Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 118 Dom, Neuenstädter Kapelle 1495? (oder 1501/1505?)

Beschreibung

Lichtkrone; im Vorjoch des Kapellenpolygons; Metall (wohl Schmiedeeisen), vergoldet; für 1876 war eine Restaurierung zumindest vorgesehen,1) 1997 restauriert und bis auf die ausgebrochenen Ziffern der Jahreszahl gut erhalten.2) Aus zwölf durch Niete verbundenen Gliedern bestehende kreisrunde Leuchterkrone, die Glieder zwischen mit je zwei Rundstegen belegten Bändern mit durchbrochenem Rankenwerk und stilisierten Blüten ornamentiert, an den Stegen der Paßstellen je ein mit Schrauben oder Nieten befestigter Wappenschild und ein kurzer Lichtarm. Die heute an jedem zweiten Glied mittels Ösen befestigte Aufhängung besteht aus unter einem Blattknauf zusammengefügten Stäben und Ketten, die unter einer mit acht Lilien besteckten Krone zusammengeführt und an einem mit Blattknäufen verzierten Gestänge befestigt sind, das – unterbrochen von dem Wappen des Stifters – zum Gewölbe führt. In der Mitte des ersten Gliedes inmitten von durchbrochenem Rankenwerk die Fragmente der Jahreszahl über dem unteren Rand angelötet; ob in der ursprünglichen Anordnung, ist fraglich.

Maße: H. 14,5 cm (Reif), D. 127,5 cm, Bu. 5,2 cm.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Hans Fuhrmann/Marion Gronemann) [1/1]

  1. 1[..]5a)

Wappen:
Zwölfmal Stift Halberstadt3), Dompropstei Halberstadt/Neuenstadt4).

Kommentar

Die über dem Hauptreif des Leuchters angebrachte Krone deutet auf die Krönung Mariens, der Patronin der Kapelle hin, wie auch die übrigen gestifteten Werke ihrer Verherrlichung dienten. Zum Stifter Balthasar von Neuenstadt sowie der von ihm gestifteten Kapelle und ihrer Ausstattung vgl. Nr. 136, 137, 159, 182, 183.5) Das Entstehungs- oder Stiftungsjahr ist der Lichtkrone leider nicht mehr zu entnehmen, da die angebrachte Jahreszahl beschädigt ist.6) Wenn die zweite bzw. von innen vorletzte Ziffer der Jahreszahl nicht bei einer Restaurierung verändert wurde, könnte es sich dabei um eine heute beschädigte schlingenförmige Vier handeln. Dann käme als Herstellungsjahr, da die erste und die letzte Ziffer – jeweils eine Eins bzw. von innen gelesen eine Eins und eine Fünf – ganz oder rudimentär erhalten sind, ehestens das Jahr 1491, also das Jahr der Domweihe, oder 1495 in Frage. Man kann aber auch eine Entstehung im Jahr 1501 nicht ausschließen, wenn die zweite Ziffer eine beschädigte Null sein sollte und an diese Stelle erst versetzt worden ist. Die Leuchterkrone in Halberstadt stammt vielleicht, wie Lüer vermutet, von einem Meister, der auch eine Lichtkrone in Magdeburg angefertigt hat.7)

Textkritischer Apparat

  1. 1[..]5] Vielleicht zu ergänzen zu 1495. Dann wäre die Jahreszahl von innen zu lesen. Von außen wäre die Lesung 1491 oder 1505 möglich.

Anmerkungen

  1. DKK 1876, S. 3; BKD, S. 279; Lüer 1904, S. 84 f. mit Abb. 64; Doering 1927, S. 55.
  2. Restaurierung durch den Metallrestaurator Ulrich Sieblist, Questenberg/Sachsen-Anhalt.
  3. (Von Silber und Rot) gespalten; vgl. Siebmacher Bi, S. 144 mit Taf. 227.
  4. Quadriert, im 1. und 4. Feld ein Adler (Dompropstei Halberstadt), im 2. und 3. Feld ein Schrägbalken (Neuenstadt); vgl. Siebmacher Sa, S. 116 mit Taf. 75. Wappen des Dompropstes Balthasar von Neuenstadt.
  5. Vgl. dazu auch Fuhrmann 2002 a, bes. S. 209 f.
  6. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgenommene Lichtbilder zeigen leider nie die Seite des Leuchters, die die Inschrift enthält.
  7. Lüer 1904 Bd. 1, S. 85 mit Fig. 64. Die Annahme Lüers, daß die erwähnte Magdeburger Stiftung im Jahr 1494 angefertigt worden sei, wie aus einer Inschrift hervorgehe, beruht offensichtlich auf einer Verwechslung mit dem ebenfalls sich in der Magdeburger Liebfrauenkapelle befindlichen dreiarmigen Leuchter, der am Fuß die Zahl xciiij, also 94 wohl für 1494 trägt.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 118 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0011806.