Inschriftenkatalog: Dom zu Halberstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 75: Halberstadt Dom (2009)

Nr. 21 Dom, Oberer Kreuzgang, Ausstellungsraum 1245–1250, 13./1. H. 14. Jh.

Beschreibung

Schrank, Domschatz Inv. Nr. 426;1) ehemals in der Liebfrauenkirche an der Nordseite des Altars aufgestellt, vermutlich seit 1837 in der Domsammlung im Kapitelsaal bzw. heute im Ausstellungsraum im oberen Kreuzgang.2) Eichenholz, Pergament, auf vergoldetem Kreidegrund farbig gefaßt, Stoffreste einer roten Innenbespannung vermutlich Halbseide, Kastenschloß- und Schlüsselschild, Türgriff, Scharniere, Haken und Beschläge aus Eisen. Als Eckpfosten dienen Vierkanthölzer mit gekehlten Kanten, acht Bohlen von unterschiedlicher Größe verbinden sie miteinander, verzapft, verdübelt und genutet, in der Mitte der Rückseite ein zwischen das obere und untere Verbindungsholz eingestellter Vierkantpfahl, Rück- und Seitenwände versenkt. Das Innere ist durch eine Holzplatte geteilt, die untere Hälfte durch zwei farbig gefaßte, ursprünglich nicht zugehörige Türflügel aus Nadelholz verschließbar. Die beiden außen mit je drei Beschlagbändern an Eisenscharnieren befestigten, verschließbaren Türen mit Pergament bzw. Leinwand bespannt, vergoldet und bemalt. Die Bemalung setzt sich in Blüten-, Ranken- und Edelsteinornamenten auf den Eckpfosten, Zickzacklinien in der Türzarge und pseudokufischen Inschriften3) auf dem unteren Verbindungsholz sowie in farblicher Absetzung des seitlich überkragenden, geschnitzten Gesimsbalkens fort, der mit einem flachen, ausgekehlten, seitlich von Kleeblattbögen, Dreipässen und vergoldetem Spiral- bzw. Blütenornament flankierten Rundbogen verziert ist. Auf der Außenseite der Türflügel auf Goldgrund unter einer Baldachinbekrönung, die von bänderumwundenen Rundsäulen getragen wird, eine Verkündigungsszene: Maria, in purpurfarbenem Mantel vor einer Sitzbank mit Kissen stehend, hält in ihrer Rechten eine Spindel, das Gewand des Engels Gabriel ist am Hals mit einer breiten, lilienförmigen, edelsteinbesetzten Goldborte geschmückt, die linke Innenseite zeigt die hl. Katharina mit Lilienszepter und Reichsapfel, die rechte die hl. Kunigunde ohne Attribute. Die Kleidung der beiden Heiligen ist mit ähnlichem, kaiserlich-byzantinischen Gewandschmuck wie die des Erzengels geschmückt. Auf dem oberen Rand der schmalen Rahmung der Türflügelinnenseiten sind die beiden Bildbeischriften (A) einzeilig in gelber Farbe auf Rot aufgemalt. Auf den beiden Außenseiten jeweils links über der Schulter Marias und neben dem Kopf des Engels der Antiphonanfang nach dem Bibelwort (B) einzeilig eingeritzt. Die stark beschädigten Seitenwände zeigen zwei männliche Heilige, links wohl Johannes, rechts Paulus. Etliche Risse und Bestoßungen, Pergament und Farbschicht sind in großen Teilen abgeplatzt. 1932 und in den späten fünfziger und sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurde der Schrank restauriert.4)

Maße: H. 198,6 cm, B. 136 cm, T. 73,9 cm, Bu. 2 cm (A).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A), gotische Minuskel (B).

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Gunar Preuß) [1/3]

  1. A

    · S(ANCTA) · KATERINA · // S(ANCTA) · CHVNEGUNDIS ·

  2. B

    Qua(m) pulcra // (et) qua(m) decoraa)5)

Übersetzung:

A: Die heilige Katharina. Die heilige Kunigunde. B: Wie schön [bist du] und wie reizend.

