kinder: Agnes Sophie Spiegel zu Pickelsheim († 1654) und Werner Diedrich Spiegel zu Pickelsheim (1617–1655) und vielleicht mit Constantina (1625–1645) eine weitere Tochter.9) Hedwig von Gadenstedt starb jedoch nicht, wie Weltzien angibt, am 29. Januar 1647, sondern schon drei Monate zuvor.10)

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] Kürzungszeichen fehlt.
  2. OCTOBRIS] Befund: 8tobris.
  3. NACHTS] Kürzungszeichen fehlt.
  4. ZWISCHEN] Kürzungszeichen fehlt.
  5. HOCHEDL] Sic!
  6. VON] Als Kürzungszeichen folgt ein auf die Zeilenmitte gesetztes Dreieck.
  7. HERN] Der letzte Buchstabe stark beschädigt.
  8. DOMDECHANTEN] Gekürzt durch folgenden Doppelpunkt. Die Schreibung unsicher. Vielleicht ist auch DOMDEKANS, DOMDEKENS oder ähnliches möglich.
  9. SELIG] Als Kürzungszeichen folgt ein Doppelpunkt (Dreiecke).
  10. PHILIP] Kürzungszeichen fehlt.

Anmerkungen

  1. Der ursprüngliche Standort ist unbekannt.
  2. Vgl. Phl 1,23.
  3. Vgl. Ps 27,13.
  4. Ein Pfahl, HZ: offener Flug; vgl. Siebmacher SaA, S. 48 und Taf. 30; ebd. Brau, S. 5 und Taf. 3; ebd. PrE, S. 76 und Taf. 64; mit einigen Abweichungen: ebd. Han, S. 7 und Taf. 7; Ledebur Bd. 1, S. 242; zum Geschlecht auch Kneschke Bd. 3, S. 420.
  5. Ein Lindenbaum, an jeder Seite zwei herabhängende Eicheln, HZ: über Helmkrone zwischen zwei Büffelhörnern ein Mannsrumpf; vgl. Siebmacher SaA, S. 7 Anm., die zugehörige Taf. 5 gibt eine etwas abweichende Wappenfigur wieder.
  6. Ein behelmter Löwe, der Helm besteckt mit acht Fähnlein, HZ: acht Fähnlein; vgl. Siebmacher Si 1, S. 183; ebd. Sa, S. 23 mit Taf. 24.
  7. Eine schräglinksgelegte zweisprossige Faßleiter, HZ: zweisprossige Faßleiter, darüber aus einem Wulst wachsend drei Federn; vgl. auch Siebmacher SaA, S. 87 mit Taf. 55 mit abweichender Helmzier.
  8. König 1729, S. 1117.
  9. Vgl. Nr. 269.
  10. Vgl. Weltzien 1995, S. 189.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 271 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0027108.