Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 112 St. Marien um 1420, 1629

Beschreibung

Grabplatte für Nikolaus Wolter und seine Ehefrau Gertrud (A) sowie für Joachim Hahn (B, C). Kalkstein. Hochrechteckige Platte in der nördlichen Turmseitenhalle.1) Ursprünglich aus der Jacobikirche stammend, wurde sie 1979 bei der Umlagerung an ihren jetzigen Ort in Höhe und Breite verkleinert.2) In der Plattenmitte kreisförmig Inschrift A für Nikolaus und Gertrud Wolter. Die letzten beiden Wörter stehen außerhalb des Kreises über dem Anfang der Inschrift. Als Worttrenner Rosetten und Quadrangeln. Im Inneren des Kreises eine Hausmarke (H37). Von der an der oberen Schmalseite querlaufenden, ursprünglich fünfzeiligen Inschrift B für Joachim Hahn sind die ersten beiden Zeilen durch die Verkürzung der Platte verloren gegangen. Unterhalb von B ein Wappenschild mit einer Hausmarke (H38) begleitet von den Initialen C. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, B eingehauen, C erhaben in vertieftem Feld.

Inschriften A und B ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 172 cm, Br. 96 cm. Bu. 6,5 cm (A), 4,5 cm (B), 7 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A), Kapitalis (C), mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    ˑ Jste ˑ lapis ˑ p(er)tin(et)a) ˑ nicolao ˑ wolters ˑ (et)b) ghertrudisc) // [illius ˑ vx]ori

  2. B

    [DISER STEIN VND / BEGREBNIS GEHORET] / IOCHIM HANE VNDE / SEINEN ERBEN ANNO / 1629

  3. C

    I Hd)

Übersetzung:

Dieser Stein gehört Nikolaus Wolter und Gertrud, seiner Ehefrau. (A)

Wappen:
Hahn3)

Kommentar

Nikolaus Wolter verkaufte 1420 ein Haus in der Steinbeckerstraße an Hinrich Steenvoord.4) Dies ist der einzige Datierungshinweis für Inschrift A, die – wie bei Besitzvermerken möglich – noch zu Lebzeiten des Ehepaares angefertigt worden sein kann. Im Jahr 1629 gelangte die Platte in den Besitz von Joachim Hahn (B, C).5)

Textkritischer Apparat

  1. Am Wortende tironisches et.
  2. (et)] Tironisches et.
  3. ghertrudis] Wohl verhauen für ghertrudi.
  4. I H] Für ‚Joachim Hahn‘. Dieselben Initialen, allerdings mit einer anderen Hausmarke, befinden sich auf einer weiteren Grabplatte der Marienkirche (Kat.-Nr. 170).

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Marien, Nr. 42. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Jacobi, Nr. 20.
  2. Frühere Maße der Platte nach Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 657: H. 196 cm, Br. 100 cm.
  3. Wappen Hahn: hier mit den Initialen I H, darüber und darunter je eine Rose.
  4. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 653, Anm. 2.
  5. Ein Schopenbrauer Joachim Hahn, bei dem es sich vielleicht um den Sohn des Grabplattenbesitzers handelt, heiratete 1676 Katharina Papke. Er hatte 1669 das Bürgerrecht erworben; Schubert, Trauregister 9, S. 28 (Nr. 100); StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 68v.

Nachweise

  1. Kirchner, Letzenitzen, S. 140 (A).
  2. Haselberg, Kreis Greifswald, S. 91 (A).
  3. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 653 (A), 657 (B).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 112 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0011205.