Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 75: Halberstadt Dom (2009)
Nr. 264 Dom, Alter Kapitelsaal 1643
Beschreibung
Grabplatte des Obristleutnants Clemens Clauberg; an der Südwand des Alten Kapitelsaals als vierte Platte von links aufgestellt;1) heller Sandstein, beschädigt, die ehemals in drei Teile zerbrochene Platte wurde mit Zement wieder zusammengefügt. Im Feld unter einem Kleeblattbogen stehend, ein Offizier mit langem Haar, spanischer Barttracht, gekleidet in Lederkoller, Spitzenkragen und ornamentierte Schärpe, Stulpenstiefel mit Reitersporen, das Schwert zur Linken, in der Rechten den Kommandostab. In den Bogenzwickeln links ein geflügelter Engelskopf, rechts ein Vollwappen. Am Rand umlaufend und abschließend im Feld den Konturen des Kleeblattbogens bzw. dem rechten Nischenrand folgend, eingehauen die Grabbezeugung.
Maße: H. 207 cm, B. 119,5 cm, T. 21 cm, Bu. 5,2 cm (Rand), 3,7 cm (im Feld).
Schriftart(en): Kapitalis.
A(NN)O 1643 DEN 13. IVLLYa)2) . HAT DER WOLEDEL V(ND)b) / GESTRENGE HERR CLEMENS CLAVBERGc) DER KON(IGLICHEN)d) MAY(ESTAE)T V(ND)e) CRONE SCHWEDE(N) BESTALTER / OBRISTER LEVTENANT VBER EIN ESQVADRON / DRAGONER BEY GLVCKLIHER EROBERVNG DIESER STAT SEIN LEBEN RITTERLICH GEENDET // VND IST DARAVFF DEN 24 DESSELBEN // MONATHS / HIERVNTER BEY GESETZET WORDEN SEINES ALTERS IM 38 IAHR
Clauberg3). |
Textkritischer Apparat
- IVLLY] Ein Dreispitz über dem I, zwei über dem Y. IVLY Zeichnung Schäfer von 1842.
- VND] Durch Doppelpunkt gekürzt.
- CLEMENS CLAVBERG] Jeweils der erste Buchstabe überhöht.
- KONIGLICHEN] Durch Doppelpunkt gekürzt.
- MAYESTAET VND] Jeweils durch Doppelpunkt gekürzt.
Anmerkungen
- Ehemals vermutlich im Mittelgang vor dem ersten nördlichen Langhauspfeiler von Osten, wie aus der Anordnung in einem Verzeichnis des Doms aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hervorgeht. Dort ist die Platte vom Altar aus gesehen rechts eingezeichnet, gegenüber der Grabplatte des ebenfalls am 23. Juli 1643 bei der Erstürmung Halberstadts ums Leben gekommenen Friedrich von Bars auf Scharfenlohe (vgl. Nr. 265). Deren Standort verzeichnet Haber im Mittelgang vor dem ersten südlichen Langhauspfeiler von Osten. Die Platte muß verdeckt gewesen sein, weil sie weder bei Haber (1739) noch bei Niemann (1824) erwähnt wird. Auch ihre hervorragende Erhaltung spricht dafür. Sie wurde noch vor der Jahrhundertmitte an ihrem heutigen Platz aufgestellt; vgl. Halberstadt, Domarchiv, Loc III Nr. 1, Alte Inventarien-Verzeichnisse, Bl. 53 f.; Haber 1739, S. 22 f.; Elis 1857, S. 104; BKD, S. 300; Findeisen 1990 S. 196 f.
- Am 13. Juli nach altem und 23. Juli nach neuem Stil. Der alte Datierungstil wurde unter schwedischer bzw. protestantischer Herrschaft beobachtet; vgl. dazu Grotefend 1991, S. 24 ff.
- Zwei gekreuzte Doppelhaken überdeckt von einem Balken, HZ: offener Flug.
- Vgl. Rothenburg 1835, S. 723 f. zum 23. Juli (nach Theatrum europaeum Bd. V, p. 108), Datierung vermutlich nach neuem Stil.
- Vgl. zu diesem Nr. 265.
- Vgl. Lucanus 1794 a, S. 183 Nr. 12; Elis 1859, S. 51 f. Zu den militärischen Rängen vgl. Droysen 1875, S. 65 f.
Nachweise
- Halberstadt, Domarchiv, Zeichnungen von Johann Schäfer von 1842, ohne Signatur.
Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 264 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0026403.
Kommentar
Die Bogenenden des D gehen leicht über den Schaft hinaus. I ist zum Teil mit Punkten versehen. Die obere Schräghaste des K verläuft gerundet, die untere geschwungen. M weist gerade Hasten auf, der Mittelteil ist verkürzt. Die Cauda des Q setzt im Binnenfeld an und ist geschwungen. R weist eine geschwungene Cauda auf. Die beiden Schräghasten des Y sind im spitzen Winkel miteinander verbunden, das Schaftende ist leicht nach links umgebogen. Ungewöhnlich ist die ST-Buchstabenverbindung. Als Worttrenner kommt der Dreispitz, als Trema kommen Punkte und Dreispitz vor. Werkstatt H3.
Im Handstreich eroberten schwedische Truppen unter General Königsmarck am 23. Juli Halberstadt.4) Im Straßenkampf fiel neben dem Obristen Bars5) der Obristleutnant Clemens Clauberg bei einem Gegenangriff durch die Leute des kaiserlichen Obristen Heister am Dominikanerkloster (St. Katharina).6) Dem Namen nach könnte es sich bei Clauberg tatsächlich um einen Schweden gehandelt haben.