Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 139 Dom, Textilsaal A. 16. Jh.

Beschreibung

Kaselkreuz, Domschatz Inv. Nr. 279;1) Kruzifix mit Heiligen in Reliefstickerei mit Gold- und Seidenfäden auf Leinengrund und Besatz von Blüten aus vergoldetem Silberblech und Flußperlen, Rahmung von dunkelrotem, weiter innen von plastisch unterlegtem und mit perlbesetzten hellen Schnüren umschlungenen braunem Seidenrips, die Fläche des lateinischen Kreuzes mit Gold-, einzelne Teile mit farbigen Seidenfäden bestickt, Anlegetechnik, von gekordeltem Schnurstab umgeben; in der Mitte der braune Kreuzesstamm am unteren Ende flach beginnend, nach oben hin unterlegt und zunehmend plastisch, der ebenfalls plastische Corpus aus hellem Leinen. Jesus mit Kreuznimbus, drei Engel halten Kelche, die das Blut der fünf Wunden auffangen, den Fuß des Kreuzes umfängt Maria Magdalena, in Halbfigur an den Enden des Kreuzbalkens links Petrus, rechts Paulus. Über dem Kreuz Gottvater mit Kreuznimbus, der von zwei gefaßten hellblauen gemugelten Edelsteinen geziert wird,2) eine mit Kreuz versehene Weltkugel haltend. Darunter auf einem geschwungenen Schriftband braun auf Gold gestickt der Kreuztitulus, unterbrochen durch einen vom Kreuz ausgehenden grünen Trieb.

Maße: H. 129,2 cm, B. 64,7 cm, Bu. 0,6 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

  1. I(HESVS) / N(AZARENVS)a) // R(EX)b) / I(VDEORVM)3)

Übersetzung:

Jesus aus Nazareth, der König der Juden.

Kommentar

Das I mit zwei kleinen Nodi zu beiden Seiten in der Schaftmitte ohne Verbindung zum Schaft. Nach Stil und modischen Details gehört das Kaselkreuz an den Anfang des 16. Jahrhunderts.4)

Textkritischer Apparat

  1. NAZARENVS] Das N fast vollständig vergangen.
  2. REX] Das R beschädigt.

Anmerkungen

  1. Lucanus 1837, S. 9; Elis 1857, S. 81; Lucanus 1866, S. 60 unter Nr. 296 (?); Nebe 1889/1890, S. 85; Hermes 1896, S. 111; BKD, S. 285; Hinz 1964, S. 193 f. mit Abb.; Der heilige Schatz 2008, Nr. 78 S. 274 f. mit Abb. (Katharina Hinz)
  2. „Viele edele Steine in verschiedenen Farben“, die Elis 1857, S. 81 beschrieb, fehlen heute. In einer Hostiendose mit der Inv. Nr. 40 werden heute etliche Perlen und Edelsteine verwahrt.
  3. Io 19,19.
  4. Vgl. zum Beispiel Nr. 182; siehe weiter Wilckens 1991, S. 252 f.; Mühlbächer 1995, Kat. Nr. 26/27 S. 36 f. mit Abb.; Der heilige Schatz 2008, Nr. 78 S. 274 f. mit Abb. (Katharina Hinz).

Nachweise

  1. Der heilige Schatz 2008, Nr. 78 S. 274 f. mit Abb. (Katharina Hinz).

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 139 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0013902.