Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 175 Dom, Remtergang nach 1512

Beschreibung

Meßkelch und zugehörige Patene, Domschatz Inv. Nr. 8 und 8 a;1) Silber vergoldet, getrieben, im Gesenk geschmiedete Zarge angelötet, Grubenschmelz. Sechspaßfuß, Standring leicht gekehlt, darüber zwischen Profilen ein mit einem gehämmerten Längsstrichmuster verzierter Fries, die Pässe zunächst flach, dann steil ansteigend, auf einem der Pässe graviert ein Medaillon mit einer Kreuzigung auf einem Kalvarienberg, flankiert von Lanze und Rohr mit Schwamm als Arma Christi, am oberen Ende des Kreuzbalkens auf einem Schriftband der Kreuztitulus (A). Auf dem gegenüberliegenden Paß ein verschlungenes Schriftband mit der Stifterinschrift (B) des Domherrn Ulrich Stibler, am Stilus zwischen Profilen in Durchbrucharbeit Fensterarchitekturen, auf Ober- und Unterseite des Nodus gravierte Spitzbögen mit Fischblasen-, Dornenranken- und Maßwerkornamentik, auf den rautenförmigen Rotuli in opakem Grubenschmelz, die Anrufung (C) gold in Dunkelbraun. Die kreisförmige innere Vertiefung der kreisrunden Patene weist in einem punzierten und getriebenen Kreis einen gleichfalls getriebenen Vierpaß auf, am Rand auf rundem schraffierten Grund graviert ein Tatzenkreuz und in jedem Kreuzviertel zwei Kreise; auf dem Rand der Unterseite geritzt die Gewichtsangabe (D).

Maße: H. 19,6 cm, D. 14,6 cm (Kelch), D. 12,9 cm (Patene), Bu. 0,1 cm (A), 0,3–0,4 cm (B, D), 0,5 cm (C).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A–C), Minuskelschreibschrift (D).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/2]

  1. A

    I(HESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)2)

  2. B

    TE/·/STAMENTVM · VDALRICI · STIBL/ERa)

  3. C

    O // M//A//R//I//A

  4. D

    vj loeth

Übersetzung:

B: Vermächtnis des Ulrich Stibler. D: 6 Lot.

Kommentar

An Schaft-, Balken- und Bogenenden finden sich gebogene Serifen. Das B zeigt keine Verbindung zwischen Schaft und Bögen, die Bögen sind ineinander verschlungen. D hat einen verkürzten Schaft und ist dadurch links oben offen. Es kommt ausschließlich epsilonförmiges E vor. Der Mittelteil des M ist verkürzt. Als Worttrenner dienen sechsstrahlige Sterne.

Der promovierte Jurist Ulrich Stibler läßt sich in Halberstadt seit dem Jahr 1500 bis 1512 nachweisen und diente zunächst als bischöflicher Offizial und Prokurator, seit 1506 ist er als Domherr belegt.3) Seit 1509 wird er als Vicedominus bezeichnet.4) Die Angabe auf der Patene bezeichnet das Gewicht und damit den Wert des Stückes.

Textkritischer Apparat

  1. STIBLER] Fehlt Elis, S.T.T.B.L.E.R. Lucanus, Stiebler Nebe, Zschiesche.

Anmerkungen

  1. Lucanus 1866, S. 43 zu Nr. 39; Elis 1857, S. 78; Nebe 1889/1890, S. 88; Zschiesche 1895, S. 156; Hermes 1896, S. 89; BKD, S. 273; Hinz 1964, S. 208 Anm. 63.
  2. Io 19,19.
  3. LHASA Magdeburg, Rep. U 5 XVII b, Nr. 18, 20, 77; ebd., XII, Nr. 261; ebd., XVII f, Nr. 102; UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 377 f. S. 208 f.; UB St. Johann, Nr. 475 S. 428 f., Nr. 481 S. 432; Lentz 1749, S. 309. Siehe auch Hilling 1911, S. 70 f.
  4. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 403 S. 215; ebd., Nr. 370 A S. 521, Nr. 379 S. 523, Nr. 382 S. 524, LHASA Magdeburg, Rep. U 5 XI, Nr. 53.

Nachweise

  1. Lucanus 1866, S. 43 (B).
  2. Nebe 1889/1890, S. 88 (B).
  3. Zschiesche 1895, S. 156 (B).
  4. Hermes 1896, S. 89 (B).
  5. BKD, S. 273 (C).
  6. Hinz 1964, S. 208 Anm. 63.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 175 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0017501.