Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 211 St. Marien vor 1507, 1627

Beschreibung

Grabplatte für Christian (Kersten) Bünsow und Elisabeth (Lanken, A) sowie für Joachim Sukow (B). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im fünften Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) Entlang der rechten Langseite Inschrift A für Christian Bünsow und Elisabeth Lanken. Der Anfang ist abgetreten. Links daneben in der Plattenmitte Spuren eines nicht mehr identifizierbaren Wappens mit Vertiefungen für Metalleinlagen. Am oberen Rand der Platte Inschrift B für Joachim Sukow. Darunter ein zugehöriger Schild mit einer Hausmarke (H65). Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, B ist eingehauen.

Maße: H. 194 cm, Br. 105 cm. Bu. 8,5 cm (A), 5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [....]tena) bunssow ilzebe [ - - - ]b) husfrouve

  2. B

    DIESER STEIN VND BEGREBNVS / GEHORD IOCHIM SVKOWN / VND SEINEN ERBEN / ANNO 1627

Wappen:
Sukow

Kommentar

Pyl (1880) hat die in Inschrift A genannten Personen für den 1520/21 verstorbenen Ratsherrn Martin (Merten) Bünsow und seine Ehefrau ‚Kete‘ gehalten.2) Dagegen sprechen aber sowohl die Schriftart als auch der Wortlaut des Textes. Die Schrift zeigt zwar Eigenschaften der späten Form der gotischen Minuskel, ist aber noch wenig gitterartig ausgeprägt, sodass eine Datierung in das 16. Jahrhundert nicht infrage kommt. Als weiblicher Vorname ist außerdem ilzebe zu lesen. Und schließlich lassen sich die Reste des männlichen Vornamens ebenso gut zu kersten ergänzen. Daher kann man davon ausgehen, dass es sich hier um eine Grabplatte Christian Bünsows und seiner Ehefrau Elisabeth Lanken handelt. Christian war der Sohn des Ratsherrn Kaspar Bünsow († 1478) aus dessen erster Ehe mit Adelheid Leveke. Er wurde 1497 in den Rat aufgenommen, war Gerichtsvogt und starb 1506/7.3) Ihm gehörte auch eine Grabplatte in der Nikolaikirche (Kat.-Nr. 189), vielleicht dort auch noch eine zweite (Kat.-Nr. 193). 1627 kam die hier behandelte Platte an den Kaufmann Joachim Sukow (B), der in der Marienkirche noch eine weitere (Kat.-Nr. 284), vielleicht noch eine dritte (Kat.-Nr. 214) besaß. Auf allen dreien findet sich dieselbe Hausmarke (H65). Joachim Sukow erlangte 1602 das Bürgerrecht und besaß je ein Haus in der Kuh- und in der Knopfstraße. 1623 wurde er in das Bürgerschaftliche Kollegium der Fünfzigmänner gewählt.4)

Textkritischer Apparat

  1. [....]ten] Zu ergänzen zu kersten (siehe Kat.-Nr. 189). Pyl ergänzt zu marten.
  2. ilzebe [ - - - ]] kete sin Pyl.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 163. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 154.
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 574.
  3. Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 6f.; Pyl, Genealogien 5, S. 282 (Nr. 293), S. 313f. (Nr. 335).
  4. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 25r (1. November 1602); Biederstedt, Bürgervertretungen, S. 271 (Nr. 35); StA Greifswald, Grundstückschronik, Knopfstr. 41 (1601/2–1616).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 574 (A), 600 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 211 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0021103.