Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 154 St. Nikolai 4.V.15.Jh., 1683

Beschreibung

Grabplatte für Hans Schwarz (A) und Christoph Corswant (B). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im zweiten Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Die linke Hälfte ist stark abgetreten, die untere rechte Ecke verloren. Entlang der rechten Langseite Spuren einer nicht mehr lesbaren Inschrift. Inschrift A für Hans Schwarz verläuft zunächst parallel zur oberen Schmalseite, dann zur rechten Langseite bis etwa zur Plattenmitte, aber jeweils mit deutlichem Abstand zum Plattenrand. Der Anfang ist nicht mehr lesbar. In dem von A gebildeten Winkel Inschrift B für Christoph Corswant. Die Zeilenanfänge sind abgetreten. In der linken oberen Ecke die Nummerierung C. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, B und C eingehauen.

Inschrift A ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 216 cm, Br. 131 cm. Bu. 11 cm (A), 6 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [iste lapis per]tinet hans su/[a]rte et suis heredibus

  2. B

    H(ERR) CH[RISTO]F CORSWANT / H. C. S.a) ERBLICH / [16]83b)

  3. C

    236

Übersetzung:

Dieser Stein gehört Hans Schwarz und seinen Erben. (A)

Kommentar

Durch den Verlust der ältesten Inschrift ist nicht mehr erkennbar, wem die Platte ursprünglich gewidmet war. Später kam sie an Hans (Henning) Schwarz (A), bei dem es sich wahrscheinlich um den Stammvater dieser Greifswalder Ratsfamilie handelt. Da seine Inschrift in der späten Form der gotischen Minuskel, aber noch in lateinischer Sprache ausgeführt wurde, ist eine Datierung in das letzte Viertel des 15. Jahrhunderts anzunehmen. Henning Schwarz wird 1470 als Verwandter des Pfarrers der Marienkirche Erasmus Volrad urkundlich erwähnt. Er wohnte 1489 in der Steinbeckerstraße und war mit Metteke Volrad, wahrscheinlich einer Schwester oder Nichte des Erasmus, verheiratet.2) Hennings Enkelin Anna Schwarz († 1582) vermählte sich mit dem Kaufmann und Provisor der Marienkirche Kaspar Corswant († 1598). Auf dem Erbweg gelangte die Platte 1683 (B) an deren Urenkel Christoph Corswant († 1706), der im gleichen Jahr Ratsherr und Stadtrichter, 1694 geadelt und 1695 Bürgermeister wurde. Er hatte 1659 Margareta Hartmann, 1673 Liboria Trendelenburg geheiratet.3) Im 18. Jahrhundert kam die Platte in den Besitz der Nikolaikirche (C).

Textkritischer Apparat

  1. H. C. S.] Wahrscheinlich aufzulösen zu H(VIVS) C(IVITATIS) S(ENATOR) ‚Ratsherr dieser Stadt‘.
  2. [16]83] Fehlt Pyl.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 280. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 280.
  2. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 180f.; Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 416f.; Pyl, Genealogien 5, S. 320f. (Nr. 342).
  3. Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 114 (Nr. 2), S. 118 (Nr. 28); Pyl, Genealogien 5, S. 421f. (Nr. 491); Schubert, Trauregister 9, S. 11 (Nr. 456), S. 17 (Nr. 693). Christoph Corswant erwarb 1689 mit Liboria Trendelenburg eine weitere Grabplatte in der Nikolaikirche; siehe Kat.-Nr. 342.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 417 (A), 434 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 154 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0015403.