Kommentar

Die Schrift der Inschrift A erinnert stark an diejenige zeitgenössischer Buchmalerei. Die Schaftstärke ist teils gleichmäßig, teils treten Bogenschwellungen bei meist gerader Innenkontur auf. Die ausgeprägten, meist rechtwinklig aufgesetzten Sporen nehmen mitunter fast den Charakter von Abschluß- bzw. an den unteren Schaftenden von (nach buchschriftlicher Terminologie) Basisstrichen an. Es treten je zwei Formen der Buchstaben A, N und U auf. Das pseudounziale A zeigt eine starke Bogenschwellung außen am linken Schaft. Der rechte Schaft setzt sich an seiner linken Seite in einem parallel zum linken Schaft verlaufenden, nach links leicht durchgebogenen Zierstrich fort. Der Schaft selbst weist an der rechten Seite eine Bogenschwellung bei fast gerade verlaufender Innenkontur auf und setzt sich am unteren Ende in einem nach rechts gezogenen dünnen Basisstrich fort. Die Schaftenden des K sind oben nur wenig, unten stark verbreitert. Die obere Schräghaste ist dagegen an ihrem oberen Ende stark verbreitert und läuft in einen langen und kräftigen Sporn aus. Der Eindruck des Geschwungenen der unteren Schräghaste, die spitz ausläuft, entsteht durch eine aufgesetzte spitze Schwellung im oberen Verlauf des Buchstabenteils. Mutatis mutandis ist das R ähnlich gestaltet. Die Cauda ist leicht geschwungen und in der oberen Hälfte geschwollen. Die verbreiterten Balkenenden des runden T sind mit beidseitig stark ausgezogenen Sporen besetzt. Der Bogenverlauf gleicht demjenigen des unzialen H, nur wird er in vertikaler Richtung entwickelt. Das untere spitz auslaufende Ende ist eingerollt. Als Worttrenner verwendete man Punkte auf der Zeilenmitte.

Bei Inschrift B handelt es sich um eine kursive Schreibschrift. Die Bögen und Schaftenden sind nicht gebrochen. Die Strichstärke bleibt durchgehend dünn. Die Cauda des Q ist nach beiden Seiten zu einem durchgehenden Basisstrich verlängert. Der obere Bogen des doppelstöckigen a, der sowohl spitz als auch rund gestaltet sein kann, ragt nach links über den unteren hinaus. Der obere Verlauf ist leicht geschwungen. Der Buchstabe r ist durch Schaft- und Bogen- r vertreten. Einmal in einer runden, ein anderes Mal in einer spitzen Form findet man das u. Der Balken des et-Kürzels verläuft nur links der Schaftmitte. Als Kürzungsstriche verwendete man gerade, lange Striche.

Der Schrank gehört zu den „ältesten Werken der Tafelmalerei“.6) Hatte Stange seine Entstehung zunächst noch um 1210 eingeschätzt, so revidierte er seine Meinung nach der Aufdeckung der Außenseiten der Türen und postulierte statt dessen „gegen die Mitte des [13.] Jahrhunderts“.7) Nach der Arbeit von Weitzmann, der hypothetisch zeitgenössische byzantinische bzw. sinaitische Kunstwerke als Vorbild des Künstlers annahm, sowie einem Aufsatz Beltings, der eine Verbreitung durch Wanderkünstler sah, rückten die Malereien des Schranks allerdings zeitlich immer weiter herauf an den Anfang des Jahrhunderts.8) Neben einigen Arbeiten, die vermittelnde Zeitansätze vertreten,9) war es zuletzt Hans-Joachim Krause, der anhand bislang übersehener, unpublizierter archivalischer Quellen die Entstehung des Kunstwerks in den Jahren 1239/41 bis 1249 – vermutlich eher noch 1245–1250 – wahrscheinlich machte.10)

