Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 103 St. Jacobi vor 1412, E.15.–A.16.Jh., 1722

Beschreibung

Grabplatte für Klaus Kogheler d. Ä. (A), Klaus Kogheler d. J. (B) und Friedrich Christian Schneider (E). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im ersten Joch des südlichen Seitenschiffs, an der Außenwand aufgestellt.1) Die ursprüngliche Ausrichtung der Platte ist der heutigen Anbringung entgegengesetzt, sodass außer Inschrift E alle weiteren Inschriften auf dem Kopf stehen. In der Plattenmitte die zwischen zwei Linien kreisförmig verlaufende Inschrift A für Klaus Kogheler d. Ä. Im Kreisinneren eine abgetretene Hausmarke (H32), die von Inschrift E für Friedrich Christian Schneider überlagert wird. Die drei oberen Zeilen von E sind der Rundung des oberen Kreisbogens von Inschrift A angepasst, die übrigen drei Zeilen darunter verlaufen waagerecht. An der unteren Schmalseite Inschrift B für Klaus Kogheler d. J. mit paragrafzeichenförmigen Worttrennern. Die beiden Zeilen sind rechtsbündig, durch die gestürzte Anbringung der Platte nun am linken Rand ausgerichtet. In der Mitte der unteren Plattenkante Inschrift D. Zwischen den Inschriften A und B im unteren Plattendrittel rechts ein schildförmiger Umriss mit der eingeschriebenen Initiale C, links die Ritzzeichnungen eines Pilgerstabes und einer Muschel als Besitzzeichen der Jacobikirche sowie die Nummerierung F. Die Inschriften A und B erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen sind eingehauen.

Maße: H. 207 cm, Br. 108 cm. Bu. 7 cm (A), 10,5 cm (B), 15 cm (C), 4,2 cm (D), 3,5 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A, B), Kapitalis (C, D), mit Versalien (E).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Jste ˑ lapis pertinet claues ˑ kogheler ˑ cu(m) heredibus ˑ suis ˑ orate ˑ deu(m) ˑ p(ro) eis

  2. B

    Claweṣ ˑ kogheleṛ ˑ un ˑ sin[en] / erven

  3. C

    M

  4. D

    C A Pa)

  5. E

    HIER RVHET IN GOTT D(OMI)N(VS) / FRIDERICH CHRISTIA(N) SHNEIDER / STVDIOSVS JVRIS / ER IST GESTORBEN / A(NN)O : 1722 / D(EN) 5. MAIJ .

  6. F

    45

Übersetzung:

Dieser Stein gehört Klaus Kogheler und seinen Erben. Betet zu Gott für sie. (A)

Wappen:
?2)

Kommentar

Die gotische Minuskel von Inschrift A zeigt die für den Anfang des 15. Jahrhunderts charakteristischen Formen. Unter den e findet sich der älteste Beleg für einen geschwungenen, unten nach rechts eingerollten Balken, hier zusammen mit e, dessen Balken an beiden Enden eingerollt ist. Die quadrangelförmige r-Fahne läuft nach unten in einen senkrechten, keilförmigen Zierstrich aus. Die Oberlängen von h, k und l sind gekerbt und nach unten eingerollt. Bei u enden beide Schäfte oben stumpf. Inschrift B stellt eine sehr schlanke Variante der späten gotischen Minuskel dar, die sich zudem durch paragrafzeichenförmige Worttrenner und eine rechtsbündige Zeilenausrichtung auszeichnet (Schwichtenberg-Gruppe, siehe Einleitung, Kap. 8).

Der Schuster Klaus (Nikolaus) Kogheler (A) war Provisor der Jacobikirche. Er besaß drei Grundstücke, die nach seinem Tod 1412 auf seine drei Söhne Johann, Martin und Klaus aufgeteilt wurden.3) Klaus Kogheler d. J. (B) könnte der gleichnamige Sohn, wahrscheinlicher aber ein Enkel des Älteren gewesen sein, worauf die Buchstabenformen der Inschrift verweisen. Friedrich Christian Schneider (E) aus Hinterpommern immatrikulierte sich am 5. September 1720 an der Greifswalder Universität, starb aber bereits kaum zwei Jahre später.4) Vorher war die Platte im Kirchenbesitz (F). Wer das Wappen mit der Initiale M als Besitzzeichen darauf anbringen ließ (C), ist nicht bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Die Initialen lassen sich nicht auflösen.

Anmerkungen

  1. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Jacobi, Nr. 10.
  2. Wappen ? (Initiale M).
  3. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 762; Igel, Bürgerhaus, Dokument 93004, 93005, 112008 und öfter.
  4. Ältere Matrikel Greifswald 1, S. 87.

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 653 (A), 659 (E).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 103 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0010306.