Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 336 Pommersches Landesmuseum 1619

Beschreibung

Mantel des Universitätsrektors.1) Roter Seidensamt mit Gold- und Silberstickerei, Perlen, Pailletten und Applikationen. In den Jahren 1969 und 1994/1995 restauriert.2) An den Vorderkanten des Mantels zwei breite Bordüren, zwischen üppigen Ranken auf jeder Seite vier der neun pommerschen Wappen, die gegenüberliegenden jeweils einander zugekehrt. Das neunte, kleinere Wappen (Gützkow) zwischen Palmetten auf dem Rücken des Mantels. Um die Unterkante zwischen zwei Bändern umlaufend die in goldenen Buchstaben gestickte Inschrift. Worttrenner aus Silberfäden in Form verschiedener Blüten und Ranken.

Maße: L. 62 cm (vorne), 64,5 cm (hinten). Bu. 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Jürgen Herold [1/3]

  1. ˑ PHILIPPVS ˑ IVLIVS ˑ DEI ˑ GRATIA ˑ DVX ˑ STETINIa) ˑ POMERANIAE ˑ CASSVBIORVM ˑ ET ˑ VANDALORVM ˑ PRINCEPS ˑ RVGIAE ˑ COMES ˑ GVTZKOVIAEb) ˑ LEOBVRGENSIVM ˑ AC ˑ BVTOEIENSIVM ˑ DYNASTA ˑ VESTEM ˑ HANC ˑ RECTORALEM ˑ VNIVERSITATI ˑ SVAE ˑ GRIPHISWALDENSI ˑ DONAVIT ˑ A(NN)O ˑ 1ˑ6ˑ1ˑ9 ˑ

Übersetzung:

Philipp Julius, von Gottes Gnaden Herzog von Stettin und Pommern, der Kaschuben und Wenden, Fürst von Rügen, Graf von Gützkow, Herrscher der Lauenburger und Bütower, schenkte diesen Rektormantel seiner Greifswalder Universität im Jahr 1619.

Wappen:
Pommern, Herzogtum, Teilwappen3)Stettin, Herzogtum
KaschubenWenden
Usedom, HerrschaftRügen
Wolgast, HerrschaftBarth, Herrschaft
Gützkow, Herrschaft

Kommentar

Die Inschrift ist sorgfältig ausgeführt. G kommt viermal mit eingestellter Cauda vor; nur einmal (in GRATIA) setzt die Cauda am Bogenende an. R mit leicht geschwungener Cauda. Die Schaft- und Balkenenden sind leicht nach innen gebogen, Sporen sind nur andeutungsweise zu sehen. Die Information, der Mantel sei „von dem Perlensticker Henrich Möller geschaffen“ worden, lässt sich nicht verifizieren.4) Das einzige vergleichbare Stück in Deutschland ist der 1604 angefertigte Bräutigamsmantel des Herzogs Johann Georg (I.) von Sachsen.5) Von einem Monogramm abgesehen trägt dieser Mantel jedoch keine Inschrift. Der Greifswalder Rektormantel wurde 1854 durch einen modernen ersetzt, dessen Gestaltung sich zwar an dem älteren Stück orientierte, der aber mit einer neuen Inschrift versehen wurde.6)

Die Einzelwappen des neunfeldigen Herzogswappens wurden im Sinne der repräsentativen Funktion des Rektormantels teilweise verändert. Als Farben wurden nur Blau, Gold und Silber verwendet. Darüber hinaus tragen nicht nur wie üblich der Stettiner, sondern auch der pommersche und der rügensche Greif Kronen.

Textkritischer Apparat

  1. STETINI] Stettinensis Kosegarten, Pyl.
  2. COMES ˑ GVTZKOVIAE] Fehlt Pyl.

Anmerkungen

  1. Pommersches Landesmuseum, Inv.-Nr. AAC000003; Eigentum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Inv.-Nr. KU000004.
  2. Dahlenburg, Kulturbesitz, S. 23.
  3. Zu den Wappen der einzelnen pommerschen (Titular-)Herrschaften vgl. die Einleitung, Kap. 5.4.
  4. Baier, Denkmale, S. 59; auch Dahlenburg, Kulturbesitz, S. 23; Kat. 1648, Nr. 850.
  5. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Rüstkammer, Inv.-Nr. I 14.
  6. Dazu Schultze, Kunstdenkmäler, S. 35f.; Dahlenburg, Kulturbesitz, S. 23.

Nachweise

  1. Kosegarten, Universität, 1, S. 228.
  2. Pyl, Rubenowbild, S. 9.
  3. Schultze, Kunstdenkmäler, S. 33.
  4. Dahlenburg, Kulturbesitz, S. 21f. (mit Abb.).
  5. Kat. 1648, Nr. 850.
  6. Magin, Leuchten, S. 82, Anm. 59.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 336 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0033605.