Inschriftenkatalog: Greifswald

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 77: Greifswald (2009)

Nr. 41 Greifswald-Eldena, Zisterzienserkloster St. Marien um 1357

Beschreibung

Grabplatte für den Abt Gerhard von Eldena. Kalkstein. Zwei Fragmente, das eine vom oberen linken Bereich der ursprünglich hochrechteckigen Platte, das andere vom unteren rechten. Beide sind nicht lagegetreu zueinander, sondern nebeneinander in die Südwand des Chors über einem Grabplattenstück (Kat.-Nr. 32) eingemauert. Von der ehemals umlaufenden Inschrift ist nur noch je ein Teil der unteren linken sowie der oberen rechten Langseite erhalten. Im Innenfeld in Ritzzeichnung die Darstellung des Verstorbenen mit Tonsur im Abtshabit, mit beiden Händen den an seine rechte Schulter gelehnten Abtsstab haltend. Die Inschrift ist erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt.

Inschrift ergänzt nach Pyl.

Maße: H. 106 cm, Br. 140 cm. Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Jürgen Herold [1/1]

  1. [ - - - ] / [ - - - ] [ipso die gorgoni]i [ˑ] martiris ˑ o(biit) ˑ d(omi)n(u)s ˑ gh[erardus] / [ - - - ] / [ - - - u]sa) ˑ abbas ˑ i(n) hyld[a o - - - ]b)

Übersetzung:

(...) am Tag des Märtyrers Gorgonius (9. September) starb Herr Gerhard (...) zwanzigster Abt von Eldena. Betet (zu Gott) für ihn/seine Seele.

Kommentar

Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde das Kloster Eldena kurz hintereinander zweimal von einem Abt namens Gerhard, unterbrochen durch die Amtszeit des Abtes Heinrich III. (1337–1338), regiert. Zum ersten Mal führte ein Gerhard das Kloster als achtzehnter Abt in den Jahren 1336 bis 1337, zum zweiten Mal nachweislich von 1341 bis 1347. Dabei könnte es sich entweder um zwei verschiedene Personen oder um zwei Amtszeiten desselben Abtes handeln. Wenn es sich um zwei Personen handelt, spricht die Verwendung der gotischen Minuskel, die im Greifswalder Raum erst ab etwa 1350 sicher belegt werden kann, dafür, dass die Platte Gerhard II. gewidmet war. Er legte die Abtswürde zwar 1347 nieder, starb aber erst später, wahrscheinlich im Jahr 1357.1) Über die Herkunft und das Wirken Gerhards ist nichts bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. [ - - - u]s] Wahrscheinlich zu ergänzen zu vicesimus.
  2. Das Ende der Inschrift ist zu ergänzen zu ‚orate (deum) pro anima eius‘ oder ‚orate (deum) pro eo‘.

Anmerkungen

  1. Pyl, Eldena, S. 133, 560.

Nachweise

  1. Kirchner, Grabsteine Eldena, Teil 2, S. 152f.
  2. Pyl, Eldena, S. 133, 662.
  3. Haselberg, Kreis Greifswald, S. 76.

Zitierhinweis:
DI 77, Greifswald, Nr. 41 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0004101.