Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 174 St. Marien M.14.–E.15.Jh., 1573, 1681, 1729

Beschreibung

Grabplatte für Joachim Erich (B), Jürgen Penningsdorf (C) und Kaspar Trendelenburg (D). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im vierten Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) Die rechte obere Ecke ist bogenförmig gebrochen, die Bruchkante mit Zement ausgefüllt. Die ehemals umlaufende Inschrift A ist heute nicht mehr lesbar. Im oberen Drittel des Innenfeldes Inschrift B für Joachim Erich, erheblich abgetreten und durch den Bruch der Plattenecke beschädigt. Darunter ein zu B gehöriger, linksgelehnter Wappenschild. Unter diesem Inschrift C für Jürgen Penningsdorf, mit Punkten auf I und V. Direkt darunter Inschrift D für Kaspar Trendelenburg. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Inschrift A nach Pyl.

Maße: H. 232 cm, Br. 116 cm. Bu. 8,5 cm (A), 5 cm (B–D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis mit Versalien (B–D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A†

    [ - - - ] anima requiescat in pace [ - - - ]

  2. B

    ER IOACHIM ERICH / VNDE SINEN ERBE[N] / ANNO ˑ 1ˑ5ˑ7ˑ3a) ˑ

  3. C

    DIESER STEIN VNDT / BEGRABNVS GEHORET / IV̈RGEN PENNINGSDORF / VNDT SEINEN ERBEN / 16̣81

  4. D

    H(ERR) CKASPARb) TRENDELNBURG / SENIOR / ANNO 1729

Übersetzung:

(...) Seele ruhe in Frieden (...). (A)

Wappen:
Erich

Kommentar

Da die älteste, nur nach der Schriftform datierbare Inschrift (A) weitgehend verloren ist, kann nicht mehr festgestellt werden, für wen die Grabplatte ursprünglich angefertigt wurde. 1573 kam sie in den Besitz von Joachim Erich (B), Sohn des Ratsherrn Johannes Erich († 1559) und der Barbara Quant.2) Joachim wurde 1539 an der Greifswalder Universität immatrikuliert und 1559 nach dem Tod seines Vaters in den städtischen Rat aufgenommen. Aus dem väterlichen Erbe fiel ihm 1560 ein Haus in der Brüggstraße zu. Er war Provisor des Georgenhospitals, 1562 bis 1564 Gerichtsvogt und ab 1565 Ratskämmerer. 1572 wurde er Bürgermeister und starb im Jahr 1598. Aus seiner Ehe mit Anna Völschow, Tochter des Ratsherrn Martin Völschow, gingen sechs Söhne und drei Töchter hervor (Kat.-Nr. 305).3) Joachim Erich besaß eine weitere Grabstelle in der Marienkirche.4) 1681 kam die Platte in den Besitz von Jürgen Penningsdorf (C) – wahrscheinlich ein Sohn des Pfarrers von Wildberg (Ldkr. Mecklenburgische Seenplatte), Georg Penningsdorf, und der Katharina Fritz5) – der sich 1674 mit Maria Paarmann vermählt hatte.6) 1729 ging sie an den Kaufmann Kaspar Trendelenburg (D) über, der eine weitere Grabplatte in der Nikolaikirche besaß (Kat.-Nr. 187).7)

Textkritischer Apparat

  1. 1ˑ5ˑ7ˑ3] 1575 Pyl.
  2. CKASPAR] Die Schrägbalken des K sind in das Versal-C inseriert, der Schaft des K mit C verschmolzen.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 144. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Marien, Nr. 146.
  2. Zur Grabplatte für Johann Erich siehe Kat.-Nr. 130.
  3. Pyl, Genealogien 5, S. 358 (Nr. 397).
  4. Siehe Kat.-Nr. 277.
  5. Siehe Kat.-Nr. 425.
  6. Schubert, Trauregister 9, S. 17 (Nr. 718).
  7. Ein Kaspar Trendelenburg heiratete in Greifswald 1697 Katharina Range (Schubert, Trauregister 9, S. 23, Nr. 975), 1708 Anna Lemme (Lange, Vitae Pomeranorum, S. 345; Kaufmann in Greifswald).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 444 (C), 461 (D), 568 (A), 578 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 174 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0017405.