Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 292 St. Marien 1606

Beschreibung

Grabplatte für Margarete Roseler (A) und Theodor Meier (B). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im vierten Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) Eine umlaufende Inschrift mit Eckmedaillons ist stark abgetreten und nicht mehr lesbar. Im Innenfeld ebenfalls umlaufend Inschrift A für Margarete Roseler. Oberhalb der Plattenmitte Inschrift B für Theodor Meier. Darüber in einer ovalen Kartusche ein zugehöriges, stark abgetretenes Vollwappen. Unterhalb von B untereinander die beiden Nummerierungen C und auf dem Kopf stehend D. Alle Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 228 cm, Br. 118 cm. Bu. 5,5 cm (A), 4,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis mit epsilonförmigem E (A) mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    MARGARETA ROSELERS D(OCTORIS) / GEORGŸ ROSELERI FILIA ET VXOR D(OCTORIS) THEODORI MEIERI / SYNDICI OBŸT ANNO / CHRISTI ˑ 1ˑ6ˑ0ˑ0 ˑ DIE 11 ˑ MARTŸ . AETATIS VERO 31

  2. B

    DOCTORIS THEODORI / MEIERI ET HAEREDVM / ANNO 1606 ˑ

  3. C

    1 ˑ 20

  4. D

    K / 27

Übersetzung:

Margarete Roseler, Tochter des Dr. Georg Roseler und Ehefrau des Syndikus Dr. Theodor Meier, starb im Jahr Christi 1600 am 11. März, ihres Alters im 31. (Jahr). (A)

(Grabstelle) des Dr. Theodor Meier und (seiner) Erben im Jahr 1606. (B)

Wappen:
Meier2)

Kommentar

In den Inschriften A und B wird epsilonförmiges neben kapitalem E verwendet. Beide Inschriften sind völlig gleichartig ausgeführt, bis hin zu Nachlässigkeiten wie dem in THEODORI gegenüber den O größer erscheinenden D. Man kann daher davon ausgehen, dass beide, obwohl sie verschiedene Jahreszahlen enthalten, im Jahr 1606 angefertigt wurden.

Durch den Verlust der ältesten Inschrift lässt sich nicht mehr feststellen, wem die Platte ursprünglich gewidmet war. 1606 wurde sie von Theodor Meier für das Grab seiner schon 1600 verstorbenen Ehefrau Margarete Roseler erworben (A, B). Zuvor befand sich die Grabplatte vermutlich im Kirchenbesitz (C), in den sie im 18. Jahrhundert erneut gelangte (D). Theodor Meier, aus dem Stift Münster in Westfalen stammend, war am Rostocker Hofgericht tätig, bis er 1597 Syndikus in Greifswald wurde. Er musste dieses Amt im Januar 1604 infolge eines Streits zwischen Bürgerschaft und Rat über Fragen der Justiz und Verwaltung, in den Herzog Philipp Julius von Pommern zugunsten der Bürgerschaft eingriff, niederlegen.3) Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau 1599 vermählte Theodor sich binnen Jahresfrist mit Margarete Roseler, die schon im März 1600 aus dem Leben schied. Bereits im folgenden Jahr ging er eine dritte Ehe mit Anna Schmiterlow († 1668 im 85. Lebensjahr) ein, Tochter des Stralsunder Ratsherrn Georg Schmiterlow († 1600), die das Gut Sommerfeld bei Stralsund in die Ehe einbrachte. Theodor Meier starb als mecklenburgischer Rat im Jahr 1627.4) Der Vater Margarete Roselers war vermutlich der Doktor beider Rechte Georg Roseler in Rostock.5)

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 138. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 147.
  2. Wappen Meier: nur noch Oberwappen erkennbar.
  3. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 587; Pyl, Genealogien 2, S. 354f.; Pyl, Genealogien 5, S. 364 (Nr. 406), S. 377f. (Nr. 427); Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 383; Biederstedt, Bürgervertretungen, S. 47.
  4. Pyl, Genealogien 2, S. 366 und Stammtafel Schmiterlow im Anhang; Lange, Vitae Pomeranorum, S. 215; Biederstedt, Bürgervertretungen, S. 47.
  5. Matrikel Rostock 2, S. 118, 124. – Georg Roseler wurde 1550 als Student immatrikuliert, 1552 Promotion zum Baccalaureus artium; spätere Zusätze bezeichnen ihn als Doktor beider Rechte.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 587 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 292 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0029203.