Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 43† Dom, unbekannter Standort 1361, 1495

Beschreibung

Orgel, an der „diese nachrichtung … also beschrieben“ als Herstellungsvermerk stand.1)

Text nach Praetorius 1619.

  1. Anno Domini M. CCC. LXI. Completum in Vigilia Matthaei Apostoli2) per manus Nicolai Fabri Sacerdotis.Anno Domini M. CCCC. XCV. renovatum est per manus Gregorij Kleng (et)c.a)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1361 vollendet am Tag vor [dem Fest] des heiligen Apostels Matthäus2) durch die Hände des Priesters Nikolaus Fabri (Schmid). Im Jahre des Herrn 1495 ist [diese Orgel] erneuert worden durch die Hände des Gregor Kleng usw.

Kommentar

Den Aufbau der Halberstädter Orgel, die zumindest die zweite im Dom war, wie Erwähnungen von Organisten in Urkunden vor dem Jahr 1361 zeigen, schildert Michael Praetorius aus Creuzburg an der Werra in der Organographia seines Syntagma Musicum.3) Eine abweichende, anekdotische Beschreibung der Orgel gibt Zeiller in der Topographia Saxoniae. Er führt aus, daß seine Nachricht von einem Gewährsmann, der „Anno 1646 … / so allhie durchgeraist / aufgezeichnet worden“ sei. Danach hatte die „sehr alte Orgel“ nur wenige „große bleierne Pfeiffen, ein überdimensioniertes Manual und viele kleine Blasebälge.“ Es seien daran drei Mönche abgebildet gewesen, die sich „an einer fuga zu tode gesungen haben sollen“.4)

Weder der Orgelbauer noch der Erneuerer lassen sich in Halberstädter Quellen nachweisen. Auch der Standort der Orgel und der genaue Anbringungsort sowie die Schriftart der Inschriften sind unbekannt.5) Zumindest nach ihrer Renovierung im Jahr 14956) könnte die Nordempore als Standort geplant gewesen sein, die baulich durch die Verkürzung des Fensters für eine Orgel vorgesehen war. Ob sich dort je eine Orgel befunden hat, ist jedoch ungewiß. Nach Bormann soll schon vor 1550 eine neue Orgel in Dienst gestellt worden sein, und im Jahr 1675 soll die alte Orgel dann durch eine kleinere Orgel ersetzt und der Andreaskirche überlassen worden sein.7) Die jetzige Halberstädter Orgel stammt aus dem Jahr 1718 und wurde von Herbst in Magdeburg gebaut.

Textkritischer Apparat

  1. etc.] Ungewiß ist, ob diese Wendung Teil der Inschrift war oder diese noch weiteren Text aufwies, der durch diese Formel ersetzt wurde.

Anmerkungen

  1. Praetorius 1619, S. 98.
  2. 20. September 1361.
  3. Praetorius 1619, S. 97–118; UBHH Bd. 3, Nr. 2189 S. 311 f., Nr. 2354 S. 452–454; siehe auch Bormann 1966, S. 18–23.
  4. Zeiller 1653, S. 119 f.; danach Haber 1739, S. 26; Uffenbach 1753, S. 145; Elis 1857, S. 99 f. Anm.*; DKK 1861, S. 9; Zschiesche 1895, S. 161; Hermes 1896, S. 82 f.; Bormann 1966, S. 109 f.
  5. Bormann 1966, S. 20 mit Abb. S. 24 f. nimmt nach der bei Praetorius 1619, Taf. XXVI wiedergegebenen Darstellung, die eine Aufstellung auf der Südempore insinuiert, an, daß die alte Orgel am Ende des 15. Jahrhunderts über dem nördlichen Kreuzgang auf der Südempore aufgestellt war und „ursprünglich an der Giebelwand des südlichen Querschiffs hing“, während eine 1328 erwähnte Vorgängerin „an der südlichen Hochwand der ersten drei Joche des Langhauses“ (vgl. UBHH Bd. 3, Nr. 2189 S. 311 f.) existiert haben müsse. Es scheint sich jedoch bei der Abbildung Praetorius’ um idealtypische Vorstellungen zu handeln, die dem Halberstädter Standort nur ähnlich sehen; vgl. weiter BKD, S. 277 f.; zum Standort Nordempore siehe Hermes 1896, S. 39. Praetorius wird aber als Hofkapellmeister des Halberstädter Administrators und Reformators Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1566–1613) gewiß mit den Halberstädter Verhältnissen vertraut gewesen sein; vgl. ADB Bd. 26, S. 530–533; NDB Bd. 20, S. 668–670.
  6. Das Werden dieser Orgel zeichnet Bormann 1966, S. 110–112 in freier Weise nach.
  7. Uffenbach 1753, S. 145 nennt den Zeitpunkt, seitdem die Orgel „abgebrochen, und schon in die sechzig Jahre zu einer neuen Orgel in dieser, und dann zu einer anderen in der Baarfüßer=Kirche gebraucht worden.“; Elis 1857, S. 99; Zschiesche 1895, S. 161; Hermes 1896, S. 83; BKD, S. 278; Bormann 1966, S. 20 f.

Nachweise

  1. Praetorius 1619, S. 98.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 43† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0004304.