Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 36a† Dom 1324

Diese Katalognummer ist ein Nachtrag zu DI 75 Die Inschriften des Doms zu Halberstadt aus dem Anhang des Bandes DI 86 Die Inschriften der Stadt Halberstadt.

Beschreibung

Grabmal des Bischofs Albrecht I. von Anhalt; bezeichnet als „grabstain“,1) also vermutlich aus Stein; Albrecht I. soll „in der Mitte des Domes“2) bestattet worden sein; die Inschrift ist nur in einer Handschrift überliefert, sie enthält den Sterbevermerk mit einer Fürbitte, begleitet von Abzeichnungen der beiden Wappen.

Text nach Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek MS VIII 648.

  1. A(nno) d(omini) 1324a)die exal[tatio]nis sancte crucis3)o(biit) Revere[ndus] in Christo pater D(omi)n(u)sb). . . . Anhalt Episco[pus] Halberstatens(is) Ecclesie4). C(uius) A(nima) R(equiescat) I(n) [P(ace)]

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1324 am Tag der Erhöhung des Heiligen Kreuzes3) starb der ehrwürdige Vater in Christus Herr . . . . Anhalt,4) Bischof der Halberstädter Kirche. Dessen Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Stift Halberstadt5) Grafen von Anhalt6)

Kommentar

Albrecht von Anhalt war der Sohn des Grafen Bernhard I. von Anhalt-Bernburg und der Sophia, Tochter des Königs von Dänemark.7) Seit 1292 als Halberstädter Domherr belegt, seit 1302 als Propst des Halberstädter Stiftes St. Paul. Nach dem 27. oder 28. Oktober des Jahres 1303 ist er zum Bischof von Halberstadt gewählt und am 15. März 1304 konsekriert worden.8) Er sicherte dem Halberstädter Stift nach dem Aussterben der Ascherslebener Linie der Grafen von Anhalt im Jahr 1315 deren Gebiete, was in der Folge zu langwährenden Auseinandersetzungen mit den anderen Linien der anhaltischen Askanier führte.9) Seine Territorialpolitik erhielt dem Stift etliche Städte und Burgen und die Lehnshoheit in der Altmark gegen die Brandenburger und Braunschweiger; er mußte aber Gebiete an das Erzstift Magdeburg abtreten. Aufgrund der zerrütteten Finanzen des Bistums behauptete das Domkapitel jedoch seine starke Stellung. Ende 1313 bis Anfang 1314 war Albrecht von Anhalt für einige Zeit in der Gefangenschaft thüringischer Adeliger.10) Der Bischof förderte besonders die geistlichen Institute in seiner Diözese. Seine Memoria wurde zur Vigil des Kreuzerhöhungsfestes gehalten.11)

Textkritischer Apparat

  1. 1324] Es folgt im Text: v(e)l 25. Dieses Datum ist jedoch nicht zutreffend, da der Bischof Albrecht von Anhalt am 14. September 1324 starb. Ohnehin stellt sich die Frage, ob auf dem Totenmal arabische Ziffern gestanden haben, die im frühen 14. Jahrhundert noch sehr selten waren, oder ob nicht von ursprünglich römischen Ziffern ausgegangen werden muß und der Kopist nur die für ihn übliche Schreibweise verwendet hat. Siehe zur Geschichte der arabischen Ziffern im Mittelalter Ifrah 1991, S. 528–539. Siehe auch oben Nr. 185 mit Anm. 2.
  2. Dominus] Den folgenden Vornamen samt der zugehörigen Präposition konnte der Verfasser der Schrift offensichtlich nicht lesen, so setzte er stattdessen vier Punkte.

Anmerkungen

  1. „Cathedrali templo Halberstadij, grabstain“; Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek MS VIII 648, fol. 118r. Diese Information ist jedoch nicht ganz sicher, da über dem Eintrag zu der Grabplatte Balthasars von Neuenstadt, die noch existiert und aus einer Metallegierung besteht, eingetragen ist: Ibidem grabstai(n). Zur Grabplatte Balthasars von Neuenstadt siehe DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 184.
  2. „quasi in medio ecclesie kathedralis“ MGH SS XXIII (IV: Gesta Alberti II episcopi Halberstadensis), S. 123, wohldanach Gatz 2001, S. 224 (Walter Zöllner).
  3. 14. September 1324.
  4. Es kann sich aufgrund der Zeitstellung nur um Bischof Albrecht von Anhalt (1304–1324) gehandelt haben.
  5. Gespalten; vgl. Siebmacher Bi, S. 144 mit Taf. 227.
  6. Gespalten, vorn ein halber Adler, hinten neunmal geteilt; vgl. Siebmacher Souv3, S. 20 f. mit Taf. 21 und 29.
  7. Gatz 2001, S. 224 (Walter Zöllner), auch zum Folgenden; Schmidt 1878 a, S. 410; Europäische Stammtafeln Bd. XVII,Taf. 186.
  8. Meier 1967, S. 227.
  9. Schmidt-Ewald 1916, S. 61–70.
  10. UBHH Bd. 3, Nr. 1918 S. 103–105; Gatz 2001, S. 224 (Walter Zöllner).
  11. UBHH Bd. 3, Nr. 2132 S. 251.

Nachweise

  1. Hannover, Niedersächische Landesbibliothek MS VIII 648, fol. 118r.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 36a† (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k00036a8.