Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 52 St. Nikolai 1368, 16.–A.17.Jh., 1630

Beschreibung

Grabplatte für Johannes Griphenberg (A) und Joachim Levenhagen (C). Kalkstein. Hochrechteckige Platte im fünften Joch des nördlichen Seitenschiffs.1) Die Platte wurde an der oberen Schmalseite verkürzt, die linke obere Ecke ist gebrochen. An der rechten Langseite der Rest von Inschrift A für Johannes Griphenberg. Der Beginn der Inschrift, ursprünglich an der oberen Schmalseite, ist verloren. In der Plattenmitte ein zu Inschrift A gehöriges Wappen. Im oberen Bereich der Platte die ausgemeißelte Inschrift B, von der nur zwei Buchstaben und einige konturiert gehauene Oberlängen erkennbar sind. Darunter in der Mitte die Ritzzeichnungen eines Gebäckstücks und rechts daneben eines liegenden Wecken als Zunftzeichen der Bäcker. Im unteren Drittel auf dem Kopf stehend die Ritzzeichnung eines Bischofsstabes, diesen überlagernd Inschrift C für Joachim Levenhagen, mit dreieckigen Worttrennern. Zu ihr gehört ein ebenfalls auf dem Kopf stehender Schild mit einer Hausmarke (H12) in der oberen Plattenhälfte, der eines der zu B gehörenden Bäckerzunftzeichen (Gebäckstück) überlagert. In der rechten oberen Ecke Nummerierung D. Die Inschriften A und B erhaben in vertiefter Zeile, C und D sind eingehauen.

Inschrift A ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 156 cm, Br. 99 cm. Bu. 6,5 cm (A, C), 5,5 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A), Mischschrift aus gotischer Minuskel und Fraktur (B), Kapitalis (C).

Jürgen Herold [1/2]

  1. A

    [ - - - ta]rea) o(biit) iohannes gryphenbergh orat[e pro eo]

  2. B

    de[ - - - ]

  3. C

    DIESER ˑ STEIN ˑ VND / BEGREBNISSE GEHORET / IOCHIM ˑ LEVENHAGEN / VND ˑ SEINEN ˑ ERBEN / ANNO ˑ 1630

  4. D

    212̣

Übersetzung:

(...) Sonntag Lätare starb Johannes Griphenberg. Betet für ihn. (A)

Wappen:
Griphenberg
Levenhagen

Kommentar

Johannes Griphenberg war vielleicht ein Sohn des Ratsherrn Hinrich Griphenberg († vor 1338), der ein Haus und einen Speicher in der Kuhstraße besaß. Seit 1354 war Johannes mit Adelheid, der Witwe von Albus Dyck, verheiratet, die im September 1368 als abermalige Witwe nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes die Kapelle am nordöstlichen Portal der Nikolaikirche erwarb2) und dort eine Vikarie stiftete. Da Johannes Griphenberg am 14. Mai 1367 noch lebte, wird, sofern die Ergänzung zu Inschrift A zutrifft, sein Tod um den 19. März 1368 (Sonntag Lätare) eingetreten sein.3) Im 16. Jahrhundert war die Platte, wie der darauf abgebildete Bischofsstab belegt, im Besitz der Nikolaikirche, bevor sie von einem Bäckermeister erworben wurde. Da die entsprechende Inschrift (B) getilgt wurde, ist nicht mehr feststellbar, um wen es sich handelte und wann dies geschah. 1630 kam die Platte an Joachim Levenhagen (C), der 1591 das Bürgerrecht erlangt und 1597 ein Haus in der Hunnenstraße erworben hatte. Er starb vor 1653, als sein Schwiegersohn und seine Tochter das Grundstück an den Hausbäcker Ewald Sparward veräußerten.4) Davor oder danach war die Platte (wieder) im Kirchenbesitz (D).

Textkritischer Apparat

  1. [ - - - ta]re] Pyl ergänzt den Anfang der Inschrift zu [Anno domini m ccc lx viii dominica qua cantatur le]tare.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 65. Zur früheren Lage siehe Pyl, Greifswalder Kirchen, nach S. 248, Grundriss St. Nikolai, Nr. 130.
  2. Kapelle Nr. V (Dyck-Griphenberg’sche Kapelle); Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 326f.
  3. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 326f.; Pyl, Genealogien 4, S. 75f. (Nr. 109).
  4. StA Greifswald, Rep. 3 Nr. 28, Bl. 17v (28. Oktober 1591); StA Greifswald, Grundstückschronik, Hunnenstr. 16 (1597–1653).

Nachweise

  1. Pyl, Greifswalder Kirchen, S. 327, Tf. XII.1 (A), S. 474 (C).

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 52 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0005204.