Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 164(†) Dom, Vierung 1509

Beschreibung

Standbild des hl. Erasmus,1) am südwestlichen Vierungspfeiler nach Norden, heller Sandstein. Auf einer sechseckigen Blattkonsole der Heilige in Bischofstracht, die Mitra auf dem Haupt und den Manipel am linken Unterarm, mit der linken Hand hält er mittels eines Panisellus das Pedum, dessen Krümme fehlt, im rechten Arm ruht die Winde. Das zugehörige Wappen fehlt heute, es war ehemals an einem querrechteckigen Wappenstein zwischen Konsole und Skulptur angebracht, der an der linken Seite die Jahreszahl trug. An der Konsole das nicht zugehörige Wappen des Dompropstes Ludolf Quirre.2)

Inschrift nach Meßblatt der Preußischen Meßbildanstalt, Nr. 46324.

  1. 1509

Wappen:
unbekannt3).

Kommentar

Der Bogen der linksgewendeten 5 ist zum Balken transformiert. Es ist fraglich, ob die Skulptur auf der ursprünglichen Konsole steht und damit auch, ob zwischen ihr und den beiden ehemals bzw. heute noch mit ihr verbundenen Wappen eine Beziehung besteht.

Hildegard Marchand äußerte die Vermutung, an dieser Stelle könne ursprünglich die Figur des hl. Hieronymus gestanden haben, die heute an der Ostseite desselben Vierungspfeilers ihren Platz hat.4) Sie passe stilistisch und zeitlich besser zum Wappen des Dompropstes Ludolf Quirre († 1463) an der Konsole. Ob aber die Erasmusfigur die Stelle des Hieronymusbildes einnahm oder sich auf einer anderen Konsole befand, ist nicht zu klären. An ihrem heutigen Platz ist sie einschließlich der Jahreszahl und damit auch des unbekannten Wappens schon vor 1728 nachweisbar.5) Es bleibt jedoch ungewiß, ob dieses Wappen, das sich noch 1936 zwischen der Konsole mit dem Wappen des Dompropstes Ludolf Quirre und der Erasmusskulptur befand, ursprünglich mit dieser Figur verbunden gewesen ist.6)

Anmerkungen

  1. Vgl. zur Skulptur allg. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 51; Hinz 1964, S. 70; zum Martyrium des Erasmus Keller 1996, S. 208 f.
  2. Quadriert, 1./4. ein Adler (Dompropstei Halberstadt), 2./3. ein Rosenschapel (Quirre). Vgl. zu Ludolf Quirre Schwarz 1994.
  3. Gespalten/geteilt (?), an der Hauptstelle zwei schwarze (?) Schindeln, HZ: schwarze Büffelhörner. Dieses Wappen befand sich an einem Quader, auf dem die Skulptur nachweislich seit dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts stand. Blasoniert nach dem Meßblatt der Preußischen Meßbildanstalt.
  4. Marchand 1925/26, S. 317.
  5. Haber 1739, S. 24. Es handelt sich um die zweite unveränderte Auflage des Werkes von 1728.
  6. Abb. Marburger Index, Archiv Nr. 04738f05, 0762b05, 0762b06 (88 054).

Nachweise

  1. Haber 1739, S. 24.
  2. Elis 1857, S. 94.
  3. Hermes 1896, S. 52.
  4. Meßblatt der Preußischen Meßbildanstalt zu Berlin 1898, Nr. 46 324, Kunstgeschichtliches Institut d. Universität Halle/Saale, Inv. Nr. 10 206.
  5. Abb.: Marburger Index, Archiv Nr. 04738f05 = KBB 14 310 (um 1910), Abb. ohne Jahreszahl: 076205 = 10 101 (um 1920), 0762b06 = 88 054 (1936).
  6. Abb.: Hinz 1964, S. 72 f.
  7. Teilabb.: Flemming/Lehmann/Schubert 1990, Abb. 99.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 164(†) (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0016408.