Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 119 Ernst-Moritz-Arndt-Universität 1.D.15.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Margareta und Johannes Rugenhagen. Kalkstein. Ehemals hochrechteckige Platte im früheren Verbindungsgang zwischen Universitätshauptgebäude und Hörsaalgebäude in der Rubenowstraße. Die Platte stammt aus dem 1882–1883 abgerissenen Vorgängerbau der heutigen Wiecker Kirche. Sie wurde nach Fertigstellung des Hörsaalgebäudes der Universität etwa 1885 am Nordende des Verbindungstraktes in die Westwand auf dem Kopf stehend eingemauert. Später hat man den Verbindungsgang zum Einbau von Toiletten in der Mitte zugesetzt. Sein nördlicher Teil mit dieser und einer weiteren Grabplatte (Kat.-Nr. 3) ist inzwischen wieder zugänglich. Die obere Hälfte der Platte ist abgebrochen und fehlt. In der Plattenmitte zwischen zwei Linien die kreisförmige Inschrift. Die Bruchkante der Platte verläuft durch den oberen Bogen, wodurch ein Viertel vom Anfang und ein Achtel vom Ende des Textes verloren sind. Im Kreisinneren ein gelehnter Wappenschild mit je einer halbkreisförmigen Öse oben und links. Die linke Seite ist durch den Bruch der Platte beschädigt. Auf dem Schild eine Hausmarke (H41), die vermutlich später angebracht wurde, da sie nicht an der Mittelachse des Schildes ausgerichtet ist, sondern ungefähr der Längsachse der Platte folgt. Auch die noch schärferen Linien und die Sporen an den Linienenden datieren die Marke in eine spätere Zeitschicht als den Schild. Die Inschrift ist erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt.

Maße: H. 94,5 cm, Br. 73 cm. Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Jürgen Herold [1/2]

  1. [ - - - ]a) [mar]gareta ˑ (et)b) ioh(ann)es ˑ filiar(um) ˑ lawrencius ˑ rug[ - - - ]c)

Übersetzung:

Hier liegen Margareta und Johannes, Kinder des Lorenz Rugenhagen.

Wappen:
Rugenhagen(?)

Kommentar

Bei den in Inschrift A genannten Geschwistern handelt es sich wohl um Kinder des Gewandschneiders Lorenz Rugenhagen, der vermutlich in der Nikolaikirche beigesetzt wurde (Kat.-Nr. 118). Die auf der hier behandelten Platte genannten Verstorbenen sind sicher nicht in der alten Wiecker Kirche bestattet worden, die Grabplatte könnte vielmehr aus der Eldenaer Klosterkirche oder einem der drei 1631 niedergelegten Hospitäler stammen, die etlichen Familien als Grablegen gedient hatten.

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen ist hic iacent.
  2. (et)] Tironisches et mit durchstrichenem Schaft.
  3. rug[ - - - ]] Name zu ergänzen zu ‚Rugenhagen‘. Die grammatischen Formen der Inschrift ergeben keinen sinnvollen Satz. Wahrscheinlich sollten die Geschwister Margareta und Johannes als ledig verstorbene Kinder des Lorenz Rugenhagen genannt werden. Demnach wären Genitiv und Nominativ von filiar(um) und lawrencius vertauscht worden und filiar(um) zu filii, lawrencius zu lawrencii zu korrigieren.

Nachweise

  1. Pyl, Eldena, S. 216.
  2. Haselberg, Kreis Greifswald, S. 173.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 119 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0011901.