Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 118 St. Nikolai 1.D.15.Jh., E.15.–M.16.Jh., 1705, 1730, 2.H.18.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Lorenz Rugenhagen (A), Matthäus Bolhagen (B), Hinrich Spit (D) und Johann Christoph Metz (E). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des südlichen Seitenschiffs.1) Sie wurde bei der Renovierung der Kirche in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts als Türschwelle in der dritten Kapelle des nördlichen Seitenschiffs (Hohe Kapelle) verlegt. Im Zuge der neuerlichen Renovierung in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde sie ausgelagert, Anfang der neunziger Jahre in die Nikolaikirche zurückgeführt und an ihren heutigen Platz an der Stelle der Grabplatte für Jakob Runge (Kat.-Nr. 267) in den Fußboden eingefügt. Die linke obere Ecke fehlt. Am linken Rand unten Spuren einer nicht mehr lesbaren Inschrift zwischen einfachen Linien. Wahrscheinlich handelt es sich um Inschrift A für Lorenz Rugenhagen, die Pyl (1885) noch größtenteils wiedergeben konnte. Im oberen Drittel die nur teilweise erhaltene Inschrift B für Matthäus Bolhagen. Die weiteren Inschriften stehen auf dem Kopf und sind stark abgetreten. Unter B Inschrift C mit einer Hausmarke darüber (H40). In der Plattenmitte Inschrift D für Hinrich Spit. Darunter die Initialen E für Johann Christoph Metz. Die Inschriften A und B erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen sind eingehauen.

Inschrift A nach Pyl.

Maße: H. 225 cm, Br. 126 cm. Bu. 7 cm (A), 7,5 cm (B), 5 cm (C), 4,5 cm (D), 10,5 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, B), Kapitalis (E), mit Versalien (C, D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A†

    Hic iacet laurencius ru[ghenhagen]

  2. B

    he[r ma]ttheu[s] bolhage[n]

  3. C

    DIESER STEN VND BE/GREBE[N]IS GE[HO]RET / [ - - - V]ND SEINEN E[RBEN] / 17//05

  4. D

    HINRICH . SPIT / V(ND) S(EINEN) E(RBEN) 17ˑ30 .

  5. E

    . I . C . M .a)

Übersetzung:

Hier liegt Lorenz Rugenhagen. (A)

Kommentar

Das älteste Stadtbuch führt etliche Vertreter der Familie Rugenhagen auf. Ein Gewandschneider Lorenz Rugenhagen, Sohn des Johannes Rugenhagen, besaß mehrere Gebäude in der Stadt. Er ist ab 1380 nachweisbar und starb wohl vor 1435.2) Bei ihm wird es sich um den in Inschrift A Genannten handeln. Seine Ehefrau war eine Tochter des Johannes von Wampen und der Lutgard.3)

Später kam die Platte in den Besitz des Ratsherrn Matthäus Bolhagen († 1528, B), der zwei weitere Grabstellen in der Nikolaikirche besaß.4) Die Datierung von Inschrift B folgt der Schriftform (Schwichtenberg-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8). Im 18. Jahrhundert fanden drei weitere Besitzwechsel statt, 1705 (C), 1730 an den Seidenhändler Hinrich Spit (D), zusammen mit einer weiteren Platte in der Nikolaikirche (Kat.-Nr. 204), und in der zweiten Jahrhunderthälfte an Johann Christoph Metz (E), der 1784 eine Grabplatte in der Marienkirche erwarb (Kat.-Nr. 330) und 1795 in das Bürgerschaftliche Kollegium gewählt wurde.5)

Textkritischer Apparat

  1. . I . C . M .] Für ‚Johann Christoph Metz‘.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 293. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 337.
  2. Igel, Bürgerhaus, Kapitel 4.3.4, Dokument 95001, 101002, 105001 und öfter.
  3. Siehe deren Grabplatte in der Nikolaikirche, Kat.-Nr. 18. Zu den Kindern von Lorenz Rugenhagen siehe Kat.-Nr. 119.
  4. Kat.-Nr. 28, 220 (zu seiner Person siehe dort).
  5. Gesterding, Erste Fortsetzung, S. 145 (Nr. 232).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 413 (A), 416 (B), 468 (D).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 118 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0011807.