Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 136 St. Marien 1455 o. später, 3.D.16.–M.17.Jh.

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte, vielleicht für Balthasar Nürenberg (B). Kalkstein. Quadratische Platte im zweiten Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) Sie wird ursprünglich etwa doppelt so lang gewesen sein. An drei Seiten in einem Rahmen aus einfachen Linien mit Eckrosetten die Reste der umlaufenden Inschrift A. Im Innenfeld eine konturiert eingehauene Hausmarke (H46), von den Initialen B begleitet, sowie Nummerierung C. Die Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 79 cm, Br. 94 cm. Bu. 6 cm (A), 10–11 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A), Kapitalis (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Anno d(omi)ni M cccc / lv° in [ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ]a) pro eis

  2. B

    B Nb)

  3. C

    2

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1455 am (...). Betet (zu Gott) für sie. (A)

Kommentar

Der Plural in der Fürbitte von Inschrift A deutet darauf hin, dass die Platte ursprünglich das Grab von mindestens zwei Personen bedeckte, von denen die eine 1455, die andere zur gleichen Zeit oder später starb. Ihre Identität lässt sich durch den Verlust des größten Teils der Inschrift nicht mehr klären. Später kam die Platte an jemanden mit den Initialen B N (B), bei dem es sich um Balthasar Nürenberg handeln könnte. Von der Mitte des 16. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts gab es mehrere Träger dieses Namens. Die strenge, breite Form der Buchstaben legt eine Datierung vom letzten Drittel des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts nahe, sodass sowohl der 1580 gestorbene Balthasar Nürenberg, der seit 1541 dem Rat angehört hatte,2) als auch dessen Enkel, der Stadtkämmerer Balthasar (1583–1657), seit 1621 Ratsherr,3) infrage kommt. Zwischenzeitlich oder später war die Platte, wie Nummerierung C zeigt, im Besitz der Marienkirche.

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen ist orate oder orate deum.
  2. B N] Vielleicht für ‚Balthasar Nürenberg‘.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 83.
  2. Pyl, Genealogien 5, S. 345 (Nr. 379); Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 9 (Nr. 16); Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 581.
  3. Pyl, Genealogien 5, S. 184 (Nr. 465), S. 399 (Nr. 464). Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 216 (Nr. 44); Gesterding, Zweite Fortsetzung, S. 20 (Nr. 110).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 136 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0013605.