Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 224 Dom, Alter Kapitelsaal 1587

Beschreibung

Grabplatte des Domherrn Johannes von Hopkorff; im Alten Kapitelsaal an der Nordwand als zweite Grabplatte von Westen auf ca. 15 cm hohem Sandsteinsockel aufgestellt;1) heller Sandstein, die ausgebrochene obere linke Ecke wurde wieder angebracht, linke und untere Seite der Randleiste leicht erodiert. Relief, auf einer muschelförmigen Konsole in einer von Pilastern getragenen Rundbogennische ein bärtiger Kleriker stehend, in Birett, Halskrause, pelzverbrämter Almutie, in den Händen ein Buch. Die Nische wird durch ein Gesims in Schulterhöhe gegliedert, das ebenso wie der Scheitelpunkt des Rundbogens von Puttenköpfen bekrönt wird. Die Sockel werden durch je einen Putto samt Vanitassymbolen (Stab, Stundenglas, Sense) verziert. In den Ecken vier Vollwappen. Der erhaben ausgehauene Sterbevermerk läuft auf einer eingetieften Inschriftenleiste auf dem Rand um und wird auf dem Architekturbogen und den Pilastern fortgesetzt.

Maße: H. 219 cm, B. 113 cm, T. 13 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Fraktur mit Versalien.

  1. Anno // D(omi)n(i) 15//87 · 13a) · ivliib) obiit Reverendvs Ac Nobilis Dominvsc) // Johannes ab Hop//korffd) Canonicvs Et Cellerarivs Hvivs Ecclesiaee) // Nec Non Praepositvs Sancti // Bonifatijf) Cvivs Anima // ReQviescatg) Jn Pace

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1587 den 13. Juli starb der ehrwürdige und edle Herr Johannes von Hopkorff, Domherr und Cellerarius dieser Kirche, ebenfalls Propst von Sankt Bonifatius, dessen Seele in Frieden ruhe.

Wappen:
Hopkorff2) Lochow3)
Lindstedt?4) Hopkorff2).

Kommentar

Die Buchstaben mit Oberlängen wurden teils auf dem Rand eingehauen. Die Kürzungen stehen auf dem Rand erhaben. Das o ist spitzoval, die Schaftspitze des t stark nach rechts abgeknickt. Leicht voneinander zu unterscheiden sind n, u und v. Das s weist einen Abschlußstrich auf. Durch Schwellzüge gekennzeichnet sind f und langes s, sie zeigen keine echten Unterlängen, da der Platz für die gesamte Inschrift zu knapp bemessen war. Die ae-Ligatur ist üblich. Die Versalien weisen sehr verschlungene Formen auf. Als Worttrenner werden Quadrangel auf die Zeilenmitte gesetzt.

Es handelt sich um das früheste in Halberstadt erhaltene Werk der Werkstatt H1. Johannes von Hopkorff wird das Amt des Cellerarius nach dem Tod des Johannes von Heilingen 1565 übernommen haben.5) 1581 siegelt er als Gerichtsherr des Dorfs Huy-Neinstedt.6) Zwei Jahre später ist er nach Lentz Domherr und Propst von Sankt Bonifatius.7) In den Urkunden des Bonifatiusstiftes kommt er sonst nicht vor.8)

Textkritischer Apparat

  1. 13] Hochgestellt wegen des in die Schriftleiste ragenden Puttenkopfes der Pilasterbekrönung.
  2. ivlii] Wegen des hereinragenden Gesimses der Rundbogennische nur die oberen Schaftteile der beiden i ausgeführt.
  3. Dominvs] Die Buchstaben o bis s wegen der in die Schriftleiste übergreifenden Säulenbasis über der Grundlinie ausgeführt und teils verkürzt.
  4. Johannes ab Hopkorff] Wegen der breiten Säulenbasis wurden die Buchstaben nnes ab und orff über der Grundlinie ausgeführt; das k verwittert.
  5. Ecclesiae] Durch den Buchstaben a verläuft der Riß zwischen der Platte und der ausgebrochenen linken oberen Ecke.
  6. Bonifacij] i-Longa ohne Unterlänge, nur am nach innen gebogenen Verlauf des Schaftes zu erkennen.
  7. ReQviescat] Majuskel-Q nicht über das Mittelband hinausragend.

Anmerkungen

  1. Ob sich die Grabplatte schon früher im Alten Kapitelsaal befand, ist nicht zu ermitteln. Im Kreuzgang hat sie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht gelegen. Im Boden der östlichen Kreuzgangseite ist aber das Grab einer Anna von Hopkorff verzeichnet. Vgl. Halberstadt, Domarchiv, Grundriß des Kreuzgangs nach Haber von Carl Elis … 1836, ohne Signatur.
  2. Ein Balken, begleitet von drei sechsstrahligen Sternen 2:1, HZ: zwischen Büffelhörnern zwei schräggekreuzte Fähnlein; vgl. Siebmacher SaA, S. 77 und Taf. 48; Ledebur Bd. 1, S. 375.
  3. Drei bärtige Mannsköpfe mit Eisenhüten 2:1, HZ: abgeschlagen; vgl. Siebmacher SaA, S. 100 und Taf. 64; Ledebur Bd. 2, S. 46.
  4. Drei fächerförmig gestellte von einem Kranz umschlossene Schwerter, HZ: gleich; v. Lindstedt mit exaktem Wappenbild, jedoch abweichender Helmzier. Siebmacher BraA, S. 55 und Taf. 32; ebd. Pr, S. 340 und Taf. 394; Ledebur Bd. 2, S. 40. Ein ähnliches Wappen führen auch die in der Altmark seßhafte Familie von Eichstedt und die thüringischen Rusteleben. Nach der Helmzier handelt es sich vielleicht um das altmärkische Geschlecht von Eichstedt, wenn auch der auf der Grabplatte vorkommende Wulst oder Ring, in dem die Schwerter stehen, fehlt und die Schwerter der Helmzier in die umgekehrte Richtung weisen müßten; vgl. Siebmacher BraA, S. 24 und Taf. 13; Ledebur Bd. 1, S. 195; Rusteleben: Siebmacher SaA, S. 139 mit Taf. 191 Das im Halberstädtischen beheimatete Geschlecht v. Schöningen ist vielleicht ebenfalls zu berücksichtigen; Siebmacher SaA, S. 19 und Taf. 14 und erwähnt bei Ledebur Bd. 2, S. 401. Vgl. auch Ledebur 1850, S. 189 ff.
  5. Vgl. Lentz 1749, S. 341; zwischen Johannes von Heilingen († 1565) und Eustachius Boithel (als Kellner 1590 belegt, gestorben im gleichen Jahr) klafft in der Übersicht über die Domkellner eine Lücke. Vgl. zu Johannes von Heilingen Nr. 209, zu Eustachius Boithel Nr. 230.
  6. Nur als Domherr, noch nicht als Propst von St. Bonifatius; vgl. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 488 S. 238.
  7. Lentz 1749, S. 309. Der Propst von St. Bonifatius war immer ein Domherr.
  8. UB S. Bonifacii et S. Pauli Register, S. 584.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 224 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0022409.