Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 102 St. Nikolai 1412, 1623, 1688, 1721

Beschreibung

Grabplatte für Jürgen Kanckel (B), Peter Barch (C) und Gottfried Ohtmann (D). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im dritten Joch des südlichen Seitenschiffs.1) An der rechten Langseite in der oberen Ecke die Reste der ursprünglich zwischen einfachen Linien umlaufenden Inschrift A. Von den Eckmedaillons mit Evangelistensymbolen ist nur das obere rechte erkennbar. Im oberen Drittel des Innenfelds die durch Meißelstriche getilgte Inschrift B für Jürgen Kanckel. Darunter ein Schild mit einer Hausmarke (H31). Auf der unteren Plattenhälfte untereinander die Inschriften C für Peter Barch und D für Gottfried Ohtmann. Beide erstrecken sich über die gesamte Plattenbreite. Am oberen Rand in der Mitte Nummerierung E. Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen eingehauen.

Maße: H. 156 cm, Br. 105 cm. Bu. 9 cm (A), 5 cm (B), 6 cm (C), 5,5 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Kapitalis mit Versalien (B–D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [ - - - ]a) / cccc ˑ xii [ - - - ] / [ - - - ] / [ - - - ]

  2. B

    IVRGEN KANCKEL / VND SEINEN ERBEN / ANNO 1623

  3. C

    DIESE BEGERÄBNIS / GEHORET PETER BARCH / UND SEINEN ERBE[N] / ANNO 1688

  4. D

    DIESER STEIN VND BE/GREBNIS GEHORET / GOTTFRIDRICH OHTMAN / VND SEINEN ERBEN / ANNO 1721

  5. E

    134

Wappen:
Kanckel

Kommentar

Durch den weitgehenden Verlust der ältesten Inschrift ist nicht mehr feststellbar, welchem im Jahr 1412 Verstorbenen die Grabplatte ursprünglich gewidmet war (A). 1623 kam sie an den Altermann der Schneider Jürgen Kanckel (B), der 1598 das Bürgerrecht erlangt hatte, 1616 zum Administrator der Bürgerschaft, 1623 in das Bürgerschaftliche Kollegium der Fünfzigmänner gewählt wurde und Hausgrundstücke in der Büchstraße (heute Johann-Sebastian-Bach-Straße) sowie in der Langen Straße besaß. Das Haus in der Langen Straße verkaufte er 1620 an den Schuster Hans Ladewig, der die Kaufsumme aber nicht aufbringen konnte, sodass es 1634/35 wieder an Kanckel, der inzwischen nach Anklam (Ldkr. Vorpommern-Greifswald) verzogen war, zurückfiel. Den Grundbesitz in der Büchstraße mit Haus, Acker und Garten hatte er 1622 an den Schneider Lorenz Lietze veräußert.2) Die Grabplatte ging 1683 in den Besitz von Peter Barch über (C). 1721 wurde sie von Gottfried Ohtmann erworben (D), der sich 1677 mit Maria Dannenfeld, 1683 mit Maria Funcke vermählt hatte.3) Zwischenzeitlich oder später gehörte sie der Nikolaikirche (E).

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen ist ‚anno domini m‘.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 262. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 248.
  2. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 21r (15. Februar 1598); StA Greifswald, Grundstückschronik, Johann-Sebastian-Bach-Str. (früher Büchstr.) 11/12 (1615, 1622), Straße der Freundschaft 87 (seit 1990 wieder Lange Str.) 87 (1602–1635); Biederstedt, Bürgervertretungen, S. 260 (Nr. 7), S. 272 (Nr. 37). – Lorenz Lietze erwarb 1629 eine Grabstelle in der Nikolaikirche, Kat.-Nr. 365.
  3. Schubert, Trauregister 9, S. 18 (Nr. 769), S. 20 (Nr. 856).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 406 (A), 473 (B), 474 (C, D).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 102 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0010209.