Verbunden mit dieser Datierung ist seine Antwort auf die zweite bisher ungelöste Frage nach der Funktion des Schrankes. Zunächst hatte man angenommen, daß es sich um eine Art Sakristeischrank zur Aufbewahrung der Vasa sacra, für liturgische Gewänder oder Bücher gehandelt habe.11) Kroos wollte einen solchen wegen der dargestellten weiblichen Heiligen neben dem Kunigundenaltar mit der Kompatronin Katharina im südlichen Querhaus der Kirche lokalisieren.12) Doch schon Harald Keller hatte vermutet, daß der Schrank zur Aufbewahrung von Reliquien gedient haben müsse.13) Zwei Urkunden des Marienstifts und des Bischofs Volrad von Kranichfeld aus dem Jahr 1266 (XI 12) enthalten einen Schiedsspruch in einem Streit zwischen dem Kapitel und dem Thesaurar von Liebfrauen um die Aufbewahrung der von dem Ritter Johannes von Bodendike dem Stift geschenkten Marienreliquien.14) Der Schiedsrichter, der ehemalige Dekan (1241–1265) des Stifts und zeitige Dominikanermönch (seit 1266) Dietrich von Hecklingen, dem seinerzeit seitens des Kapitels die Aufbewahrung der Reliquien anvertraut worden war, gab an, daß er noch während seiner Amtszeit veranlaßt habe, daß „pro decenti earum [reliquiarum] conservatione ... iuxta altare receptaculum prepari“.15) Die Funktion des Reliquienschranks verband Krause, der die Gründe für die Identität des Halberstädter Schranks mit dem „receptaculum“ durch weitere Indizien sicherte,16) mit der schon von Appuhn geäußerten Annahme, daß die im Domschatz erhaltene, aus der Liebfrauenkirche stammende Sitzmadonna, die um 1230 entstanden sein soll, dort möglicherweise ihre Aufstellung gefunden habe.17) Sie hätte in das obere Fach des Schrankes gepaßt und könnte in einer Höhlung auf der Rückseite schon vor der Herstellung des Schranks eine weitere Marienreliquie aufgenommen haben, die von der Familie des Stifters zuvor geschenkt worden war: das „lac beatae Marie virginis“.18) Alle Marienreliquien hätten also in dem Reliquienschrank beim Hauptaltar ihren Platz gefunden.

Die aus dem Erwähnten resultierende Spätdatierung des Halberstädter Schrankes, für die Krause auch die seit 1245 einsetzenden Ablässe anführt, „die den Besuchern zuerst und teilweise ausschließlich für die Teilnahme an den großen Marienfesten gewährt wurden,“19) kann auch durch die Schriftformen der Inschrift A gestützt werden. Vergleicht man sie mit den Buchstabenformen, die am 1945 zerstörten Quedlinburger Retabel zu sehen waren, das Renate Kroos „in die Zeit gegen 1270“ setzt,20) so wird man feststellen, daß der zeitliche Abstand der Buchstabenformen beider Kunstwerke keinesfalls ein halbes Jahrhundert oder mehr sondern allenfalls etwa zwanzig Jahre betragen kann. Das fällt besonders ins Auge, wenn man die Tituli der Heiligen unter der Kreuzigung insbesondere denjenigen der Hl. Katharina betrachtet.21) Nicht nur das gekürzte S für SANCTA sondern auch K, R und das pseudounziale A sowie rundes N stehen denjenigen des Schrankes sehr nahe. Lediglich das unziale E der Inschrift auf dem Retabel ist eindeutig weiterentwickelt. Auch das runde T auf dem Spruchband in der Kreuztragung entspricht demjenigen der Bildbeischrift Katharinas (A). Sollten also die Inschriften der Türinnenseiten zusammen mit der figürlichen Malerei angebracht worden sein, ist eine Datierung, wie sie Krause vorschlägt (1245–1250), durchaus gerechtfertigt.22) Die Ritzinschriften, die den Anfang einer Marienantiphon enthalten, wurden entweder noch im ausgehenden 13., eher jedoch im Verlauf des 14. Jahrhunderts angebracht.

Textkritischer Apparat

  1. decora] Die erste und die beiden folgenden Silben mit Wortabstand.

