Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 200 St. Nikolai E.15.–A.16.Jh., 1606, M.17.–A.18.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Johannes Gottschalk (A) und Erich Schlichtkrull (B). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) In der Mitte des Steins ein waagerechter Bruch. In den Ecken Spuren von Medaillons einer ehemals umlaufenden Inschrift. An der oberen Schmalseite Inschrift A für Johannes Gottschalk, die Worttrenner paragrafzeichen- und rautenförmig. Auf der Mittelachse der Platte untereinander zwei Wappenschilde. Der obere zeigt Spuren einer Hausmarke. Beim unteren fehlen die Metalleinlagen. Alle weiteren Inschriften stehen A gegenüber auf dem Kopf. An der anderen Schmalseite Inschrift B für Erich Schlichtkrull, die Zeilenanfänge sind abgetreten. Darunter ein zugehöriger Schild mit einer Hausmarke (H62). Darunter ist noch der Schaft eines Bischofsstabes als Besitzzeichen der Nikolaikirche erkennbar, die Krümme wurde beim Anbringen des Schildes beseitigt. Links und rechts unterhalb des Schildes die Nummerierungen E und D. Unter der Plattenmitte Inschrift C, die in den zuerst genannten Wappenschild hineingreift. Am Anfang der ersten Zeile sind zwei Buchstaben durch den Bruch der Platte verloren gegangen. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, B erhaben in vertieftem Feld, die übrigen eingehauen.

Inschrift B ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 236 cm, Br. 116 cm. Bu. 6,5 cm (A), 5,5 cm (B), 6 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Fraktur mit Elementen der gotischen Minuskel (B), Kapitalis (C).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    lapis ˑ d(omi)ni ˑ iohannis ˑ godskalk

  2. B

    Disse Stein [gehoret] Erick Slichtkrvl / vnd sinen erven 1606a)

  3. C

    [DI]ESER STEIN UND / BEGREBNIS UON 2b)

  4. D

    29c)

  5. E

    59

Übersetzung:

Stein des Herrn Johannes Gottschalk. (A)

Wappen:
?2)
Schlichtkrull

Kommentar

Die späte Form der gotischen Minuskel, der paragrafzeichenförmige Worttrenner sowie der Verlauf quer über die Platte verweisen darauf, dass Inschrift A am Ende des 15. oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts angebracht wurde (Schwichtenberg-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8). Inschrift C geht auf eine Werkstatt zurück, die sich von der Mitte des 17. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts belegen lässt.

Durch den Verlust der umlaufenden Inschrift lässt sich nicht mehr feststellen, wem die Platte ursprünglich gewidmet war. Um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert kam sie in den Besitz von Johannes Gottschalk (A), vermutlich ein jüngerer Verwandter von Bernhard und Arnold Gottschalk. Bernhard kaufte 1443 oder 1444 ein Haus in der Büchstraße (heute Johann-Sebastian-Bach-Straße), Arnold 1449 ein Haus in der Fischstraße.3) Der auf der Platte angebrachte Bischofsstab belegt, dass sie später in den Besitz der Nikolaikirche kam, bevor sie 1606 von Erich Schlichtkrull (B), dem Sohn des gleichnamigen Bürgermeisters († 1602) und der Regina Völschow, erworben wurde. Der Kaufmann Erich Schlichtkrull d. J. erlangte 1603 das Bürgerrecht. Er besaß ein Haus am Markt und war mit Christina Engelbrecht († 1651), Tochter des Bürgermeisters Christoph Engelbrecht († 1636), verheiratet.4) Die infolge eines weiteren Besitzwechsels nach 1650 angebrachte Inschrift C wurde nicht fertiggestellt. Zwischenzeitlich oder später war die Platte wieder in Kirchenbesitz (D, E).

Textkritischer Apparat

  1. 1606] Anno 1606 Pyl.
  2. Inschrift bricht ab.
  3. 29] Oder 62.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 13. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 174.
  2. Wappen ? (Balken).
  3. Igel, Bürgerhaus, Dokument 206012, 214005.
  4. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 213 (Nr. 20), S. 216 (Nr. 41); Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 448; Pyl, Genealogien 5, S. 376f. (Nr. 425), S. 377f. (Nr. 427).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 423 (A), 448 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 200 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0020000.