Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 75: Halberstadt Dom (2009)
Nr. 171 Dom, Neuer Kapitelsaal um 1510
Beschreibung
Predella, Domschatz Inv. Nr. 433 c; jetzt unter dem nicht zugehörigen, jedoch etwa zeitgleich entstandenen sog. Sebastiansaltar (vgl. Nr. 168); Holz, Tempera, Farben stark abgerieben. In drei flachen, von Blattornamentik umgebenen Rundbögen vor dunklem Hintergrund links Karl d. Gr. als bartloser Heiliger, die Krone auf dem Haupt, das geschulterte Schwert mit der Rechten haltend und den Reichsapfel in der ausgestreckten Linken, in der Mitte Anna Selbdritt, rechts der hl. Matthias, eine Hellebarde in der Rechten. Einzeilig aufgemalt im oberen Drittel der Bögen die Tituli (A–C), gold auf Schwarz, im linken Feld über dem Titulus mit Rötel die Initiale (D), rot auf Schwarz.
Maße: H. 42,5 cm, B. 199,8 cm, T. 27,5 cm, Bu. 2,1–2,4 cm (A–C), 6,6–7,1 cm (D).
Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A–C), Schreibschrift, kursiv (D).
- A
S(ANCTVS) · KARO//·LVS ·
- B
S(ANCTA) · // · ANNA ·
- C
S(ANCTVS) · MA·//THIAS ·
- D
J Kla)
Übersetzung:
A: Der heilige Karl. B: Die Heilige Anna. C: Der Heilige Matthias.
Textkritischer Apparat
- J Kl] Die Initialen waren nicht aufzulösen.
Anmerkungen
- Gmelin 1974, Kat. Nr. 159 S. 478 f.
- Vgl. zum Karlskult in Halberstadt Fuhrmann 2002 b und 2006 a, zum Wandel der Darstellungen Karls d. Gr. siehe Kahsnitz 2003.
Nachweise
- Gmelin 1974, Kat. Nr. 159 S. 478 f.
Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 171 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0017103.
Kommentar
Die Schaft-, Balken- und Bogenenden weisen Serifen bzw. leicht keilförmige Verbreiterungen auf. Der Deckbalken des kapitalen A steht zweimal nach links, einmal nach rechts über. Die kurze obere Schräghaste des K wird nach links oben gebogen, die längere untere Schräghaste ist gerade ausgeführt. Das schmucklose L weist einen sehr kurzen Balken auf. Die äußeren Schäfte des M sind schräggestellt, der Mittelteil verkürzt. Die Schräghaste des N wurde dünn ausgeführt, ein Bügel zeigt nach rechts oben oder unten, bei retrogradem N jedoch nach unten. O ist oval, die Mitte der Bogenabschnitte ist leicht verstärkt. Der Bogen des R wirkt klein und leicht oblong. Bogen, Cauda und Schaft berühren sich nicht. Die Cauda ist lang und gerade ausgeführt. S zeigt schön gerundete Bogenabschnitte. T ist ganz einfach, mit kurzem Balken ausgeführt. Als Worttrenner dienen Punkte. Die Bügel der Kürzungsstriche sind nach oben gerichtet.
Die von der Forschung bisher weithin übersehene Predella datiert Gmelin in die Zeit um 1510.1) Dem widerspricht der paläographische Befund nicht, der jedoch nicht vermag, eine präzisere Einordnung zu liefern. Ob das Gemälde einen der Altäre der dargestellten Heiligen schmückte, läßt sich nicht sagen.2)