Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 58 Dom, Textilsaal 14. Jh.

Beschreibung

Korporalienkästchen, Domschatz Inv. Nr. 149;1) Holz, Oberseite: Seidengewebe mit Metallfäden: Silberlahn vergoldet mit Seidenseele, rote und grüne Seide, Pfauenfedern, Leinen, Futter: rosa Leinen, Zargen mit braunem Samt ausgeschlagen, die Ecken und Kanten mit roter Seide abgenäht; Unterseite: halbseidenes Atlasgewebe, rot und gold, Metallfäden mit kleinen Fehlstellen, sonst gut erhalten.2) Auf dem Deckel des quadratischen Kästchens – umgeben von breiten grünen Rauten mit stilisierten Bäumchen – in der Mitte auf rotem Grund die Abbreviatur des Namens Jesu als Anrufung in Gold.

Maße: H. 3 cm, B. 19 cm, T. 19 cm, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Gunar Preuß) [1/1]

  1. IH(ESV)S

Kommentar

Die Sporen an den Schäften des I und des H laufen an den Schaftenden und an den beiden Schaftseiten in spitze, teils dreieckige Nodi aus. Der Balken des H zeigt eine Ausbuchtung nach unten. Der Kürzungsstrich hat eine angedeutete Ausbuchtung nach oben.

Ein Kästchen mit vergleichbaren Wirkereien aus dem 14. Jahrhundert hat sich außer in Halberstadt in Quedlinburg erhalten.3) Ähnliche Rautenmuster, allerdings unterschiedlich und kleinteiliger gefüllt, weist auch ein besticktes Korporalienkästchen vom Anfang des 15. Jahrhunderts aus Westfalen auf, das im Kunstgewerbemuseum in Berlin aufbewahrt wird.4) Ein mit Inschriften versehenes besticktes Korporalienkästchen vermutlich des 15. Jahrhunderts hat sich im Marienstift Lemgo erhalten.5)

Anmerkungen

  1. Erwähnt bei Lucanus 1866, S. 51 unter Nr. 83 als Burse bezeichnet; Nebe 1889/1890, S. 87; Zschiesche 1895, S. 153; BKD, S. 286. Vgl. zu den Korporalienkästchen Bock 1859–1871 Bd. 2, S. 268–272 und Braun 1907, S. 215–217.
  2. Zum technischen Befund Happach 1989, S. 55–58.
  3. Katalog Berlin 1992, Nr. 49 S. 110 f.; Der heilige Schatz 2008, Nr. 86 S. 298 f. mit Abb. (Regula Schorta).
  4. Schuette/Müller-Christensen 1963, S. 37 Nr. 179; Kroos 1970, S. 96 Anm. 5; Mühlbächer 1995, S. 20 Nr. 6.
  5. DI 59 (Stadt Lemgo), Nr. 25.

Nachweise

  1. Happach 1989, S. 57 mit Abb. S. 55.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 58 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0005805.