Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 83 St. Nikolai 2.H.14.Jh., 15.Jh., 1630, 1658, 1735

Beschreibung

Grabplatte für Nikolaus Caroc (B), Jürgen Binder (C), Joachim Zinzow (D) und Joachim Omnus (E). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im dritten Joch des südlichen Chorumgangs.1) Außen umlaufend Inschrift A an der oberen Schmalseite und Inschrift B für Nikolaus Caroc, die von der unteren Schmal- bis zum oberen Viertel der linken Langseite verläuft. Bis auf die Schriftleiste an der linken Langseite sind beide Inschriften abgetreten. In den Ecken Medaillons mit den Evangelistensymbolen. Im Innenfeld oben Inschrift D für Joachim Zinzow. Die beiden letzten Zeilen werden von der Ecke eines gelehnten Wappenschildes mit einer Hausmarke (H24) unterbrochen. Direkt unterhalb des Schildes Inschrift C für Jürgen Binder. Von einem zugehörigen Wappen, das die untere Zeile der Inschrift teilt, sind nur noch Spuren sichtbar. Darunter ein Bischofsstab als Besitzzeichen der Nikolaikirche. Die linke Seite des Innenfeldes auf der unteren Plattenhälfte wird von Inschrift E für Joachim Omnus eingenommen. Die Worttrenner sind dreieckig. Unter dem Medaillon in der linken oberen Ecke Nummerierung F. Die Inschriften A und B erhaben in vertiefter Zeile, die übrigen Inschriften sind eingehauen.

Inschriften B, C und D ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 207 cm, Br. 117 cm. Bu. 7,5 cm (A, B), 5 cm (C, D), 5,5 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (B), mit Versal (A), Kapitalis (E), mit Versalien (C, D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    An(n)o [ - - - ]

  2. B

    [Jste lapis perti]/net ˑ nicolao ˑ karok et ˑ suis ˑ he(re)dib(us)

  3. C

    DIESER STEIN VND BE[.......]a) / GEHÖRET IV̈RGEN BIN[DER] / VND SEINEN ERBEN AN[NO] / 16//30

  4. D

    IOCHIM SINSOVW / OBIIT // DIE [ - - - ] / AN(N)O // 16[5]8

  5. E

    DIESER ˑ STEIN / VND ˑ HALBE / BEGREBNIS ˑ / GEHÖRET / IOCHIM OMNˑ/US VND SEI/NEN ERBEN ˑ / 1 LEICHE BREIT ˑ / ANNO ˑ 1735 ˑ

  6. F

    240

Übersetzung:

Dieser Stein gehört Nikolaus Caroc und seinen Erben. (B)

Joachim Zinzow starb am Tag (...) im Jahr 1658. (D)

Wappen:
Zinzow

Kommentar

Die Datierung der Inschriften A und B basiert auf der Schriftform und der zeitlichen Abfolge ihrer Anbringung.

Wessen Grab die Platte ursprünglich bedeckte, ist durch den fast vollständigen Verlust der ältesten, umlaufenden Inschrift (A) nicht mehr nachzuweisen. Die Inschrift für Nikolaus Caroc (B) ist erst später auf der noch freien Schriftleiste hinzugefügt worden. Diese Art der Besitzinschrift nach dem Muster ‚iste lapis pertinet N. N.‘ kommt auf Greifswalder Grabplatten bei umlaufenden Inschriften (zwischen Eckmedaillons) sonst nicht vor und ist daher als jüngerer Zusatz anzusehen. Wie der Bischofsstab im Innenfeld belegt, war die Platte spätestens im 16. Jahrhundert im Besitz der Nikolaikirche. 1630 kam sie an Jürgen Binder (C),2) 1658 an Joachim Zinzow (D). Die linke Plattenhälfte mit der darunter liegenden Doppelgrabhälfte wurde 1735 von Joachim Omnus erworben (E), nachdem Grabstelle und Platte vorher erneut in Kirchenbesitz gelangt waren (F).

Textkritischer Apparat

  1. BE[ - - - ]] Zu ergänzen zu ‚Begräbnis‘.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 195. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 313.
  2. Jürgen Binder vermählte sich am 13. Juni 1653 mit Dorothea Jantzen; Schubert, Trauregister 9, S. 9 (Nr. 348).

Nachweise

  1. Kirchner, Grabsteine Nikolaikirche, S. 197 (B).
  2. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 423 (B), 474 (C, D), 475 (E).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 83 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0008309.