Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 75: Halberstadt Dom (2009)
Nr. 265 Dom, Alter Kapitelsaal 1643
Beschreibung
Grabplatte des Obristen Friedrich von Bars auf Scharfenlohe und Falkenberg; an der Südwand des Alten Kapitelsaals als fünfte Platte von links aufgestellt, ehemals im Mittelschiff vor dem ersten südlichen Langhauspfeiler von Osten und mit einem „hölzernen Verdeck“1) versehen; heller Sandstein, in sieben Teile zerbrochen, heute wieder zusammengesetzt, oben und im Fußbereich durch Zement beigeputzt, untere Schriftleiste teils erneuert. Im Feld unter einem Kleeblattbogen stehend ein Offizier mit langem Haar, spanischer Barttracht, in voller Rüstung mit Harnisch, Achselflügeln, Ellenbogenkacheln, Schößen, Beinzeug, darüber Spitzenkragen und Schärpe, die Linke neben der Parierstange des Schwerts ruhend, die Rechte auf den Kommandostab gestützt. Links zu seinen Füßen ein Helm mit offenem Visier und Federbusch. In den Bogenzwickeln der Platte zwei Vollwappen. Am Rand umlaufend, in eingetieften Inschriftenleisten erhaben ausgehauen im Feld der Kontur folgend die Grabbezeugung.
Ergänzungen nach Haber 1737.
Maße: H. 212 cm, B. 118 cm, T. 15 cm, Bu. 3,8 cm (Rand), 3 cm (im Feld).
Schriftart(en): Fraktur, Kapitalis.
A(nn)oa) 1643 Den tagb) Margre[thac) war der] 13 July2) Jst / der HochEdelgeborne Gestrenge vndt G[r]oßmanvested) Herr Friederich von Bars vf Scharpelortze) [v]nd / Falkenbergkf) Erbgesessen der [Koenigl. Majestaetg) / vnd Reiche Schwe]denh) vber ein Regiment zu Ros Wolbestalter Obrister Bey Schleuniger Einnehmunge der Stadt // Halber/stadt // Jm / 32 Jahr // seines Alters Ge//bliben / vnd den 11 · AVGVS[T]I Alhie Bey Gesetzet worden
Bars3) | Barby4). |
Textkritischer Apparat
- Anno] Kürzungszeichen fehlt.
- tag] Der letzte Buchstabe beschädigt.
- Margretha] Sämtliche noch vorhandenen Buchstaben beschädigt.
- vndt Großmanveste] u. s. w. Mann, feste Müller.
- vf Scharpelortz] auf Schapelow Haber, Schrapelow Müller.
- Falkenbergk] Die drei ersten Buchstaben beschädigt, Calenberg Haber; Calemberg Müller; vgl. auch unten Anm. 5.
- Koenigl. Majestaet] Bei Haber das e dem o bzw. dem a jeweils übergeschrieben.
- vnd Reiche] in Müller.
Anmerkungen
- Vgl. Haber 1737, S. 22; BKD, S. 300; vgl. Nr. 264 Anm. 1.
- Am 13. Juli nach altem und 23. Juli nach neuem Stil. Vgl. Nr. 264 Anm. 2.
- Auch Barsewisch genannt. Ein mit einem Barsch belegter Balken, begleitet von drei Lindenblättern 2:1, HZ: über Helmwulst vor einem Pfauenstoß ein mit einem Lindenblatt belegter Barsch; vgl. auch Siebmacher BraAE, S. 3 f. und Taf. 1; Ledebur Bd. 1, S. 35; abweichend: Siebmacher Pr, S. 81 und Taf. 101; ebd. AnhA, S. 5 und Taf. 2; Adelslexikon Bd. 1, S. 227 f.
- Ein springendes Einhorn, HZ: über Helmwulst zwischen zwei Straußenfedern das Einhorn wachsend; vgl. Siebmacher Pr, S. 78 und Taf. 101; Ledebur Bd. 1, S. 32; Kneschke Bd. 1, S. 193; Adelslexikon Bd. 1, S. 214; abweichend Siebmacher BraA, S. 6 und Taf. 2; ebd. AnhA, S. 5 und Taf. 2.
- Vgl. Siebmacher BraAE, S. 3 f.; Ledebur Bd. 1, S. 35; die mögliche Kenntnis der Bars’schen Güter in Kalenberg könnte die Fehllesung Habers Calenberg statt Falkenbergk (vgl. Variantenapparat Anm. f) mitbewirkt haben.
- Vgl. auch Lucanus 1794a, S. 183 Nr. 12; Elis 1859, S. 51 f.
Nachweise
- Haber 1737, S. 22 f.
- Müller 1795, S. 158 f.
Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 265 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0026500.
Kommentar
Eine schwungvolle, verschnörkelte aber ungelenke Fraktur mit weitgehend gleichbleibender Strichstärke, vielen konkaven Verdrehungen und etlichen interessanten Versalien in vielfältigen Formen. Der obere Bogenabschnitt des a wird ebenso wie die linke Bogenhälfte des o wie auch Bogen und Schaft des d konkav verdreht. Der obere Bogenverlauf des g verläuft geknickt, Schaft und Bogen des h sind geschwungen. Als Worttrenner dient der Dreispitz. Werkstatt H3.
Der Obrist Friedrich Bars entstammte einem in der Altmark angesessenen Geschlecht, dem neben Gütern in Bars bei Salzwedel, Scharfenlohe und Falkenberg (beide Landkreis Stendal), aber auch Kalenberg bei Osterburg gehörten.5) Er verlor während der handstreichartigen Eroberung Halberstadts durch Truppen des in schwedischen Diensten stehenden Generals Königsmarck am 23. Juli 1643 (neuen Stils) zusammen mit dem ebenfalls im Dom begrabenen Obristleutnant Clemens Clauberg nahe dem Dominikanerkloster (St. Katharina) sein Leben, möglicherweise durch eine Kugel seiner eigenen Leute.6)