Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 263 Dom, Alter Kapitelsaal 1641

Beschreibung

Grabplatte des Obristleutnants Johann Ludwig Graf zu Salm-Vinstingen; an der Südwand des Alten Kapitelsaals als dritte Platte von links aufgestellt, ehemals vor dem Kreuzaltar;1) heller Sandstein, stark abgetreten. Im Innenfeld unter einem Kleeblattbogen, ein Offizier barhäuptig, mit langem Haar und Spitzbart, im Harnisch mit Achselflügeln, Ellenbogenkacheln und Schößen, die Handschuhe in der Linken haltend, den Degen an der Seite, zwischen seinen Füßen ein offener Visierhelm mit Federbusch. Rechts neben der Schulter ein Vollwappen. Auf dem Rand umlaufend eingehauen die Grabbezeugung (A), im Feld auf einer dem Bogen folgenden schmalen Leiste fortgesetzt. Im Feld rechts unten neben dem Bein in Längsrichtung fünfzeilig eingehauen der Bibelspruch (B).

Ergänzungen nach Haber 1739.2)

Maße: H. 194 cm, B. 116 cm, T. 19 cm, Bu. 4,5 cm (A auf dem Rand), 3,5 cm (A auf dem Architekturbogen), 2,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/2]

  1. A

    [ANNO 1641. DEN 14. MAY3) IST DER HOCH=WOLGEBOHRNE GRAF VND HERR HERR JOHANN LVDEWIGa) VND RHEIN=GRAF GRAF ZV SALM] VNDb) HERR ZV VINSTINGENc) DES / TAVPADLISCHEMd) R[EGIMENTS ZV ROß GEWESENER OBRIST=LIEVTENANT IN] // EINER OCCASION VORM FEIND // SEINES // ALTERS IM 30 IAHR SELIGLICHe) GEBLIBEN VND ALHIE BEGRABEN

  2. B

    WELCHEf) DA LEIDENg) // NACH / GOTTES WILL[E]Nh) DIEi) SOLLEN / IHM IHREj) SEELE BEFEHLENk) ALS / DEM TREWEN SCHOPFER IN / GVTEN WERCKENl)4)

Wappen:
Wild- und Rheingrafen5).

Kommentar

Die Hasten-, Balken- und Bogenenden sind keilförmig verbreitert und durch Serifen abgeschlossen. M hat gerade Hasten und einen verkürzten Mittelteil. Die Schräghaste des N ist leicht geschwungen. Bogen und Cauda des R berühren nicht den Schaft. W besteht aus zwei veschränkten V. Z weist einen schrägen Balken auf.

Bei einem Gefecht mit kaiserlichen Truppen in der Nähe von Quedlinburg fiel der Obristleutnant in schwedisch-weimarischen Diensten, Johann Ludwig Graf von Salm-Salm-Vinstingen, am 14. Mai 1641. Er war ein Sohn des Wild- und Rheingrafen Johann Casimir – des Stifters der Kirburger Linie der Rheingrafen – und der Dorothea von Solms. Nach der Identifizierung des Leichnams durch seinen Lakaien wurde er am 21. des Monats im Halberstädter Dom feierlich begraben, wie ein Kirchenbucheintrag aus demselben Jahr bezeugt.6) Das Regiment war nach seinem Inhaber Generalmajor George (!) Christoph von Taupadel (Taubadel) benannt.7)

Textkritischer Apparat

  1. LVDEWIG] Vermutlich ein Fehler von Haber. Wahrscheinlich folgte nach dem abgekürzten Namen die übliche Titulatur: LVD: WILD VND RHEIN=GRAF. Vgl. zur Titulatur DI 34 (Bad Kreuznach), Nr. 539, 451. Vorschlag von Dr. Harald Drös, Heidelberg.
  2. VND – DES] Sämtliche Buchstaben im oberen Bereich beschädigt.
  3. VINSTINGEN] Vistingen Haber, Zeichnung Schäfer.
  4. TAVPADLISCHEM] Der erste Buchstabe beschädigt. Taupadlischen Haber, Zeichnung Schäfer.
  5. SELIGLICH … BEGRABEN] Sämtliche Buchstaben im unteren Bereich beschädigt.
  6. WELCHE] Die Haber.
  7. LEIDEN] Die beiden letzten Buchstaben nur im unteren Bereich ausgeführt; leyden Haber.
  8. WILLEN] Der erste und die beiden letzten Buchstaben nur fragmentarisch erhalten.
  9. DIE] Fehlt Zeichnung Schäfer.
  10. IHRE] Das R fast gänzlich erloschen.
  11. BEFEHLEN] Das erste E fast vollkommen verschwunden.
  12. GVTEN WERCKEN] Die Buchstaben stark abgetreten.

Anmerkungen

  1. Vgl. Haber 1739, S. 23; Müller 1795, S. 159; BKD, S. 300; Halberstadt, Domarchiv, Loc III Nr. 1, Alte InventarienVerzeichnisse, Bl. 53 f.
  2. Da der Text der Platte vollständig in Kapitalis gehalten ist, wurde die Wiedergabe der Ergänzungen nach Haber hier dahingehend verändert. Ebenso wurde V statt U gesetzt.
  3. 14. Mai oder 24. Mai nach neuem Kalender. Nach schwedischer bzw. protestanischer Gewohnheit wurde nach altem Stil berechnet; vgl. dazu Grotefend 1991, S. 24 ff.
  4. 1 Pt 4,19.
  5. Das Wappen ist zwar völlig abgetreten, aufgrund der Umrisse der drei Helmzierden ist es noch eindeutig zu identifizieren; vgl. Siebmacher Si 1, S. 14.
  6. Vgl. Elis 1859, S. 50 (Tod am 12. Mai 1641 ohne Beleg); Kühne 1937, S. 75 f. (auch zum Geschlecht der zu Salm-Vinstingen); zum Rang vgl. Droysen 1875, S. 66 f.
  7. Vgl. zu ihm ADB Bd. 37, S. 418 f.

Nachweise

  1. Haber 1739, S. 23 (A, B teilweise).
  2. Halberstadt, Domarchiv, Zeichnungen von Johann Schäfer von 1842, ohne Signatur (A und B teilweise).

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 263 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0026306.