Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 333 St. Nikolai 1619, 1623

Beschreibung

Epitaph für Martin Bartke. Ornamentaler Holzrahmen und dazugehöriges Ölbild auf Leinwand. Der Rahmen wird in der Kupferkammer des Turms, das Ölbild in der Sakristei von St. Nikolai aufbewahrt (Stand: Juli 2007). Vor 1989 restauriert.1) Das Bild wurde ein weiteres Mal nach 1993 restauriert, dafür aus dem Rahmen genommen und offenbar verkleinert. Der ursprüngliche Standort des Epitaphs war vor der fünften Kapelle im nördlichen Seitenschiff, in der Nähe der Grabplatte für Martin Bartke und seine Witwe, deren Inschrift nicht überliefert ist.2) Der Rahmen wird gebildet aus seitlichen Pilastern mit Blattwerk und einem Gebälk mit Zahnschnitt, auf dessen Fries die dreizeilige, zentrierte Inschrift A. Die Buchstaben sind nur noch schwer zu erkennen, da sie in Goldfarbe aufgemalt waren, die mittlerweile abgeblättert ist. Auf dem Bild der an einem Tisch stehende Bartke mit Vollbart, Ringkragen und Talar. In der rechten Hand hält er ein Tuch oder ein eingerolltes Blatt Papier, mit der anderen ein auf dem Tisch stehendes Buch mit metallenen Beschlägen. Inschrift B ist links neben dem Kopf des Portraitierten aufgemalt.

Maße: H. 113 cm (Bild), 175 cm (Rahmen), Br. 87 cm (Bild), 140 cm (Rahmen). Bu. 2,2–3,5 cm (A), 1,2 cm (B).

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Fraktur und Kapitalis (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/3]

  1. A

    M(agister) MARTINVS BARTKE / ad annos XXV in hoc templo Archidiaconus fidelissimus, / obiit Anno Christi 1623 pridie Trinitatis aetatis vero 68.

  2. B

    AETATIS SVAE 60. / AN(N)O 1.619.

Übersetzung:

Magister Martin Bartke, 25 Jahre lang in dieser Kirche ein sehr getreuer Archidiakon, starb im Jahr Christi 1623 am Vortag (des Sonntags) Trinitatis (7. Juni) seines Alters im 68. (Jahr). (A)

Seines Alters im 60. (Jahr), im Jahr 1619. (B)

Kommentar

Der schlechte Erhaltungszustand der Schrift lässt kaum noch paläografische Beobachtungen zu, jedoch ist zu erkennen, dass – wie in der Fraktur – f und Schaft-s Unterlängen aufweisen und die spitz endenden oberen Schaftenden aller Buchstaben umgebogen sind.

Martin Bartke stammte aus Friedland (Ldkr. Mecklenburgische Seenplatte) und versah der Inschrift zufolge seit 1598 das Amt des Archidiakons von St. Nikolai.3) Im Jahr 1599 erwarb er in Greifswald den Magistergrad.4) Folgt man den Angaben in Inschrift A, wurde er 1555 oder 1556 geboren. Inschrift B beruht auf dem wohl zutreffenden Geburtsjahr 1559 oder 1560.5) Bartke starb am 7. Juni 1623.6)

Anmerkungen

  1. Dazu Blühm, Ausstattung, S. 53.
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 452. Vgl. auch Biederstedt, Nikolaikirche, S. 50, Anm. 46.
  3. Archidiakon erst seit 1599 laut Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 452, vgl. auch S. 1014.
  4. Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 368, 372.
  5. Zur Bedeutung von aetatis (suae) im Sinne von ‚im .. Lebensjahr‘ oder ‚im Alter von .. Jahren‘ vgl. Einleitung, Kap. 5.1.
  6. Das Geburtsjahr 1559 auch bei Lange, Vitae Pomeranorum, S. 15. Ein Trauergedicht und ein Leichenprogramm für ihn, ehemals in UB Greifswald, Vitae Pomeranorum, Bd. 1, sind verloren.

Nachweise

  1. Dähnert, Denkmale, S. 283 (Nr. XXV).
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 453 (beide A).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 333 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0033304.