Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 259 Dom, Kreuzgang 1629

Beschreibung

Grabplatte der Hedwig Elisabeth von Stedern; an der Nordwand des Kreuzgangs, im neunten Joch von Osten; gelber Sandstein, zahlreiche Narben von Einschlüssen, sonst gut erhalten. Relief, im Innenfeld fünf miteinander verbundene runde bzw. ovale Wappenfelder, im mittleren ein Eheallianzwappen, in den äußeren je ein Vollwappen. Auf dem breiten Rand mit Ausnahme der oberen Schmalseite umlaufend der eingehauene Sterbevermerk (A). Auf den Rändern der Wappenfelder eingehauen die Beischriften (B–F). Die Buchstaben waren ehemals mit Pech angefüllt, wie aus Resten zu schließen ist.

Maße: H. 168 cm, B. 107 cm, T. 22 cm, Bu. 4,5 cm, Versalien 6–8,5 cm (A), 3 cm (B–F).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis.

  1. A

    HEDEWIG ELISABETH GEBORN VON STEDERN H(ERRN) VERNER FRIDERICI / SPIEG[E]L ZV PICKLSHEIM EL[ICHE] HAVSFRAWE / IST GEBORN 18 MARTIJ A(NN)O 1626a) GESTORB(EN) 29 AVgVSTI A(NN)O 1629a) ·

  2. B

    DIE · V(ON) · SPIEGEL DIE · V(ON) · STEDEREN

  3. C

    DIE · V(ON) · STEDEREN

  4. D

    DIE · V(ON) · MVNCHAUSEN

  5. E

    DIE · V(ON) · WEIHE ·

  6. F

    DIE · V(ON) · FRONHORTb) ·

Wappen:
Spiegel/Stedern1)
Stedern2) Münchhausen3)
Weihe4) Fronhorst5).

Kommentar

Kapitalis mit eingestreuten überhöhten Versalien, die Schreibschriftcharakter aufweisen. Die rechte Schräghaste des A weist eine Rechtsschrägenverstärkung auf. Der Bogen des B berührt den Schaft in der Mitte nicht. Der Mittelteil des M wird bis zur Grundlinie gezogen. Die beiden Schräghasten des Y sind mit i-Punkten versehen. Als Minuskelbuchstabe kommt g vor, der Bogen ist unten offen, an den verlängerten rechten Bogenabschnitt setzt ein weiterer Bogen an, der nach rechts durchgebogen ist. Epsilonförmiges E kommt neben kapitalem E zweimal vor. Als Worttrenner dienen Quadrangel und ausgezogene Quadrangel auf Zeilenmitte.

Der in der Inschrift genannte Gatte der Hedwig Elisabeth von Stedern, Werner Friedrich Spiegel zu Pickelsheim, ist nach Lentz 1629 und 1648 als Halberstädter Domherr belegt.6) Hedwig Elisabeths angegebenes Geburtsdatum muß wohl eher auf einem Irrtum beruhen als das Sterbedatum, da ihr Ehemann zur Zeit ihres Todes schon als Domherr belegt ist und er kaum eine soeben Geborene geheiratet haben kann.

Textkritischer Apparat

  1. 1626 … 1629] Sic!
  2. FRONHORT] Sic!

Anmerkungen

  1. Gespalten, rechts drei runde Spiegel 2:1, links ein Balken, HZ: je ein Flug mit der Wappenfigur; vgl. Siebmacher PrGfN, S. 22 mit Taf. 17; ebd. Brau, S. 9 mit Taf. 8; ebd. Sa, S. 161 mit Taf. 105.
  2. Ein Balken, HZ: ein Flug belegt mit dem Balken; vgl. Siebmacher SaA, S. 161 mit Taf. 105.
  3. Ein Mönch mit Stab in der Rechten, HZ: ein wachsender Mönch; vgl. Siebmacher Sa, S. 14 mit Taf. 13; ebd. S. 39 mit Taf. 44.
  4. Geteilt, unten zwei schräglinke Balken, oben ein Löwe wachsend, HZ: ein Baum zwischen offenem Flug; vgl. das etwas abweichende Wappen bei Siebmacher Pr, S. 446 mit Taf. 486; ebd. Han, S. 18 mit Taf. 19.
  5. Geteilt, unten zwei Schräglinksbalken, oben ein Bär wachsend, HZ: der Bär zwischen zwei Büffelhörnern; Siebmacher SaA, S. 46 f. mit Taf. 29.
  6. Lentz 1749, S. 310 f.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 259 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0025909.