Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 126 Dom, Chor 15. Jh.

Beschreibung

Am Chorgestühl der Nordseite in der hinteren Reihe an der Unterseite eines Chorsitzes zeilenweise eingeritzt die Heiligennamen.1)

Schriftart(en): Minuskelschreibschrift.

  1. Ca)/ Lamberti / Gregorij

Übersetzung:

Des Lambertus. Des Gregor.

Kommentar

Die Schrift weist die beiden Namen in das 15. Jahrhundert. Das macht neben den Majuskelbuchstaben C und G mit eingestelltem Zierstrich das oben spitze a deutlich, Buchstaben, die sehr einfach und roh in das Holz geritzt wurden. Wahrscheinlich handelt es sich um Heiligennamen, wie die Genitivform zeigt, die aus irgendeinem Grunde behalten werden mußten. Vielleicht waren es die Patrone der Altäre, an denen der Vikar zelebrierte, der diesen Chorsitz einnehmen durfte. In den Jahren 1339 und 1375 wurde der Sebastiansaltar um die Patrozinien der Heiligen Godehard, Bernward und Lambert erweitert.2) In der Folgezeit gab die Vikarie St. Lamberti, die vom Propst vergeben wurde, den Namen für diesen Altar. Gregor, gemeint ist wohl Papst Gregor I., ist nur als Mitpatron eines Altars der 10000 Ritter und der vier Kirchenlehrer in Halberstadt bekannt.3) Möglich ist auch, daß die beiden Inschriften die Festtage der Heiligen nach dem Festkalender wiedergeben.4)

Textkritischer Apparat

  1. C] Vielleicht aufzulösen durch concessio oder concessus für das Zugeständnis, die Bewilligung, die angab, welchem Vikar der Chorsitz zustand.

Anmerkungen

  1. Für den Hinweis auf diese Inschrift danke ich Herrn Matthias Zimmer, der das Halberstädter Chorgestühl im Rahmen einer Qualifikationsarbeit im Jahr 2006 untersuchte.
  2. UBHH Bd. 3, Nr. 2309 S. 405–407 von 1339 VI 12, Nr. 2436 S. 535–537 von 1352 X 1. Vgl. auch Mülverstedt 1871 a, Nr. 9 S. 408. LHASA Magdeburg, Rep. U 5, XIIa Nr. 21; ebd., Rep. A 15 G Vicarien zu Halberstadt St. Lamberti, Spezialregister zu Rep. U 5; ebd., Rep. Cop. 744, fol. 9v–10r. Zu einem Missale dieses Altars siehe Schmidt 1881, Nr. 127 S. 5–7.
  3. LHASA Magdeburg, Rep. U 5, XVIIe, Nr. 27, 28 und Nr. 142. Gregorsreliquien gab es in Halberstadt schon seit dem 10. Jahrhundert; vgl. GEH, S. 86.
  4. Das Fest des hl. Lambert wird am 17. September gefeiert, dasjenige Gregors d. Gr. am 12. März, seine Ordinatio am 3. September.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 126 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0012608.