Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 189 Dom, Textilsaal E. 15./1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Bursa, Domschatz Inv. Nr. 152;1) Samt, rot mit grüner Leineneinfassung, an den Ecken der Vorderseite je eine Quaste aus grüner Seide. Die Rückseite aus hellrotem Leinen, darauf zwei mit drei Buckeln geschmückte Metallschließen. In der Mitte der Vorderseite ein durch einen goldenen Kordelstab gerahmtes Wappen umgeben von vier mit Goldfäden gestickten Initialen des Domherren Michael Stammer.

Maße: H. 20,4 cm, B. 20,5 cm, Bu. 2,8–3,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Otto Krupp) [1/1]

  1. M(ICHAEL) S(TAMMER) / A S2)

Wappen:
Stammer3).

Kommentar

Die Schaft-, Balken- und Bogenenden der Buchstaben sind verbreitert und gespalten. Der Deckbalken des flachgedeckten A steht beidseitig über. Der Mittelteil des M ist verkürzt, die seitlichen Schäfte verlaufen gerade. Der mittlere Bogenverlauf des S zeigt eine leichte Schwellung.

Die Burse stammt wohl, wie das Wappen und die Auflösung der beiden oberen Buchstaben zeigen, aus dem Besitz des Michael von Stammer aus Ballenstedt. Die unteren beiden Buchstaben lassen sich nicht sicher auflösen.2) Michael von Stammer war im Sommersemester 1464 in Erfurt immatrikuliert, ist seit 1483 als Halberstädter Domherr und zwischen 1489 und 1521 als Archidiakon des Balsamgaus nachweisbar. Weiter gehörte er dem Magdeburger Domstift an und ist 1512 als Vikar des dortigen Bernwardsaltars belegt.4) In den Jahren 1514–1524 ist er außerdem als Propst der Halberstädter Liebfrauenkirche nachzuweisen.5) 1524 wird er als Senior des Domstiftes genannt.

Anmerkungen

  1. Lucanus 1866, S. 51 unter Inv. Nr. 89; Zschiesche 1895, S. 153; Hermes 1896, S. 107; erwähnt in BKD, S. 286 und Doering 1927, S. 73.
  2. Vielleicht kann man das A mit Archidiaconus oder Archidiaconatus auflösen. Das folgende S paßt jedoch nicht zum Archidiakonatsbezirk Balsamgau, vielleicht jedoch zu Stendal, das Sitz dieses Archidiakonats war. Zu den Verhältnissen im Archidiakonat Stendal vgl. Diestelkamp 1932, S. 165–214.
  3. In Rot ein Wellenschrägbalken; vgl. Siebmacher Pr, S. 388 mit Taf. 436; ebd. Sa, S. 48 mit Taf. 55.
  4. GS Magdeburg Bd. 1, S. 562.
  5. UB St. Johann, Nr. 505 S. 445.

Nachweise

  1. Lucanus 1866, S. 51.
  2. Zschiesche 1895, S. 153.
  3. Hermes 1896, S. 107.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 189 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0018902.