Anmerkungen

  1. Siehe dazu: Lucanus 1848, S. 20; Elis 1857, S. 68 f.; Lucanus 1866, S. 49 nahm an, daß der Schrank um 1100 entstanden sei; Mülverstedt 1879, S. 580–591; Elis 1886, S. 8; Nebe 1889/1890, S. 91; Hermes 1896, S. 36; BKD, S. 280; Falke 1924, S. XVI f.; Doering 1927, S. 64; Stange 1935/36, S. 36–42; Meyer 1936, S. 19; Zehn Jahre Denkmalpflege 1959, Nr. 36 S. 207; Hinz 1964, S. 168–171 mit Abb.; Keller 1965, S. 125; Stange 1967–1978 Bd. 1, Nr. 738 S. 224; Klamt 1972, S. 268 f.; Weitzmann/Kroos 1978, S. 258–282; Legner 1982, S. 65 mit Abb. 287; Riemann/Krause 1983, S. 359–367; Reinle 1988, S. 295; Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 225 f. mit Abb. 156–158; Findeisen 1996, S. 73 f.; Kobler 1997, S. 44; Krause 1997 a, S. 126–143; Krause 1997 b, S. 455–494; Kostbarkeiten 2001, S. 66 f. mit Abb. ([Hans-Joachim] K[rause]); Karlson 2001 Bd. 1, S. 82–98, Bd. 2, Nr. 4 S. 7–9 mit Abb. 4.; Der heilige Schatz 2008, Nr. 112 S. 376–379 (Elisabeth Rüber-Schütte. Es kann hier nur eine Auswahl der erschienen Literatur geboten werden. Eine Magisterarbeit von Ursula Wiegand, Der Halberstädter Schrank. Stand der Forschung, Berlin, Institut für Geschichtswissenschaft, Fachgebiet Kunstgeschichte der Technischen Universität, 1994/1995 konnte an der TU Berlin nicht mehr gefunden werden. Es gelang auch nicht, Kontakt mit der Autorin aufzunehmen.
  2. DKK 1838, S. 6; Lucanus 1848, S. 20 beschreibt den Schrank zwar im Zusammenhang mit der Ausstattung der Liebfrauenkirche, schreibt aber wortwörtlich „er stand an der Nordseite des Altars“; Krause 1997 a, S. 126; Krause 1997 b, S. 455 mit Anm. 1.
  3. Stange 1967–1978 Bd. 1, Nr. 738 S. 224; Hinz 1964, S. 170; Weitzmann/Kroos 1978, S. 273 f.; vgl. dazu auch Erdmann 1953.
  4. Stange 1935/36, S. 36; Riemann/Krause 1983, S. 359–367; Möller 1997, S. 135 f.
  5. Anfang der Antiphon zu Mariae Empfängnis (in Halberstadt) nach Ct 7,6; vgl. Breviarium Halberstadense 1515, fol. CLXIXv–CLXXr; CAO Vol. III, Nr. 4436 zu Marienprozessionen.
  6. Meyer 1936, S. 19 (Beginn des 13. Jahrhunderts).
  7. Stange 1930, S. 146–149; Stange 1935/36, S. 42 (um 1240).
  8. Weitzmann/Kroos 1978, S. 282 (vor ca. 1212); Belting 1978, S. 246 f. (ohne eine zeitliche Einordnung); siehe auch Appuhn 1963, Nr. 69 S. 54 mit Abb. (um 1210), siehe dazu auch Hinz 1964, S. 170 (bald nach 1200).
  9. Reinle 1988, S. 295 (um 1230); Flemming/Lehmann/Schubert 1990 (kaum vor 1230), S. 225; Maercker 1979, S. 207 (um 1240). Jüngst kritisierte Olaf Karlson den Beitrag von Krause und favorisiert eine Entstehung des Schranks in der Folge des Wiederaufbaus der Liebfrauenkirche nach der Zerstörung 1179 in den Jahren um 1200 und seine Aufstellung in einer Nische des ehemaligen Lettners; vgl. Karlson 2001, S. 95–98.
  10. Krause 1997 a und Krause 1997 b mit Abdrucken der Urkunden; siehe dazu auch den zugrundeliegenden Aufsatz von Mülverstedt 1879 mit Urkundenabdrucken.
  11. Zum Beispiel Elis 1857, S. 68; Elis 1886, S. 8; Meyer 1936, S. 19; Reinle 1988, S. 295.
  12. Weitzmann/Kroos, 1978, S. 279 und 282.
  13. Keller 1965, S. 125.
