Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 258† Dom, ehemals im ersten südlichen Seitenschiffsjoch 16241)

Beschreibung

Setzungsvermerk auf dem „Leich=Stein“, d. h. der Grabplatte, und auf dem Epitaph, „von Marmor sehr künstlich ausgearbeitet“2), des Domscholasters Leopold von Rössing, das ehemals über der die Gruft deckenden Platte an der Wand des ersten südlichen Seitenschiffsjochs des Langhauses von Osten angebracht war.3) Beide sollen den gleichen Text aufgewiesen haben.4)

Inschrift nach Haber.5)

  1. Reverendus ac Praenobilis Dominus Leopoldus a Rössing Canonicus (et)a) Scholasticus hujus Ecclesiae Archi-Mareschallus Halberst(adensis)b) moestissima vidua posuit Hedwigis a Münchhausen.

Übersetzung:

Der ehrwürdige und wohledle Herr Leopold von Rössing, Domherr und Scholaster dieser Kirche, Halberstädtischer Erz-Marschall; die tiefbetrübte Witwe Hedwig von Münchhausen ließ (dieses Grabmal) errichten.

Kommentar

Leopold von Rössing stammte aus einem braunschweigischen Adelsgeschlecht, das nach Lucanus seit dem Ende des 14. Jahrhunderts die Halberstädter Erbmarschälle stellte.6) Nach Schlemm kommt er zwischen 1616 und 1625 als Halberstädter Domherr und Scholaster vor, ist jedoch auch schon 1612 belegt.7) Er gehörte zu den protestantischen Domherren, die 1613 den Religionseid leisteten, ebenso war er Mitglied der im selben Jahr in dieser Angelegenheit abgesandten Deputation an Bischof Heinrich Julius, der gerade am Prager Hof weilte.8) Ende 1623 gehört er zu den Domherren, denen der entlassene Domprediger Johannes Reineccius eine 1624 gedruckte Predigt widmete.9)

Textkritischer Apparat

  1. et] Aus et-Ligatur aufgelöst.
  2. Halberstadensis] Kürzungszeichen scheint ein Quadrangel gewesen zu sein, wenn man das aus der Wiedergabe bei Haber schließen darf.

Anmerkungen

  1. Datierung nach der Angabe auf einer Bodenplatte, die bei Umsetzung der Grabdenkmäler an dem ursprünglichen Begräbnisort angebracht worden und zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch sichtbar war; vgl. BKD, S. 300. In einem Inventar des Doms aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fehlt diese Angabe jedoch. Auch Haber berichtet, das Todesdatum sei nicht mehr zu lesen gewesen; vgl. Halberstadt, Domarchiv, Loc III Nr. 1, Alte InventarienVerzeichnisse, Bl. 53; Haber 1739, S. 33.
  2. Vermutlich hat es sich also um Marmor oder Alabaster gehandelt.
  3. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war eine Neuaufstellung der Grabplatte auf der Nordempore „an der nördlichen Giebelthür“ geplant gewesen; vgl. Halberstadt, Domarchiv, Loc. III Nr. 1, Alte Inventarien-Verzeichnisse, Bl. 54.
  4. Haber 1739, S. 32 f.
  5. Der Text scheint unvollständig überliefert, da zumindest die erste Periode Anakoluth ist.
  6. Kneschke Bd. 7, S. 551 f.; Ledebur Bd. 2, S. 313; Lucanus 1791 a, S. 90 f.
  7. Schlemm 1823, S. 230 f.; Opel 1870, S. 64 f.
  8. Ebd.
  9. Reineccius 1624, ohne Paginierung, Widmungsblatt.

Nachweise

  1. Haber 1739, S. 32 f.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 258† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0025805.