Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 210† Domstr. 13 1506

Beschreibung

Türsturz. Holz. Gesehen vor 1889 „an dem Querbalken der Glocke des Küchenherdes“, also am Rauchabzug im jüngeren, 1747 erbauten Pfarrhaus von St. Nikolai.1) Der Balken mit der geschnitzten Inschrift befand sich ursprünglich über der Haustür des Vorgängerbaus,2) der schon im frühen 16. Jahrhundert Wohnhaus der Kaplane war.3)

Inschrift nach Pyl.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. Anno d(omi)ni m ccccc vi d(omi)n(u)s andreas et d(omi)n(u)s [ - - - ]a) fratres harvm edivm svnt fvndatores in [ - - - ]b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1506. Herr Andreas und Herr (...), Brüder, sind die Gründer dieses Hauses. In (...).

Kommentar

Die Inschrift war bereits Ende des 19. Jahrhunderts nur unvollständig erhalten, weshalb Pyl von den beiden Erbauern des Hauses nur den Vornamen des einen, Andreas, lesen konnte. Er ergänzte als zweiten Namen den des Geistlichen Paul Voss, den er als jüngeren Verwandten des städtischen Notars Andreas Voss bezeichnete.4) Die im 18. Jahrhundert gelesene Jahreszahl 1503 korrigierte er zu 1506.5) Pyls Vermutungen hinsichtlich der Erbauer des Hauses sind wenig plausibel, da die von ihm angeführten Belege Paul Voss lediglich in den Jahren 1534 und 1535 als Hausbesitzer nennen; außerdem lassen sich diese Nachrichten nicht sicher auf das Haus Domstr. 13 beziehen.6)

Textkritischer Apparat

  1. Pyl ergänzt hier paulus vos. Vgl. dazu den Kommentar.
  2. Pyl ergänzt hier nomine d(omi)ni amen.

Anmerkungen

  1. Pyl, 45.–50. Jahresbericht, S. 144. Bei Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 694, wird die Inschrift zwar erwähnt und in das Jahr 1503 datiert, aber nicht im Wortlaut wiedergegeben.
  2. Angaben nach der Überschrift über einem Grundriss des neuen Diakonathauses in StA Greifswald, Rep. 5 Nr. 6726, Bd. 1 (ohne Blattzählung): Abriß des alten Diaconat-Hauses zu St. Nicolai 1503. gebauet. wie solches oben der Hausthür in der Mittelplate mit München Schrifft eingehauen zu sehn ist abgenommen d(en) 13 April. 1747. Der Wortlaut der Inschrift wird nicht wiedergegeben.
  3. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 694.
  4. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 960. Bei Pyl, Genealogien 5, S. 316–318 (Nr. 338), findet sich diese Vermutung nicht mehr. Zu Andreas Voss vgl. auch Kat.-Nr. 229.
  5. Vgl. Anm. 1.
  6. Vgl. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 17, Bl. 79r, 80r. Paul Voss, der als dominus bezeichnet wird, erhielt am 29. September 1532 das Bürgerrecht (StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 1r).

Nachweise

  1. Pyl, 45.–50. Jahresbericht, S. 144.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 210† (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0021006.