  14. Magdeburg, LHASA, Rep. U 7 Nr. 113–115; gedruckt ist der Schied bei Mülverstedt 1879, S. 584 f., der Schied und seine Bestätigung bei Krause 1997 b, S. 492–494 Nr. 1 und 2, die bischöfliche Bestätigung ist als Regest in UBHH Bd. 2, Nr. 1145 S. 312 wiedergegeben. Die Schenkungsurkunde des Johannes von Bodendike (nachweisbar 1225–1249) nennt weder Ausstellungsort noch -datum, ist jedoch während des Dekanats des Dietrich von Hecklingen (1241–1265) ausgestellt worden, da sie ihn und das Kapitel als Adressaten nennt; LHASA Magdeburg, Rep. U 7 Nr. 265. Ein wenig verwunderlich ist, daß Johannes von Bodendike in den Urkunden von 1266 XI 12 ohne einen Hinweis auf sein Ableben erwähnt wird, wie es in denselben Urkunden bezüglich des Thesaurars Jusarius geschieht. Ein Johannes von Bodendike findet sich in Halberstädter Urkunden auch noch in den Jahren 1285, 1288, 1289 und 1303; UBHH Bd. 2, Nr. 1510 S. 502 f., Nr. 1730 S. 612 f.; UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 192 S. 154, Nr. 236 S. 185 f.; UB Blankenburg-Campe, Nr. 373 S. 219–221. Zu Johannes von Bodendike siehe Plöhn 1971/1972, S. 116.
  15. Der damalige Thesaurar des Stifts, der am 15. Dezember 1257 oder 1258 verstorbene Jusarius von Gersdorp (1237–1257/58), ein Blutsverwandter des Stifters, der die Schenkung wohl gefördert hatte, war noch zu seinen Lebzeiten gegen die Regelung vorgegangen, daß die Aufsicht über die Reliquien dem ganzen Kapitel und nicht dem Thesaurar zustehe. Schon damals wurde die Angelegenheit entschieden, wie auch die sprachliche Abfassung der Urkunde von 1266 deutlich macht. In diesem Jahr wurde die Angelegenheit erneut verhandelt und der Schied urkundlich niedergelegt. Bezüglich der Person des in der bischöflichen Bestätigung als Streitpartei genannten „Th thesaurariu[s]“ irrt Krause 1997 b, S. 493 f. Nr. 2. Es handelt sich nicht um eine Verschreibung für Jusarius, der schon verstorben war und ja auch in der Urkunde selbst als „bone memorie“ erwähnt ist. Gemeint ist dessen Nachfolger Theodericus de Heiligendorp (1259–1268), der nach der Resignation des Dekans Dietrich von Hecklingen im Jahr zuvor wohl mit der Regelung, daß der Thesaurar nicht mehr an der Aufsicht über die Reliquien und somit nicht an den Gefällen beteiligt war, nicht einverstanden war. Denn die zuvor getroffene Regelung, daß der Thesaurar daran teilhaben solle, galt ausdrücklich nur für den Thesaurar Jusarius [von Gersdorf] „tempore vite sue“. Im Jahr 1270, nach der Amtsübernahme von Dietrich von Heiligendorfs Nachfolger als Thesaurar, Johann von Amvorde (1270–1271), wurde die Angelegenheit dann endgültig geregelt; UBHH Bd. 3, Nr. 1213 S. 347.
  16. Krause 1997 b, S. 463 f.
  17. Appuhn 1963, S. 34.
  18. Krause 1997 b, S. 467–486. Der Stifter war Johann von Lewenberg, vermutlich der Vater des Thesaurars Jusarius. Zum Reliquiar, in dem diese Reliquie wohl aufbewahrt wurde, ebd., S. 481 f.
  19. Krause 1997 b, S. 486 f.
  20. Kroos 1997, S. 86; vgl. auch Gemäldegalerie Berlin, Dokumentation der Verluste 1995, S. 53 Nr. 1570.
  21. Vgl. Kroos 1997, Abb. 2 S. 75, Abb. 4 S. 77 und bes. Abb. 13 S. 83; zur zeitlichen Ansetzung der Schriftformen des Halberstädter Schranks vgl. auch Rüber-Schütte 2005, S. 138–140.
  22. Vgl. zum technischen Befund Möller 1997.

Nachweise

  1. Hinz 1964, Abb. S. 171.
  2. Weitzmann/Kroos 1978, Abb. 9 S. 264, Abb. 29 S. 277.
  3. Riemann/Krause 1983, Abb. 236 S. 360.
  4. Kostbarkeiten 2001, Abb. S. 67.

Zitierhinweis:
DI 75, Halberstadt Dom, Nr. 21 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di075l003k0002108.