Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 75: Halberstadt Dom (2009)
Nr. 104 Dom, Depot 2. D. 15. Jh.
Beschreibung
Kaselkreuz, Domschatz Inv. Nr. 181;1) Gold- und Seidenstickerei auf Leinen, Grund in Gold- und Brauntönen, Gewänder altrosa, blau, rot, gelb, weiß. Kruzifix an einem Balkenkreuz, Christus mit Strahlennimbus, aus den Wunden blutend; am Fuß des Kreuzes stehend Maria und Johannes, der die Gottesmutter umfängt; an den Kreuzenden in Halbfigur die vier Kirchenlehrer: oben Papst Gregor d. Gr. mit Kreuzstab und Tiara, auf einem unten angesetzten Stück Hieronymus, auf einem Hügel stehend, in den Kreuzarmen die Bischöfe Augustinus und Ambrosius. Über dem Haupt Christi ein goldenes Spruchband mit dem blau eingestickten Kreuztitulus.
Maße: H. 116,1 cm, B. 57,5 cm, Bu. 2 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
i(hesus) n(azarenus) r(ex) i(udeorum)2)
Übersetzung:
Jesus aus Nazareth, der König der Juden.
Anmerkungen
- Nebe 1889/1890, S. 85; Hermes 1896, S. 111; BKD, S. 282; Doering 1927, S. 70.
- Io 19,19.
- LHASA Magdeburg, Rep. U 5 XVIIe Nr. 27 und 28 sowie ebd., IX Nr. 190 und XVII f Nr. 25.
- LHASA Magdeburg, Rep. U 5 XVIIe, Nr. 85 a.
Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 104 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0010402.
Kommentar
Der Bogen des n ist nicht wirklich gebrochen, sondern ganz sanft gerundet. Die Fahne des r besteht aus einem Quadrangel mit weit nach unten ausgezogenem Zierstrich.
Wie das angesetzte Stück mit dem hl. Hieronymus zeigt, wurde das Bildprogramm offensichtlich aus zwei Teilen zusammengestellt. Ein Altar der Zehntausend Ritter und der Vier Kirchenlehrer wurde im Jahr 1461 von dem Halberstädter Bürger Dietrich Güntersberg gestiftet.3) Möglicherweise gehörte das Kaselkreuz ehemals zu einem Meßgewand dieses Altars, für den 1505 eine Andreascommisse eingerichtet wurde, zu der auch Kelch, Pacificale, Kaseln, Alben und Missale gestiftet worden waren.4) Der Flügel eines Altarretabels mit zwei der vier Kirchenväter – Gregor d. Gr. und Ambrosius – vom Anfang des 16. Jahrhunderts hat sich erhalten (Nr. 142).