Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 86† Dom, ehemals im Chorumgang vor der Chorscheitelkapelle 1437

Beschreibung

Sterbevermerk des Bischofs Johannes von Hoym (1420–1437), auf dem „Leich=Stein“,1) ehemals vor der Chorscheitelkapelle neben dem Grab seines Vorgängers.2)

Text nach Haber 1739.

  1. Anno MCCCCXXXVII.a) VI.b) Jdus Aprilis3) obiit Reverendus in Christo Pater (et)c) Dominusd) Johannes de Nobilibus ab Hoym hujus Ecclesiae Halberst(adensis)e) Episcopus cujus anima requiescat in sancta pacef).

Übersetzung:

Im Jahr 1437 am sechsten Tag vor den Iden des April starb der ehrwürdige Vater in Christus und Herr Johannes von den Edlen von Hoym, dieser Halberstädter Kirche Bischof, dessen Seele in heiligem Frieden ruhe.

Kommentar

Bischof Johannes von Hoym, als Halberstädter Domherr seit 1408 und Propst von St. Paul bis 1419 belegt, nach 1414 auch Domkämmerer, 1418 Domscholaster, wohl im Herbst 1419 zum Bischof gewählt und am 4. Dezember 1419 bestätigt, hatte Fehden mit den braunschweigischen Herzögen und den Herren von Aschersleben zu bestehen.4) Während seines Pontifikats kam es in den Jahren 1423 bis 1425 zur sogenannten Halberstädter Schicht, Unruhen innerhalb der Stadtgemeinde, in die auch das Reich, der Bischof als Stadtherr sowie etliche Städte des sächsischen Städtebundes verwickelt waren.5) Johannes von Hoym starb am 11. April 1437.3)

Textkritischer Apparat

  1. MCCCCXXXVII] M überhöht; A D 1437 Oeynhausen, Sammlung.
  2. VI] Verschrieben für III? VI auch Lentz, Oeynhausen, Sammlung. Vgl. unten Anm. 3.
  3. et] et-Ligatur; D. fügt hinzu Oeynhausen, Sammlung.
  4. Dominus] Ein weiteres D. für Dominus fügt hinzu Oeynhausen, Sammlung.
  5. Halberstadensis] Haber kürzt mittels Punkt auf der Grundlinie.
  6. pace] Amen fügt hinzu Oeynhausen, Sammlung.

Anmerkungen

  1. Haber 1739, S. 39; Elis 1857, S. 65 gibt an, es handele sich um steinerne Särge; Halberstadt, Domarchiv, Loc. III Nr. 1, Alte Inventarien-Verzeichnisse, Bl. 51 (1. H. 19. Jh.) vermerkt, daß die Grabsteine Bischof Albrechts von Wernigerode (siehe Nr. 76 †) und Johannes’ von Hoym bei der letzten Umpflasterung zerschlagen worden seien.
  2. Haber 1739, S. 39; Lentz 1749, S. 277; Niemann 1824, S. 28; Elis 1857, S. 31, 65; Elis 1883, S. 44; Hermes 1896, S. 68; BKD, S. 300; Halberstadt, Domarchiv, Loc III Nr. 1, Alte Inventarien-Verzeichnisse, Bl. 51; vgl. Nr. 76 †. Die Grabstelle ist noch heute durch eine Ritzinschrift des 15. Jahrhunderts in der Chorwand bezeichnet; vgl. Nr. 94.
  3. 1437 IV 8; Johannes von Hoym starb jedoch am 11. April 1437; vgl. Schmidt 1883, S. 252 f.; Boettcher 1913, S. 295; Gatz 2001, S. 230 (Walter Zöllner). Möglicherweise handelt es sich um eine Fehllesung Habers, der bei gleicher Hastenzahl VI statt – wie korrekt – III las. Nicht auszuschließen ist jedoch ein Fehler des Steinmetzen am Original. Vgl. mit weiteren abweichenden Todesdaten Lentz 1749, S. 277 f. Die Unzuverlässigkeit von Habers Lesungen erwähnt Schmidt 1883, S. 251, der auch das Todesdatum „feria quinta post dominicam Quasimodogeniti“ (= 11. IV.) aus einem nachträglich angebrachten Vermerk des Priesters Gottschalk Wegener in einem Lektionar (Halberstadt, Stadtarchiv, Ms 116 = Schmidt 1881, S. 3 Nr. 116), das dieser auf Befehl Bischof Johanns von Hoym geschrieben und noch am 2. August 1437 vollendet hatte, wiedergibt.
  4. Vgl. Schmidt 1883, S. 252 f.; Boettcher 1913, S. 281–295; Meier 1967, S. 283; Averkorn 1997, S. 42 f.
  5. Haber 1739, S. 39 f.; Lentz 1749, S. 272–278; Boettcher 1913, S. 281–290; Elis 1859, S. 22–26; Averkorn 1997, S. 42 f.; Puhle 1996, S. 22 ff.; Ehbrecht 1996, S. 322–337; Logemann 1997, S. 15–128; Gatz 2001, S. 229 f. (Walter Zöllner). Zur Halberstädter Schicht aus marxistischer Sicht siehe auch Fritz 1964, S. 75–105; Fritz 1988, S. 29–35.

Nachweise

  1. Haber 1739, S. 39 f.
  2. Lentz 1749, S. 277 f. (nach Haber).
  3. Oeynhausen Sammlung, Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek, Oy-H, 42 Nr. 66 (Julius Karl Adolf Friedrich Graf von Oeynhausen (1843–1886), Sammlung von Grabinschriften in deutschen Kirchen).
  4. Schmidt 1883, S. 253 (nach Haber).

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 86† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0008609.