Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 133 Dom, Textilsaal 15. Jh.

Beschreibung

Meßkelch, Domschatz Inv. Nr. 588;1) Silber vergoldet, getrieben und graviert, Kruzifixus gegossen, Schauseite der Rotuli in opakem Grubenschmelz. Der runde Fuß mit a jour gesägter Zarge aus durchbrochenen Spitzbögen über schmalem runden Standring, steiler Anlauf; runder, an den Enden durch Hohlkehlen profilierter Stilus mit zwischengeschobenem, von zungenförmigen, durchbrochenen Maßwerkfenstern und sechs rautenförmigen Rotuli geschmücktem Nodus; ausladende Kuppa, die durch drei Niete unterhalb des Nodus mit dem Stilus verbunden ist. Am oberen und unteren Schaftstück umlaufend, jeweils erhaben ausgeführt vor kreuzschraffiertem Grund, sowie an den Schauseiten der Rotuli in einzelnen Buchstaben, gold auf blauem Grund, die Anrufungen (A, B), am unteren Stilus durch die Niete unterbrochen. Am Fuß ein durch vier Niete befestigter Kruzifixus, am oberen Ende des Kreuzesstammes auf einem Schriftband einzeilig erhaben ausgeführt der Kreuztitulus (C).

Maße: H. 18 cm, D. 15,3 cm, Bu. 0,5 cm (A, C), 1,3 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Karl Geipl) [1/1]

  1. A

    + cristvs // · i//he//sv//s

  2. B

    i // h // e // s // v // s

  3. C

    i(hesvs) n(azarenvs) r(ex) i(vdeorvm)2)

Übersetzung:

C: Jesus aus Nazareth, König der Juden.

Kommentar

Die Inschrift A beginnt mit einem Lilienkreuz bzw. einem stilisierten Blatt als Anfangszeichen. Die Bögen sind sehr spitz gebrochen, die Bogenenden gerne nach außen umgebogen. Inschrift B weist lange schmale Buchstaben auf. Der Schaft des h läuft nach rechts dünn aus. Inschrift C zeigt einen breiteren und gedrungeneren Schriftduktus. Der gebrochene Bogen des n hat eine Verbindung zur linken Haste. Die Fahne des r ist zu einem Quadrangel mit ausgezogenem und eingerolltem Zierstrich reduziert.

Anmerkungen

  1. Lucanus 1866, S. 43 ohne Nummer; es handelt sich vielleicht um den Kelch von 7 Zoll Höhe.
  2. Io 19, 19.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 133 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0013303.