Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 140 Dom, Depot E. 15./A. 16. Jh.

Beschreibung

Flügelaltar, Domschatz Inv. Nr. 403;1) ehemals im fünften Joch von Osten im Nordschiff;2) Holz, farbig gefaßt bzw. vergoldet, die Außenflügel früher weiß gestrichen.3) Im Schrein eine geschnitzte Kreuzigungsgruppe vor vergoldetem und trassiertem Hintergrund, der Rahmen durch Hohlkehlen profiliert, am unteren Ende folgt eine durchbrochene Laubwerkkonsole; zwischen ihr und dem Schleier seitlich zwei gedrehte Säulen. Das Kreuz ist aufgemalt, die farbig gefaßten Figuren der Maria und des Johannes sowie der Kruzifixus geschnitzt. Der rechte Flügel zeigt innen farbig gefaßt vor trassiertem Goldgrund den hl. Christophorus und das nimbierte Christuskind auf seiner Schulter, die Weltkugel in der Hand. Auf der Außenseite die Maria einer Verkündigungsgruppe (oder Maria Magdalena?) mit Nimbus, das Schriftband in ihren Händen leer. Der linke Flügel zeigt Jakobus d. Älteren im Pilgerhut mit angehefteter Muschel, einen Stab in der Hand. Die Außenseite des Flügels ist verloren. Am oberen Ende des Schreins über dem Kreuzesstamm in Schwarz auf weißem Grund aufgemalt der Kreuztitulus (A), auf den Nimben der Hll. Maria und Johannes zwischen Doppellinien einzeilig umlaufend in den Goldgrund trassiert die Tituli (B, C).

Maße: H. 109,5 cm, B. 163 cm (Flügel: je 40,5 cm, Schrein: 82 cm), T. ca. 20 cm, Bu. 3,5 cm (A), 2 cm (B, C).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

  1. A

    · I(HESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDEORVM)4) ·

  2. B

    · SANCTA · MARIA ·

  3. C

    · SANCTVS · IOHANNES [·]

Übersetzung:

A: Jesus aus Nazareth, der König der Juden. B: Die heilige Maria. C: Der heilige Johannes.

Kommentar

Die Schrift der Inschrift A weist verstärkte und gegabelte Schaftenden auf, die besonders am I zu sehen sind, dessen Schaftmitte beiderseits von Knoten geschmückt ist. Die Schräghaste des N ist als Haarstrich ausgeführt, die Cauda des R nach unten durchgebogen. Die Schaft-, Balken- und Bogenenden der Nimbeninschriften sind stark verbreitert. A weist einen beidseitig überstehenden Deckbalken auf, der Mittelbalken ist dünn ausgeführt und nach unten gebrochen. Epsilonförmiges E ist an der linken Seite stark eingekerbt, die Bogenenden sind so stark verbreitert, daß sie sich fast berühren. Sehr breit gestaltet wirkt das H, der haarstrichartige Balken weist einen Bügel nach oben auf. Auch in dieser Inschrift sitzen die Nodi beidseitig in der Schaftmitte des I. Der Mittelteil des M ist nur bis zur Buchstabenmitte geführt. Der Schrägbalken des N ist dünner gestaltet. Die Cauda des R setzt unmittelbar unter dem Bogen an und ist nach oben durchgebogen. V weist am Ende kaum Schaftverbreiterungen auf. Als Worttrenner wurden seitlich ausgezogene Quadrangel benutzt.

Anmerkungen

  1. Fehlt Stange 1967–1978 Bd. 1 und Gmelin 1974.
  2. Büsching 1819, S. 253.
  3. Ebd.; BKD, S. 291. Den Altar erwähnt auch Hermes 1896, S. 132.
  4. Io 19,19.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 140 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0014008.