Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 145 St. Nikolai 1465, 1704

Beschreibung

Grabplatte für Hermann Stenhagen (A) und Jakob Stypmann (B). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im fünften Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Die obere Plattenhälfte wird von der teilweise abgetretenen Inschrift A für Hermann Stenhagen eingenommen, die in der Mitte der linken Langseite beginnend an den Kanten entlang läuft, in der Mitte der rechten Langseite nach links umbricht und bis zur rechten Seite parallel zu den äußeren Schriftleisten fortgeführt wird. In der Mitte des Innenfeldes Nummerierung C. Auf der unteren Plattenhälfte die Umrisse einer nicht mehr lesbaren, kreisförmigen Inschrift, die in der Plattenmitte von Inschrift B für Jacob Stypmann überlagert wird. Darunter Nummerierung D. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Inschrift A ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 162 cm, Br. 189 cm. Bu. 7,5 cm (A), 5,5–8 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A), Kapitalis mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/2]

  1. A

    hic ˑ iacet ˑ d(omi)n(u)s ˑ h(er)man[(us)] / ste(n)haghe(n) quo(n)d(am) vicaṛ(ius) / [pe](r)petuu(s)a) h(uius) ecc(lesi)e // [ - - - ]b) die p(ri)mi ˑ et / feliciani mar(tirum) / a(n)no d(omi)ni M cccc / lxc) ˑ q̣ụị(ṇ)tod)

  2. B

    JACOBI STŸPMAN / ERBLICH ANNO 1704

  3. C

    43

  4. D

    87

Übersetzung:

Hier liegt Herr Hermann Stenhagen, einst ständiger Vikar dieser Kirche. Er starb am Tag der Märtyrer Primus und Felicianus (9. Juni) im Jahr des Herrn 1465. (A)

Kommentar

Wem die Grabplatte ursprünglich gewidmet war, lässt sich nicht mehr feststellen, da die älteste Inschrift vollständig abgetreten ist. 1465 wurde sie für das Grab des Priesters Hermann Stenhagen, der seit 1412 urkundlich bezeugt ist, verwendet (A). Er hatte die Vikarie am St.-Eligius-Altar in der Eldenaer Kapelle, der westlichsten im nördlichen Seitenschiff, inne.2) Im 16. Jahrhundert kam die Platte in Kirchenbesitz (C), 1704 wurde sie von Jakob Stypmann (B), der seit 1702 Gerichtssekretär, von 1711 an Kammersekretär war, erworben.3) Vermutlich später war sie erneut im Besitz von St. Nikolai (D).

Textkritischer Apparat

  1. [pe](r)petuu(s)] et prebendarius Pyl.
  2. Zu ergänzen ist ‚qui obiit‘.
  3. lx] lix Pyl.
  4. q̣ụị(ṇ)to] in vigilia Pyl. Pyl gibt den zweiten Teil der Inschrift nach ecc(lesi)e wie folgt wieder: [collegiate beati Nicolai qui obiit] anno domini m cccc lix in vigilia [dominice] die Primi et Feliciani martirum. Diese Lesung führte ihn zu dem falschen Todesjahr 1459.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 229. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 219.
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 773.
  3. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 150 (Nr. 18).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 409, Tf. XI.4 (A), S. 461 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 145 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0014504.