Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 75: Halberstadt Dom (2009)
Nr. 127 Dom, Textilsaal 15. Jh.
Beschreibung
Dalmatik, Domschatz Inv. Nr. 195;1) in Vertikalstreifen gemustertes Seidengewebe für „Florentiner Borten“, schilfgrün, gold, blau, naturfarben, Futter: Leinen rosa (Vorderseite) und braun, unzerschnitten, in fünf quadratischen Feldern nebeneinander eine Sonnenscheibe mit dem Monogramm Christi als Anrufung, Schrift grün auf goldenem Grund (15mal), darüber bzw. darunter die thronende Muttergottes mit Kind bzw. der auferstandene Christus unter Architekturbaldachinen; seitlich keilförmige Einsätze. Die Vorderseite ist aus verschiedenen Stücken des Gewebes zusammengesetzt.
Maße: H. 131 cm, B. 114 cm, Bu. 2,5–4,3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
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Anmerkungen
- Nebe 1889/1890, S. 86; Zschiesche 1895, S. 153; Hermes 1896, S. 116; BKD, S. 285 (Sizilien 12. Jahrhundert); Doering 1927, S. 69 (Sizilien 12. Jahrhundert); Meyer 1936, S. 15 (15. Jahrhundert); Hinz 1964, S. 188 (florentinische Weberei des 15. Jahrhunderts); Wilckens 1991, S. 125 f. mit Abb. Nr. 138; Der heilige Schatz 2008, Nr. 71 S. 254–257 mit Abb. (Annemarie Staufer), wo das Parament jetzt in das 1. Drittel des 15. Jahrhunderts gesetzt wird.
- LCI Bd. 2, Sp. 337.
- LCI Bd. 5, Sp. 389–392.
Nachweise
- Der heilige Schatz 2008, Nr. 71 S. 254–257 mit Abb. (Annemarie Staufer).
- Abb. Wilckens 1991, S. 125 f. mit Abb. 138.
Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 127 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0012705.
Kommentar
Die linke Haste des y oben nach links abgeknickt. Die oberen Schaftenden sind zu Quadrangeln umgeformt. Beide Schäfte des h werden an ihren unteren Enden nach rechts umgebogen. Das s ist kürzer als die anderen Buchstaben. Seine Bögen sind sehr stark gebrochen. Zwischen mittlerem und unterem Bogenabschnitt der Ansatz eines Abschlußstriches. Die Buchstabenenden laufen bis auf das s mehrfach geschwungen in Blattornamente aus.
Das Monogramm des Namens Jesu erscheint seit dem späten Mittelalter häufig, oft wie hier in gotischen Minuskeln geschrieben.2) In einer Sonnenscheibe dient es als Attribut des Minoritenpredigers Bernardinus von Siena. Die im Domschatz aufbewahrte Mitra des franziskanischen Halberstädter Weihbischofs Johannes Sartoris (1459–1466) zeigt den Heiligen mit diesem Zeichen (Nr. 103).3) Die zeitliche Einordnung folgt der kunsthistorischen Bewertung.